Bekommt der 1. FC Köln ein Problem mit Anthony Modeste? Der Franzose hat mit seinen Aussagen im Trainingslager in Donaueschingen für Aufsehen gesorgt. Sportchef Christian Keller jedoch bleibt gelassen. Der Spieler habe nichts gesagt, was nicht mit dem Klub abgesprochen gewesen sei.
Aus dem Trainingslager berichten Sonja Eich & Marc L. Merten
Die Flanke von Kingsley Schindler segelte punktgenau auf den langen Pfosten. Anthony Modeste eilte heran und hielt den rechten Schlappen hin. Doch das Spielgerät flog am langen Pfosten vorbei. Der 34-Jährige sank auf die Knie, konnte es nicht fassen. Doch später im Trainingsspiel war Modeste dann doch noch zur Stelle und erzielte sein Tor.
Bei diesem Training am Dienstagnachmittag war Anthony Modeste nichts mehr anzumerken von den Worten, mit denen er noch mittags für Aufsehen gesorgt hatte. “Wenn etwas kommt, muss ich mit dem Verein reden. Aber das wird, denke ich, kein Problem sein, weil der Topverdiener ja weg muss. Es wird also kein Problem sein, wenn ich weg bin.” Hatte es zuletzt noch so ausgesehen, als liefe alles auf einen Verbleib des Sturmes hinaus, scheint aus Sicht des Spielers genau das Gegenteil der Fall.
Wieder einmal also kokettiert der FC-Star mit seinem Abschied aus Köln. Nicht das erste Mal, im Prinzip sogar in jedem Jahr, seit der Angreifer für den FC spielt. Ob 2016, als er eine Vertragsklausel aktivierte, um sich einen besseren Vertrag zu erpokern. Ob 2016/17 im Winter, als sich erstmals ein Wechsel nach China anbahnte. Ob im Sommer 2017, als er diesen Wechsel dann tatsächlich vollzog. Genauso nach seiner Rückkehr, als der Trainerwechsel hin zu Markus Gisdol dem Franzosen jegliche Lust auf den Fußball in Köln verdarb. Oder ein Jahr später, als er nach St. Etienne floh. Nun also erneut. Im Westen nichts Neues, ganz nach Erich Maria Remarque.
So bemerkenswert Modestes Aussagen sind, sind sie doch ein Vorwurf an die Verantwortlichen, dem Spieler nicht den nötigen Respekt in Form eines neues Vertrages entgegen zu bringen, waren sie doch für Christian Keller kein Grund zur Beunruhigung. “Der Spieler hat nichts anderes gesagt, als mit dem Verein abgesprochen”, sagte der Sportchef lediglich. Intern sei längst besprochen, dass Modeste im Falle eines Angebots zu den Verantwortlichen kommen können, weil andererseits klar sei, dass der Klub dem Spieler in diesem Sommer kein neues Vertragsangebot machen werde.
Als Provokation wollte der 43-Jährige die Aussagen seines Stürmer-Stars ganz bewusst nicht werten. Die Reaktion passt zu der Politik, die Keller und auch Trainer Steffen Baumgart fahren. Die gute Stimmung innerhalb der Mannschaft geht über alles. Und so darf auch ein verdienter Spieler sagen, was er will. Vor allem, wenn dies nicht von dem abweicht, was man intern mit ihm besprochen hat.
Adamyan kein klassischer Spieler für die Außenbahn
Klar ist aber auch: Der FC rechnet eigentlich fest mit Modeste für die kommende Saison. Der Franzose ist nicht nur im Kader eingeplant, sondern als Stürmer Nummer eins vorgesehen. Vor allem er soll auch in der kommenden Saison wieder die nötigen Tore für den sportlichen Erfolg schießen – nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Pokal und in Europa. Fraglich bleibt aktuell, ob Modeste dazu noch die richtige Lust verspürt.
Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Verpflichtung von Sargis Adamyan in einem neuen Licht. Der Armenier ist keinesfalls der reine Außenbahn-Spieler der Kategorie Linton Maina, den man angeblich gesucht hatte. Vielmehr ist der 29-Jährige ein eher zentraler Stürmer, der auch und gerne über die Außen agiert. Und so hat Baumgart einen weiteren Spieler im Kader, den er im Zweifel ganz vorne im Angriff einsetzen kann. Intern traut man dem Neuzugang von der TSG Hoffenheim eine ganze Menge zu. Er gilt als bislang wichtigster Neuzugang in diesem Sommer.
Auch ohne Modeste gut genug besetzt?
Nichts desto trotz bleibt die Personalie Modeste heiß. Schon 2017 hatte sich seinen Abgang als fatal erwiesen, waren seine Tore doch nicht zu ersetzen. Auch deswegen ist keinesfalls gewiss, dass der FC Modeste zielen lassen würde, sollte dieser mit dem Angebot eines anderen Klubs vorstellig werden. Ein Verkauf des 20-Tore-Stürmers stünde nur dann im Raum, sollte sich neben dem eingesparten Gehalt auch eine erklecklich Transfersumme ergeben, die im Zweifel noch einmal anderweitig investiert werden könnte. Allerdings, so Keller, habe man bewusst im Sturm bereits zweimal auf dem Transfermarkt zugeschlagen (Adamyan, Tigges). So will der FC zumindest den Eindruck erwecken, auch unabhängig von Anthony Modeste im Angriff ausreichend besetzt zu sein.
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