Herausragendes Stellungsspiel, Probleme in der Luft: Nikola Soldo in der Datenanalyse

Der 1. FC Köln hat kurz vor Transferschluss noch einmal zugeschlagen und Nikola Soldo verpflichtet. In Deutschland ist Sohn von Ex-FC-Trainer Zvonimir Soldo noch weitestgehend unbekannt, weshalb sich die Datenanalyse von CREATEFOOTBALL den Innenverteidiger für den GEISSBLOG einmal genauer angeschaut haben.

Nikola Soldo ist der jüngste Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Zvonimir Soldo. Der heute 21-Jährige wurde am 25. Januar 2001 in Stuttgart geboren, als sein Vater gerade für den VfB spielte. Nachdem die Familie 2006 nach Zagreb zurückkehrte, begann der junge Nikola beim kroatischen Topclub Dinamo Zagreb mit dem Fußballspielen. Im weiteren Verlauf seiner fußballerischen Entwicklung spielte er für mehrere Vereine der Hauptstadt, bevor er sich 2015, wie schon sein Vater, dem kleinen Verein Inter Zapresic anschloss.

Bei Inter durchlief er die restlichen vier Jahre seiner Ausbildung, bevor er im August 2019 sein Profidebüt in der ersten kroatischen Liga geben durfte. Im Laufe der ersten Saison lief er bereits über 20 Mal von Beginn an in der Innenverteidigung auf, konnte den Abstieg seines Clubs allerdings nicht verhindern. Nach einer weiteren starken Saison als Stammspieler in der 2. Liga schloss er sich im Sommer 2021 dem Zagreber Stadtteilclub NK Lokomotiva an. Dort war er auch dort direkt als Stammspieler gesetzt und bestritt mit die meisten Minuten im Team.

Spielstil

Soldo ist mit einer Körpergröße von 1.89 Metern und einem Gewicht von 89kg auf den ersten Blick ein extrem physischer Innenverteidiger. Allerdings hat er durchaus Probleme in direkten Zweikampfduellen. Sowohl am Boden, aber vor allem in der Luft, agiert der Rechtsfuß extrem ineffektiv, nur drei Innenverteidiger der 1. Kroatischen Liga hatten 21/22 eine schwächere Quote als Soldo in der Luft aufzubieten. Soldo hat dabei immer wieder Probleme durch seinen Körperbau ordentlich in die Luft zu kommen, agiert zudem in der körperbetonten kroatischen Liga meist gegen physisch starke Wandspieler im Sturmzentrum des Gegners.

Soldo löst seine Defensivaufgaben meist durch sein herausragendes Stellungsspiel, das ihm dabei hilft, viele Räume zuzustellen und Pässe abzufangen. Dementsprechend selten wagt er sich in das direkte Duell mit dem Gegner, kommt demnach auf eine geringe Anzahl an Fouls, da er nicht allzu häufig direkt am Mann steht. Gegen den Ball ist Soldos Tempo in Ordnung, hat allerdings Probleme im Antritt (aufgrund des Körperbaus), geht zudem ungern im Defensivverbund für Grätschen oder Blocks nach unten.

Mit Ball ist Soldo ein recht mutiger Spieler – Lokomotiva agiert ähnlich zum FC mit vielen Umschaltaktionen, die gerade von Defensivspielern viele progressiv und nach vorne gerichtete Pässe fordern. Diese spielte der Youngster häufig kurz und flach auf die beiden Sechser Maric und Cokaj, die für den weiteren Spielaufbau zuständig waren. Soldo geht in seinem Passspiel gerne ein gewisses Risiko, spielt immer wieder Pässe zwischen die Ketten, versucht Gegner zu überspielen – häufig auch mit langen Pässen. Allerdings sind viele dieser langen und etwas schwierigeren Pässe Soldos von geringer Qualität geprägt. Eine Passquote von 83 Prozent ist für einen Innenverteidiger ein unterdurchschnittlicher Wert. Eher selten wagt er den Lauf mit Ball, dribbelt den Gegner selten an, spielt den Ball stattdessen direkt weiter. Da Soldos Passspiel für sein Team keine hohe qualitative Relevanz hat, lief er sowohl als rechter, als auch als linker Innenverteidiger in der Viererkette auf.

Benchmarking der relevanten Daten

Wie passt er zum 1. FC Köln?

Mit Soldo kommt ein weiterer Spieler, der schon starke Verbindungen zu Deutschland hat und praktisch fließend die deutsche Sprache beherrscht. Sportchef Christian Keller nannte dies einen “wertvollen Nebeneffekt”, da die Integration des Spielers somit erleichtert wird. Soldo bringt mit Ball Qualitäten mit, die Baumgart von seinen Innenverteidigern sehen möchte: Mutig im eigenen Passspiel (FC aktuell die viertmeisten progressiven Pässe der Liga), Überspielen von Linien, lange Pässe. Dies soll die schnellen Flügelspieler und den Target Man im Angriffszentrum in Szene setzen. Zudem kann Soldo mit seiner Qualität im Stellungsspiel weiterhelfen. Hübers, Chabot und Kilian gehen häufig in direkte Zweikämpfe, nur bei Hübers kommt zudem noch eine gute Qualität in der Raumverteidigung hinzu. Allerdings ist besonders die Schwäche Soldos in der Luft eklatant, hier hat der FC defensiv bereits Probleme. Ein wuchtiger, kopfballstarker Innenverteidiger hätte nicht geschadet.

Alles im allem ein solider Deadline Day Transfer der Kölner, der der Innenverteidigung mehr Breite, aber keine große Qualitätssteigerung gibt. Im Vergleich zu Chabot und Kilian ist Soldo maximal aufgrund seines jungen Alters ein Upgrade, spielerisch befinden sich alle drei in etwa auf einem Level. Durch den längeren Ausfall von Chabot damit jedoch sicherlich ein sinnvoller Transfer für den 1. FC Köln.

_________________________________________________________________________________________________________

Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.