Der 1. FC Köln hat erstmals seit drei Derbys gegen Borussia Mönchengladbach wieder eine Niederlage kassiert. Dabei gab es einen unglücklichen Jubilar, einen diskutablen Pfiff sowie einen Tor-Debütanten. Schlimmer als die Niederlage wog jedoch am Sonntag die Verletzung von Dejan Ljubicic. Die Lehren des Spiels.
Aus dem Borussia-Park berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Geschichte des Spiels
Drei Mal in Folge hatte der FC das Derby gegen Borussia Mönchengladbach zuletzt gewonnen. Mit einem weiteren Sieg gegen den Rivalen hätten die Kölner am Sonntagnachmittag sogar auf Platz vier springen und mit den Bayern sowie dem BVB gleichziehen können. In der langen Bundesliga-Historie beider Klubs war dem FC jedoch nur ein einiges Mal das Kunststück gelungen, vier Derbysiege in Folge zu feiern. Anfang der 80er-Jahre sicherten sich die Geißböcke nach dem Derby-Triple auch den vierten Sieg. Die Wiederholung dessen sollte jedoch am Sonntag ausbleiben – und der FC ist nach drei Siegen über die Borussia hart auf dem Derby-Boden aufgeschlagen.
Diskussion des Spiels
Steffen Baumgart hatte seine Mannschaft gegen Gladbach im Vergleich zum Belgrad-Spiel auf sieben Positionen verändert. Hinterher mussten sich die Geißböcke die Frage gefallen lassen, ob das zu viele Änderungen in der Startelf gewesen seien. Zur Wahrheit gehört jedoch: Die Startelf war exakt dieselbe, die vor einer Woche gegen den BVB überzeugt hatte. Der FC rotierte nach dem Conference League-Auftritt am Donnerstag lediglich wieder zurück – und bewies damit in der Bundesliga eigentlich Konstanz.
Unglücklicher Jubilar des Spiels
Florian Kainz feierte am Sonntag sein 100. Pflichtspiel im Trikot des 1. FC Köln. Es sollte ein besonderes Spiel für den Österreicher werden – wenngleich nicht in positiver Hinsicht. Zunächst holte der Mittelfeldspieler unmittelbar nach der Gladbacher Führung gegen Jonas Hofmann einen Elfmeter raus und verwandelte diesen als gefoulter Spieler sicher. Kurze Zeit später war es dann Hofmann, der gegen Kainz im Strafraum zu Boden ging und es in der Folge Strafstoß für die Borussia gab. Der Kölner musste zudem noch mit der Ampelkarte vom Platz, nachdem er bereits früh wegen eines Fouls an Scally verwarnt worden war. Kainz’ Bilanz zusammengefasst: Elfmeter rausgeholt, Elfmeter verschuldet, Tor erzielt, vom Platz geflogen. Seit der Saison 2004/05 hat das mit Emanuel Pogatetz nur ein weiterer Spieler in der Bundesliga geschafft.
Pfiff des Spiels
Wie wäre das Derby wohl ausgegangen, wenn Ramy Bensebaini in der 38. Minute statt der Gelben Karte die Rote gesehen hätte? Dann wären es die Gladbacher beim Stand von 1:1 gewesen, die über eine Halbzeit lang in Unterzahl hätten agieren müssen. Sven Jablonski jedoch beließ es bei den Gelben Karte, auch, weil der Gladbacher in der Situation mit seinem Standbein leicht wegrutscht und somit ohne Absicht und Dejan Ljubicic reingerutscht war. Auch wenn der FC Bensebaini hinterher keine Vorwürfe machen wollte, wollte Steffen Baumgart die Farbwahl der Karte aufgrund der Geschwindigkeit und des Trefferbildes zumindest hinterfragen.
Pechvogel des Spiels
Womit wir beim Pechvogel des Spiels wären: Dejan Ljubicic konnte nach dem Foul nicht weiterspielen und dürfte den Kölnern aufgrund einer Knieverletzung länger fehlen. Dass Ljubicic, der wettbewerbsübergreifend schon sechs Tore erzielt hat, für den FC aktuell nicht zu ersetzen ist, daraus machten auch die Verantwortlichen am Sonntagabend keinen Hehl.
Tor-Debütant des Spiels
Aufgrund des Ergebnisses und der Verletzung von Ljubicic ist der zweite Kölner Treffer des Tages beinahe schon untergegangen. Doch Denis Huseinbasic erzielte am Sonntag in seinem dritten Bundesliga-Spiel sein erstes Tor im Fußball-Oberhaus. Nach seinem Assist gegen Dortmund und seinem ersten Startelf-Einsatz gegen Belgrad dürfte das die Krönung der Woche für den jungen Mittelfeldspieler gewesen sein, der in der letzten Saison noch in der Vierten Liga unterwegs war. Trotz der Derby-Klatsche wird sich Huseinbasic wohl noch lange an diesen Tag erinnern.
Jubel des Spiels
Es war eine Provokation, wie es sie wohl nur in Derbys gibt: Als Marcus Thuram in der Nachspielzeit am Sonntag zum 5:2 getroffen hatte, drehte der Gladbacher in Richtung Gästeblock ab und baute sich vor den FC-Fans auf. Mit seinen Fingern imitierte der Franzose den typischen Modeste-Jubel, den schon Jude Bellingham vor einer Woche gegen den FC gezeigt hatte, wenn auch deutlich unauffälliger und weniger provokant.
Ausblick
Viel Zeit, um über die herbe Derbyniederlage nachzudenken, bleibt dem 1. FC Köln nicht. Schon am Mittwoch macht sich der FC-Tross auf den Weg in Serbiens Hauptstadt, wo der FC einen Tag später das Rückspiel gegen Partizan Belgrad bestreitet. Eine dritte Niederlage binnen einer Woche würde der bis dato guten FC-Saison wohl erste Kratzer verleihen.
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