Das DFB-Pokal-Spiel in Osnabrück muss für den 1. FC Köln eine Warnung sein. Der Kader ist zu dünn besetzt. Es fehlt nicht nur Tempo, sondern auf mehreren Positionen schlicht die Alternativen. Ausfälle können nicht überall kompensiert werden.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Wenn der Pokal-Krimi beim VfL Osnabrück dem 1. FC Köln eines gezeigt hat, dann sind es die Grenzen des Kaders. Ja, die Geißböcke beklagen aktuell einige Verletzte. Doch schon diese konnte die Mannschaft am Montagabend kaum kompensieren. Als dann während des Spiels noch weitere Ausfälle hinzu kamen, musste bereits im ersten Pflichtspiel der Saison experimentiert werden.
Carstensen im rechten und Christensen im linken Mittelfeld, Olesen auf der Zehn, Adamyan als einzige Spitze – so viele personelle Notlösungen sind ungewöhnlich für einen Saisonstart. Das zeigt: Der Kader braucht bis zum Ende des Transfersommers mindestens noch zwei Neue. Andernfalls müssten den Geißböcken hoffen, dass sich niemand mehr verletzt.
Viel angekündigt, wenig umgesetzt
Es gibt zahlreiche Positionen, auf denen dem FC nichts passieren darf: Marvin Schwäbe und Davie Selke, Jeff Chabot und Leart Pacarada, Eric Martel und Dejan Ljubicic – ein halbes Dutzend Spieler im FC-Kader haben derzeit praktisch keinen Back-up. Auf dem Papier ja, aber auf stabilem Bundesliga-Niveau nein. Auf den Flügeln werden erst die Rückkehrer Linton Maina und Jan Thielmann die Optionen und das Tempo wieder erhöhen.
Tatsache ist, dass vieles angekündigt wurde, was bislang nicht umgesetzt wurde. Steffen Baumgart forderte mehr fertige Spieler und weniger Entwicklung – außer Waldschmidt kam bislang niemand mit Bundesliga-Erfahrung. Der FC-Trainer forderte mehr Tempo auf den offensiven Flügeln – es wird noch immer gesucht. Schon im vergangenen Winter gab Christian Keller zu, dass man in der Innenverteidigung nachlegen müsse – nun wurde immerhin Soldo abgegeben und somit der Platz für einen Neuen gemacht.
Königstransfer für die Defensive nötig
Der FC hat noch viel zu tun. Zwei Neue braucht es mindestens noch – den offensiven Flügelflitzer und einen Innenverteidiger. In der Defensivzentrale kann Keller seinen Worten Taten folgen lassen. Jetzt ergibt sich die Chance, nach Waldschmidt als Königstransfer für die Offensive auch für die Defensive einen Königstransfer zu holen. Denn wer Jonas Hector und Ellyes Skhiri verliert, kann nicht ernsthaft glauben, diese Säulen nur mit unerfahrenen Spielern ersetzen zu können.
Diese Fehleinschätzung hatte sich die sportliche Führung schon 2022 geleistet, als man geglaubt hatte, Anthony Modeste durch Steffen Tigges und Florian Dietz ersetzen zu können. Dieses Risiko darf der FC 2023 nicht noch einmal eingehen. Durch den Soldo-Transfer ist der Kaderplatz für eine neue Säule in der Defensive freigeworden. Dort braucht es nun nicht noch einen weiteren Entwicklungsspieler, sondern einen erfahrenen Profi mit Bundesliga-Format.
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