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Keine Tabus mehr: Podolski fordert neuen Kurs beim 1. FC Köln

Lukas Podolski während seiner aktiven Zeit beim 1. FC Köln. (Foto: Bopp)
Lukas Podolski während seiner aktiven Zeit beim 1. FC Köln. (Foto: Bopp)

Lukas Podolski ist nach der schwierigen Saison des 1. FC Köln hart mit seinem Heimatklub ins Gericht gegangen. Der 36-jährige forderte eine Aufarbeitung der Saison, einen Kurswechsel des Vorstands und auch einen ehrlicheren Umgang mit seiner Person. Überraschend erklärte der einstige FC-Star zudem, dass er offen sei für eine Diskussion um Anteilsverkäufe beim Traditionsklub.

Köln – Gefreut hat sich Lukas Podolski über den Klassenerhalt des 1. FC Köln nach der gewonnenen Relegation in Kiel, keine Frage. “Ich glaube nicht, dass sich der Verein vom Abstieg so schnell wieder erholt hätte. Das wäre ein sehr harter Kinnhaken für den Verein gewesen”, sagte der einstige Stürmer dem Kölner Stadt-Anzeiger. Doch die Euphorie nach Schlusspfiff war dem Weltmeister von 2014 etwas zu viel. “Die Bilder von Bierduschen auf dem Spielfeld und der Party danach, das ist schon ein bisschen übertrieben gewesen. Der Anspruch hätte ja sein müssen, mit der Mannschaft nicht um den Abstieg zu spielen.”

Die Gründe dafür hat der FC bereits analysiert und in der Konsequenz wegen einer schlechten Kaderzusammenstellung sowie fehlender Perspektive Sportchef Horst Heldt beurlaubt. Für Podolski eine nachvollziehbare, wenngleich eindimensionale Entscheidung. “Wenn man ehrlich ist, hat er in seiner Zeit nicht viel bewirken können. Es wurden unter ihm so gut wie keine Spieler verpflichtet, die der Mannschaft wirklich weiterhelfen konnten oder die einen höheren Transferwert gewonnen haben”, sagte “Prinz Poldi”. “Es wäre aber viel zu einfach, ihn jetzt als alleiniges Bauernopfer nach vorne zu schieben. Viele zeigen mit dem Finger auf Horst Heldt, dabei gibt es noch jede Menge andere große Baustellen im Verein.”

Der Vorstand? Als säßen sie in einer Dunkelkammer…

Und genau diese großen Baustellen im Verein sieht Podolski als größtes Problem des Klubs. Der 36-jährige kritisierte, dass “das FC-Gefühl, die geballte Power, die dieser Traditionsklub hat, leider verloren gegangen ist”. Es herrsche Chaos, es fehle das Miteinander im Verein über alle Ebenen hinweg. “Jeder schaut leider nur auf seinen Posten, so kommt mir das vor.” Dabei kritisierte Podolski insbesondere auch den Vorstand um Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich mit deutlichen Worten. “Es wirkt auf mich so, als säßen sie in einer Dunkelkammer und würden versuchen, den Verein von dort aus zu leiten”, fällte Podolski ein hartes Urteil. “Wenn ich Vorstandsmitglied bin und mir der Verein am Herzen liegt, dann muss ich doch eine positive Grundstimmung verbreiten und versuchen, alle mitzunehmen, die Fans wie auch die Sponsoren und den gesamten Verein.”

Stattdessen habe es leere Worte gegeben, auch um seine eigene Person. Podolski will bekanntlich nach seinem Abschied aus der Türkei noch ein, zwei Jahre weiterspielen. Wo, ist noch nicht bekannt. Danach kann er sich generell vorstellen, beim 1. FC Köln in einer nicht näher definierten Position einzusteigen. Doch der Vorstand hat offenbar noch keine Notwendigkeit gesehen, die Gespräche mit dem Ex-Nationalspieler weiterzuführen. “Nein, null, nix”, sagte Podolski und machte deutlich, dass er davon enttäuscht sei. “Es ging offenbar nur darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass das Gespräch einmal geführt wurde. Dann wurde da auf dem Papier ein Haken dran gemacht.”

Podolski fordert offene Diskussion über Anteilsverkäufe

Wie es mit dem 1. FC Köln weitergehen wird, dürften die nächsten anderthalb Jahre mit gleich drei Mitgliederversammlungen zeigen. Podolski forderte, dass es keine Tabus geben dürfte, wenn es um die Zukunft des Klubs gehe. Selbst den Einstieg strategischer Partner würde der 36-jährigen nicht ausschließen. “Die Debatte darüber muss aus meiner Sicht geführt werden”, sagte Podolski, der klar betonte, dass es Investorenmodellen gibt, für die es zahlreiche negative Beispiele gibt, zuletzt Hertha BSC. “Ich bin FC-Mitglied und habe durchaus Sorge vor einem reinen Investorenmodell”, sagte Podolski und sprach sich damit indirekt gegen einzelne Großinvestoren aus, die alleinig alle Anteile an einem Klub übernehmen würden. “Das käme für mich nicht in Frage.”

Sehr wohl aber ist Podolski der Meinung, dass die Diskussion zumindest über strategische Partnerschaften wie in Frankfurt oder München geführt werden müsste. “Ich finde, es sollte ein breites Meinungsbild der Mitglieder eingeholt werden – und nicht nur die Meinung der wenigen tausend, die verlässlich bei Mitgliederversammlungen dabei sind. Der FC hat 115.000 Mitglieder, die müssen ganz konkret gefragt werden: Was wollt ihr?”, forderte der einstige FC-Star. “Danach kann dann auch keiner mehr rumheulen, wenn der Verein immer nur gegen den Abstieg spielt, weil die finanziellen Mittel fehlen. Wenn aber die Mehrheit sagt: Wir wollen auch wieder in Europa spielen, müssen von Vorstand, Geschäftsführung und Mitgliederrat Wege dafür gefunden werden.” Gut möglich, dass Podolski nach seinem Karriereende an dem einen oder anderen Weg mitarbeiten will.

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