Ellyes Skhiri traf zum 1:1. (Foto: Bopp)

Skhiri rettet den FC – Schwäbe wird zum Elfer-Helden

Der 1. FC Köln hat sich nach einer lange Zeit indiskutablen Leistung mit viel Glück in die zweite Runde im DFB-Pokal gerettet. Gegen den FC Carl Zeiss Jena wurde Marvin Schwäbe mit zwei gehaltenen Elfmetern im Elfmeterschießen zum Helden und bescherte dem FC einen 5:3 (1:1, 4:2)-Sieg beim Regionalligisten. Die Elf von Steffen Baumgart konnte sich zudem bei Ellyes Skhiri bedanken, der in der 69. Minute den glücklichen Ausgleich erzielt hatte.

Aus Jena berichtet Marc L. Merten

Das Stadion lag zur Hälfte in Schutt und Asche, die Gegengerade war abgerissen worden, und noch immer lagen Tonnen an Geröll dort, wo einst Teile des altehrwürdigen Ernst-Abbe-Sportfeldes gestanden hatten. Dort, wo der FC Carl Zeiss Jena die erfolgreichste Fußballmannschaft der DDR geworden war, wollte der 1. FC Köln gegen den heutigen Viertligisten in die zweiten DFB-Pokal-Runde einziehen.

Die FC-Profis mussten zwischen eben jenen Schutthaufen hindurch gehen, um zu ihrer Kabine und von dort auf das Spielfeld zu gelangen. Die ersten Elf, die Steffen Baumgart auf den Rasen schickte, waren keine Überraschung mehr: Schwäbe im Tor, die Viererkette im Zentrum mit Hübers neben Czichos, dazu Özcan statt Skhiri auf der Sechs, und vorne Uth, Thielmann und Modeste. So sollten am Samstagnachmittag zu keiner Zeit Fragen aufkommen, wer hier als Sieger den Platz verlassen würde. Doch stattdessen lieferte der FC lange Zeit eine erschütternde Partie ab.

Moment des Spiels

Das Elfmeterschießen brachte die Entscheidung, und es war Marvin Schwäbe, der zum Helden wurde. Direkt beim ersten Elfmeter der Jenaer von Maximilian Oesterhelweg tauchte der FC-Keeper ab und fischte den Ball artistisch mit der rechten Hand aus der Ecke. Nachdem Youngster Tim Lemperle cool und abgezockt den FC mit einem verwandelten Elfmeter in Front brachte, produzierte Schwäbe eine nahezu identische Parade und hielt auch den zweiten Elfer des FCC von Leon Bürger mit der rechten Hand. Weil anschließend Louis Schaub, Jan Thielmann und Ondrej Duda verwandelten, ging der FC doch noch als Sieger vom Platz und zog in die zweite DFB-Pokal-Runde ein.

Die Tore

Danach hatte es aber lange nicht ausgesehen. Denn schon in der fünften Spielminute traf Jena zum 0:1. Kingsley Ehizibue mag unter Baumgart einen Sprung nach vorne gemacht haben, aber nicht nach hinten – zumindest nicht in der Defensivarbeit. Wie er sich von Maximilian Krauß austanzen ließ, war nicht einmal Viertliga-tauglich. Dass der zweite Außenverteidiger, Benno Schmitz, bei der folgenden Flanke seinen Gegenspieler Maximilian Wolfram aus dem Blick verlor und dieser freistehend per Volley zum 0:1 traf, war wie eine Erinnerung an die schlimmsten Tage, in denen der FC zumindest leistungsmäßig ohne Außenverteidiger spielte.

Lange ließ sich Steffen Baumgart Zeit für die ersten beiden Wechsel – fast schon zu lange. Doch dann wechselte er die richtigen Spieler ein. Ellyes Skhiri und Sebastian Andersson kamen für die unterirdischen Salih Özcan und Florian Kainz. Nur eine Minute später zahlte sich die Entscheidung aus: Andersson nahm einen Ball in die Spitze an, legte ihn zurück, Hector schickte Uth, dieser stoppte an der Torauslinie ab und legte in den Rückraum, wo Skhiri heraneilte und überlegt zum 1:1 einschob. So ging es erst in die Verlängerung und schließlich ins Elfmeterschießen.

Fazit

Der 1. FC Köln steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Das ist die einzig gute Neuigkeit an diesem Tag. Steffen Baumgart hatte erklärt, nur das Ergebnis zähle. Doch über die Art und Weise, wie der FC in Jena aufgetreten war, wird zu reden sein. Die Leistung der ersten Halbzeit ließ die düstersten Befürchtungen wahr werden. Die Mannschaft präsentierte sich leblos, unkonzentriert, ohne Härte, ohne Lust, ohne sichtbare Ideen. Niemand übernahm die Führung. Niemand wollte an diesem Spiel teilnehmen. Niemand wollte sich Jena in den Weg stellen. Besonders enttäuschend: Özcan auf der Sechs und Uth auf der Zehn. Zumindest letzteren weckte Baumgart in der Halbzeitpause offenbar auf. Auch erstaunlich war, dass Baumgart sich dieses Schauspiel weit über eine Stunde lang anschaute, ohne zu wechseln.

Dass es am Ende doch noch zum Sieg reichte, war dem Doppelwechsel in der 67. Minute geschuldet, einem Ellyes Skhiri, der jenen Willen zeigte, den viele andere Spieler hatten vermissen lassen, und einem nervenstarken Elfmeterschießen mit einem starken Schwäbe und eiskalten Schützen. Insbesondere Lemperle übernahm als erster Schütze Verantwortung, wo gestandene Profis in den 120 Minuten zuvor auf ganzer Strecke enttäuscht hatten. Baumgart wird dieses Spiel offen aufarbeiten müssen. Nur dann kann es eine Besserung geben mit Blick auf den Bundesliga-Start in einer Woche gegen Hertha BSC.

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