Mit einer Niederlage und einem Sieg hat der 1. FC Köln sein intensives Testspiel-Wochenende beendet. Dabei waren Leistung und Ertrag an den beiden Tagen widersprüchlich. Nun liegen auch vor Steffen Baumgart schwierige Tage. Schließlich wird der Trainer unbequeme Entscheidungen treffen müssen.
Steffen Baumgart konnte kaum noch sprechen, als er am Sonntagabend am Bieberer Berg zum Interview kam. Zu sehr war seine Stimme nach den intensiven 180 Minuten vom Wochenende angeschlagen. “Vielleicht sind zwei Spiele für meine Stimme auch nicht gut”, scherzte der Trainer nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen die Kickers Offenbach.
Zufrieden war der Trainer mit der Leistung seiner Mannschaft aber nur bedingt. Die Geißböcke wirkten über weite Strecken des Spiel kraft- und ideenlos. Vor der Partie hatte Sport-Geschäftsführer Christian Keller bereits angedeutet, dass die Spieler auf dem Zahnfleisch gehen könnten: “Mit dem Spiel heute haben wir die Belastungsspitze der Vorbereitung erreicht”, sagte der 43-Jährige und kündigte an: “Die Trainingsumfänge werden ab nächster Woche geringer.”
Baumgart hingegen wollte das Spiel genauso wenig über- sowie unterbewerten wie die 1:2-Niederlage tags zuvor gegen den AC Mailand. “Es war ein ganz schwerer Gang und genau umgekehrt wie gestern”, sagte der Trainer. Und tatsächlich: Waren die Kölner gegen den italienischen Meister trotz Niederlage die bessere Mannschaft, war der Sieg gegen den Regionalligisten fast schmeichelhaft. In beiden Partien präsentierte sich der vermeintliche Favorit jedoch als effizienter vor dem gegnerischen Tor. Entsprechend sagte auch der FC-Coach nach Abpfiff: “Der OFC hätte nicht nur ein Tor verdient gehabt. Der Gegner hat es heute sehr gut gemacht.” Gleichzeitig gab Baumgart zu: “Das war kein gutes Spiel von uns. Vielleicht hatte das etwas mit der Belastung zu tun. Wir haben es nicht geschafft, es schnell durchzuspielen.”
Trotzdem habe der FC-Trainer an diesem Wochenende schon einiges gesehen, “von dem, was wir spielen wollen.” Gleichzeitig sei seine Mannschaft bereits weiter als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Allerdings müssten die Kölner in der kommenden Saison flexibler agieren können, haben sich viele Mannschaften in der Bundesliga inzwischen schon auf das Kölner System eingestellt. “Wir gehen unseren Weg weiter. Aber wir müssen Lösungen finden, wir sind kein Geheimnis”, erklärte Baumgart am Samstag nach dem Mailand-Test.
Kader-Verkleinerung steht bevor
Welche Spieler den Weg bis zum Saisonstart oder dem Ende der Transferperiode mitgehen werden, ist aktuell noch unklar. Steffen Baumgart hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, den Kader verkleinern zu wollen. Sebastian Andersson hat mit seiner Nicht-Nominierung gegen den AC Mailand wohl ein deutliches Signal in Richtung Einsatzperspektiven bekommen. Auch gegen Offenbach konnte sich der Angreifer nicht nennenswert in Szene setzen. Zudem wird es neben den Youngsters, die wohl zunächst zur U21 zurückkehren werden, auch Niklas Hauptmann schwer haben. Bright Arrey-Mbi hingegen zeigte zuletzt aufsteigende Form und machte seine Sache in den Testspielen ordentlich.
Alleine diese Personalie zeigt, wie schwierig es für Baumgart und sein Trainerteam wird, Entscheidungen zu treffen. “Es wird mir schwerfallen, überhaupt einen Kader hinzukriegen”, erklärte der Trainer am Wochenende. “Ich werde den ein oder anderen enttäuschen müssen, obwohl er es nicht verdient hat.” Und selbst wenn der FC seinen Trainingskader dann auf rund 24 Feldspieler verkleinert haben wird, wird es von Spieltag zu Spieltag neue Härtefälle geben. Schließlich können lediglich 18 Feldspieler mit zu den Spielen genommen werden.
Diese Kaderentscheidung wird Baumgart erstmals in zwei Wochen beim Pflichtspielauftakt im Pokal gegen Regensburg treffen müssen. “Ich werde in 14 Tagen Spielern sagen müssen, dass sie nicht mit dürfen, obwohl sie genauso gut trainiert haben. Ich kann keinem sagen, dass es nicht reicht. Weil das nicht stimmen würde. Es wird keine einfache Entscheidung”, ist sich Baumgart bewusst.
Breiter Kader verschafft Ruhepausen
Letztlich dürften die Entscheidungen für den FC aber auch zu Luxusproblemen werden. Schließlich könnte die Breite des Kaders im Saisonverlauf noch zu einem echten Faustpfand werden. “Wir haben kein A und kein B. Das haben wir im letzten Jahr bewiesen”, erinnerte Baumgart unter anderem an die vielen Torbeteiligungen von Jokern. Gerade in einer Saison, die mit der engen Taktung bis zur WM-Pause im November intensiv werden dürfte, braucht der FC seine Breite im Kader: “Wir können im Laufe der Saison dem ein oder anderen eine Ruhepause gönnen.” Doch klar ist auch: In den kommenden Wochen wird sich der Kader noch deutlich verkleinern und Spieler den Verein verlassen. Schwierige Entscheidungen hin oder her.
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