Am Samstag musste Horst Heldt vor dem Endspiel des 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 auch Fragen zu seiner Person beantworten. Dass die Gerüchte um seine Ablösung ausgerechnet an einem so wichtigen Spieltag aufkamen, hat man bei den Geißböcken schon häufiger erlebt. Vor der Relegation kommt die Personaldiskussion inklusive des Namens eines möglichen Nachfolgers allerdings zur Unzeit. Erst nach der Saison darf, muss und wird es auch um den Geschäftsführer Sport gehen, allerdings nicht nur um ihn.
Eine kommentierende Analyse von Marc L. Merten
Am Samstag musste Horst Heldt einen Eiertanz vor laufender Kamera vollführen. Wie er zu seiner eigenen Situation stehe, ob er mit dem Vorstand in Kontakt sei, woher die Gerüchte um seine Ablösung kämen. “Eine Herzensangelegenheit kann auch schwierig sein. Zur Zeit ist es schwierig”, lavierte Heldt um die Situation bei seinem Herzensklub herum. “Wir waren zwei Wochen in Quarantäne. Ich habe die Mannschaft begleitet. Da waren physische Treffen mit anderen nicht möglich. Da geht es auch um Prioritäten.”
Wolf und Wettich bei den Fans – aber wortlos
Dass der Sportchef bei den Spielern sein musste, versteht sich von selbst. Dass in Zeiten von Smartphones und Videokonferenzen in dieser Zeit kein Austausch mit dem Vorstand stattgefunden hat, ist allerdings bezeichnend. Am Montag fügte Heldt auf der Pressekonferenz vor dem Relegation-Hinspiel noch hinzu: “Ich kann wenig dazu sagen, weil ich keine Informationen dazu habe und schon länger keinen Kontakt mehr zum Vorstand hatte.” Es gehe nur darum, den Fokus auf die Mannschaft und die Relegation zu legen. “Wir wollen unbedingt in der Liga bleiben.”
Vom Vorstand ist dagegen seit Wochen nichts mehr zu hören. Es herrscht großes Schweigen. Werner Wolf und Carsten Wettich standen am Samstag zwar vor dem Stadion bei den Fans, allerdings wohl auch aus Werbezwecken, so wurde Vizepräsident Wettich vom Kamerateam der FC-Doku 24/7 begleitet. Es darf erwartet werden, dass sich der Interimsvorstand vor der Mitgliederversammlung am 17. Juni über dieses Werbeformat noch einmal Fan-nah präsentieren will. Schließlich muss Wettich von den Mitgliedern bestätigt werden. Sollte ihm dies nicht gelingen, müsste wohl nicht nur er zurücktreten, sondern der gesamte Vorstand.
Machtspiele laufen – Jakobs im Gespräch
Allen beim 1. FC Köln ist bewusst, dass es nach der Saison nicht nur um die Position des Geschäftsführers Sport gehen wird. Heldt ist das Gesicht des sportlichen Misserfolgs, die Väter der jahrelangen Turbulenzen sind allerdings viele. Wohl auch deshalb wollte Werner Wolf vor einer Woche die Heldt-Personalie in der Bild nicht kommentieren. Wohl auch deshalb tauchte nun der Name Dr. Jörg Jakobs im kicker als möglicher Heldt-Nachfolger auf. Wohl auch deshalb wurde, typisch FC, ausgerechnet vor dem Schalke-Spiel das Gerücht der Heldt-Trennung gestreut. Ein Vorgang, den man bei den Geißböcken in der Vergangenheit schon häufiger erlebt hat: Strippenzieher im Hintergrund, die keine Skrupel haben, selbst überlebenswichtige Spiele des 1. FC Köln für ihre Machtspiele zu missbrauchen.
Doch diese Machtspiele müssen noch ruhen. Am Mittwoch und am Samstag muss der 1. FC Köln all seine Kräfte auf den Klassenerhalt konzentrieren. Gelingt dieser, gibt es zumindest noch die Hoffnung auf eine sachliche Aufarbeitung der Saison. Gelingt dieser nicht, wird es eine Schlammschlacht um Machterhalt, Deutungshoheit und Sündenböcke gehen.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!