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Grundsatz-Rede: So kann beim 1. FC Köln Eine neue Kultur entstehen

Christian Keller. (Foto: Bucco)
Christian Keller. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln hat sich auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend von einer neuen Seite gezeigt. Vorstand und Geschäftsführung bemühen sich um einen neuen Ton, um Ruhe, Dialog, Verständigung. Die MV zeigt, dass auf diese Weise tatsächlich eine neue Kultur im Klub entstehen kann. Doch der Abend ist auch eine Warnung: Der FC darf seine Mitglieder nicht einschläfern.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Die vergangenen Jahren hatten Schlimmes befürchten lassen. Würde es wieder die nächste Marathon-Veranstaltung werden? Würde die Mitgliederversammlung erneut erst wieder tief in der Nacht enden? Nein, der 1. FC Köln brachte seine MV 2022 nach weniger als fünf Stunden noch vor 23 Uhr zu Ende. Das hatte es viele Jahre nicht mehr gegeben.

Und dann war da neben dem Zeitfaktor auch noch das Gefühl, mit dem die Menschen nach Hause gingen. Das Gefühl, das man beim 1. FC Köln alles im Griff hat. Den Sport sowieso, denn bei Männern wie Frauen läuft es gut. Die Finanzen eigentlich nicht, schließlich ist der FC weiter ein Sanierungsfall. Dennoch wirkten Philipp Türoff und Christian Keller so, als würde die Situation ihnen keine schlaflosen Nächte bescheren. Und auch die strategische Ausrichtung des Klubs, der personelle Umbau, die Zusammenarbeit der Gremien und sogar die Gespräche zur Infrastruktur scheinen auf den Weg gebracht.

Keller formuliert die Leitlinien für einen neuen FC

Freilich sind Worte nur Worte. Die Taten müssen erst noch folgen. Doch den Worten wird seitens der Mitglieder Vertrauen entgegen gebracht. Das war in weiten Teilen am Dienstagabend zu spüren. Dies lag auch an den vorgetragenen Inhalten und der Art der Reden und Dialoge im Laufe der knapp fünf Stunden. Auf der Bühne wurden keine Kleinkriege ausgetragen. Das Podest wurde nicht für Schimpftiraden genutzt. In den Reden wurde nicht das Blaue vom Himmel versprochen oder fatale Fehleinschätzung als Betriebsunfälle schön geredet.

Insbesondere Christian Keller setzte mit seiner strukturierten und vor allem substantiellen Rede, die weit über den sportlichen Bereich hinaus ging und eine neue Kultur beim 1. FC Köln einforderte, einen neuen Maßstab. Die in dieser Rede formulierten Werte und Vorstellungen decken sich mit jenen des Vorstands, und so legte Keller am Dienstag die Leitlinie für einen neuen FC aus, und die Mitglieder nahmen es dankbar und hoffnungsvoll mit Blick auf die Zukunft auf.

Darum war die MV auch eine Enttäuschung

Dennoch zeigte der Abend auch, was nun nicht passieren darf: Der FC darf die Mitgliederschaft nicht in einen Status des Desinteresses versetzen. Der Grat zwischen den ruhigen Tönen einerseits und einer einschläfernder Wirkung andererseits ist schmal. Auch das konnte man schon am Dienstagabend sehen. Die Reden von Wolf, Sauren, Wettich und Türoff fesselten niemanden. Einzig Keller vermochte die Aufmerksamkeit der Mitglieder aufrecht zu erhalten.

Zudem war die Teilnahme an der Mitgliederversammlung eine deutliche Warnung an die FC-Bosse, insbesondere an den Vorstand und den Mitgliederrat. Es war im Vorfeld nicht genug gemacht worden, um die Menschen in die Arena zu locken. Es war nicht genug gemacht worden, um während der MV die Diskussionen bei der Aussprache anzuregen. Und weil überdies die MV von einem emotionslosen, teils fast schon gelangweilt wirkenden Versammlungsleiter Dieter Steinkamp moderiert wurde, verspürte niemand im Saal echte Motivation, sich aktiv an dieser vereinsdemokratischen Grundsatz-Veranstaltung zu beteiligen.

Der FC hat noch viel Arbeit vor sich

Die Folge: Gerade einmal eine Hand voll Mitglieder meldete sich, um über die dramatischen Szenen in Nizza zu sprechen. Gerade einmal 799 Mitglieder gaben schließlich zur Vorstandswahl ihre Stimme ab. Und das bei dem Klub, der besonders laut postuliert, der demokratischste Mitglieder-geführte Verein Deutschlands zu sein. Der FC hat also noch viel zu tun auf dem Weg zu einer neuen Kultur. Der Anfang ist gemacht. Doch es gibt noch viele Schwächen im System. Oder, wie Keller anstatt Schwächen lieber sagt: “Entwicklungsfelder”.

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