Der 1. FC Köln ist auf kuriose Art und Weise aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Dass nach der Niederlage gegen den Hamburger SV viel über den letzten Elfmeter von Florian Kainz diskutiert wird, ist so bitter wie auch richtig. Letztlich hatte der FC aber auch trotz der großen Rotation zahlreiche Chancen auf den Sieg genauso liegen gelassen, wie die große Möglichkeit in diesem Jahr weit zu kommen. Die Lehren des Spiels.
Aus Müngersdorf berichtet Sonja Eich
Geschichte des Spiels
Dass das Achtelfinale zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV am Dienstagabend in die Verlängerung gehen würde, war nach 120 Minuten irgendwie folgerichtig. Zwischen dem Erst- und Zweitligisten war über weite Strecken kein Klassenunterschied festzustellen und auch die Statistik wies, was Ballbesitz, Zweikampfwerte, Torschüsse und Großchancen angeht, nahezu identische Werte auf. Und doch sah es nach dem frühen Treffer in der Verlängerung von Robert Glatzel lange Zeit nach einer Niederlage für die Kölner aus. Der FC wäre in dieser Saison jedoch nicht der FC, wenn er mit Anthony Modeste nicht noch einen nahezu unaufhaltbaren Trumpf in der Hand hätte. Und so sah sich Baumgarts Ex-Schützling Sebastian Schonlauf in der letzten Minute des Spiels dazu genötigt, den Franzosen im Strafraum festzuhalten und so am Kopfball zu hindern. Selbstbewusst wie der 33-Jährige zur Zeit ist, nahm sich Modeste selbst die Kugel und jagte den Ball unhaltbar zum Ausgleich in die Maschen. Ein dramatisches Finale einer spannenden Partie, welches erst im Elfmeterschießen so richtig seinen Lauf nehmen sollte…
Pechvogel des Tages
Hier gibt es keine zwei Meinungen: Florian Kainz. Der 29-Jährige musste treffen, um die Chancen auf das Weiterkommen zu wahren. Kurz vor dem letzten und entscheidenden Elfmeterschuss hatte sich der Österreicher den Rasen links vom Ball noch zurecht getreten, um ein Wegrutschen zu verhindern. Doch es half alles nichts: Als der Schütze zum Schuss ausholte, rutschte ihm sein linkes Standbein weg und der Ball ging vom rechten an den linken Fuß. Dass der Elfmeter trotzdem im Tor landete, nützte nichts. Der 1. FC Köln war durch diese Doppelberührung aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Ein Ende, das aus FC-Sicht irgendwie zu diesem Spiel gepasst hatte.
Zitat des Tages
“Es ist eine bittere Situation und das kommt wahrscheinlich nur einmal in 500 Elfmetern vor. Das war der Fall, im letzten Elfmeter auch noch. Von daher war es nachvollziehbar, dass der Spieler sich schlecht gefühlt hat.” (Schiedsrichter Daniel Schlager)
Rotation des Spiels
Sechs Mal tauschte Steffen Baumgart seine Elf gegen den HSV im Vergleich zum letzten Ligaspiel gegen die Bayern. Das waren zumindest zwei Wechsel weniger als in der zweiten Runde gegen den VfB Stuttgart. Aber dennoch: Mit Kingsley Ehizibue, Jannes Horn, Kingsley Schindler und Sebastian Andersson standen gleich vier Spieler auf dem Feld, die zuletzt nur wenig Einsatzzeiten bekommen hatten und sich zur Zeit mit der Joker-Rolle zufrieden geben müssen. Nach dem Ausscheiden lässt sich freilich leicht die These aufstellen, dass die Geißböcke mit ihrer vermeintlichen Bundesliga-Elf wohl eine Runde weitergekommen wären. Zur Wahrheit gehört aber auch: Chancen, das Spiel zu gewinnen, hatten die Kölner auch am Dienstag. Letztlich bleibt es müßig darüber zu diskutieren, ob Steffen Baumgart mit seiner Aufstellung zu viel Risiko eingegangen ist.
(Ausgebliebener) Pfiff des Spiels
In der 18. Minute hatte Hamburgs Linksverteidiger im Strafraum die Hand im Gesicht von Kingsley Schindler. Eine Situation, die außerhalb des Strafraums meist als Foul gepfiffen wird. Schiedsrichter Patrick Schlager und Videoassistent Sören Storks bewerteten sie als nicht Elfmeter-würdig. Irgendwie nachvollziehbar und doch eine typische Szene, bei der man sich fragt: Wann ist ein Foul ein Foul? Immerhin: In der Verlängerung hatte Timo Hübers seinen Gegenspieler Robert Glatzel so stark mit dem Arm im Gesicht getroffen, dass dieser zunächst eine Blutung an der Lippe gestillt bekommen musste. Auch hier blieb die Pfeife des Referees stumm.
Die verpasste Chance
Der FC Bayern München scheiterte schon in Runde zwei, Bayern 04 Leverkusen ebenfalls. Am Dienstag verabschiedete sich neben dem FC auch noch Borussia Dortmund aus dem Pokal. Im Spiel zwischen Hertha und Union sowie Hoffenheim und Freiburg werden sich am Mittwoch zudem noch zwei weitere Bundesligisten gegenseitig ausschalten. Schon jetzt steht fest: Alle Pokalsieger der letzten 26 Jahre sind in dieser Saison bereits im Achtelfinale oder früher aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Die Chance weit zu kommen, ja sogar vielleicht bis ins Finale, war daher wohl selten so groß wie in diesem Jahr. Der FC hat sie am Dienstag vergeben und damit auch den warmen Geldsegen in Höhe von Rund einer Million Euro verpasst, der auf den Gewinner des Spiel gewartet hatte. Nicht nur alle FC-Fans, sondern auch Steffen Baumgart, werden ihren großen Traum vom Pokalfinale mindestens noch ein Jahr lang weiter träumen müssen.
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