Christian Keller hatte sicher schon angenehmere TV-Auftritte. Sonntagmittag, am Tag nach dem enttäuschenden 1:1 beim VfL Bochum, war der Sportchef des 1. FC Köln im Sport1-“Doppelpass” zu Gast. Wir fassen seine Aussagen zusammen. Keller über…
…die Leistung des 1. FC Köln in Bochum: “Ich bin schon mal mit besserer Laune aufgestanden. Das Beste an dem Spiel war der Punkt. Für mich war das gestern nicht bundesliga-tauglich. Wir sind mit mehr als einem blauen Auge davongekommen. Darüber wird zu reden sein, darüber wurde heute Morgen auch schon geredet. Sehr deutlich.”
…das Abwehr- und Zweikampfverhalten in Bochum: “Wenn die Abstände zu groß sind, kommst du in die Zweikämpfe schlichtweg nicht rein. Unser Positionsspiel gegen den Ball war taktisch schlecht. Uns war bekannt, dass Bochum mit vielen langen Bällen agiert. Einer Bundesliga-Mannschaft sollte es möglich sein, das zu verteidigen – mit weniger Problemen, als es bei uns der Fall war. Die zweite Halbzeit war für mich auch nicht besser, weil wir noch mal mehr Großchancen zugelassen haben. In der Summe bin ich mit dem Spiel nicht zufrieden. Wir sollten es uns auch nicht schönreden. Es ist gut, aus den letzten vier Spielen fünf Punkte geholt zu haben – wir haben aber aus den ersten sieben Spielen kaum etwas geholt.”
“Können uns nicht in der Spitze verbessern”
…den Kölner Kader und die Kritik an dessen Zusammenstellung: “Die Kritik ist berechtigt. Aber es war klar, dass wir den Verlust von zwei absolut überdurchschnittlichen Bundesliga-Spielern (Jonas Hector und Ellyes Skhiri, Anm. d. Red.) nicht auffangen können. Jonas war für die Statik des gesamten Spiels verantwortlich und auch abseits des Platzes eminent wichtig. Mit unserem Finanz-Budget können wir uns nicht in der Spitze, sondern maximal in der Breite verbessern. Die Idee war: Wir setzen auf die Weiterentwicklung einzelner Spieler plus eine verbesserte Breite. Wir hätten natürlich nicht gedacht, dass dies nach elf Spieltagen zu dieser Punkt-Ausbeute führt. Die ist alles andere als gut und dafür werden wir zu Recht kritisiert.”
…die finanzielle Situation und die geringen Transfer-Ausgaben: “Das ist der Weg, den wir einschlagen mussten. Es ist einfach so, dass wir finanzwirtschaftlich komplett am Stock gegangen sind. Wir waren und sind ein Sanierungsfall. Ich weiß, ich werde nicht an der Bilanz zum Jahresende gemessen, die beim FC so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr aussah. Ich werde am Platz in der Bundesliga gemessen. Trotzdem kann ich so nicht handeln und sollte einen längerfristigen Blick haben. Man muss sich schon fragen, warum sich der FC seit 30 Jahren im Kreis dreht. Warum kommt er nicht nach vorne? Wenn wir das verändern wollen, sollten wir anfangen, die Substanz und das Fundament des FC klar zu verbessern – und nicht nur von der Hand in den Mund leben. Das ist momentan ein brutaler Balanceakt aus einerseits ‘werde gesund’ und andererseits ‘erhalte die sportliche Wettbewerbsfähigkeit aufrecht’. Der Kader ist aber gut genug, um Mannschaften hinter sich zu lassen. Das ist kein Kader für Platz 16 bis 18.”
…die Finanzsituation im Abstiegsfall: “Der Klassenerhalt ist der Anspruch und wird zum Schluss auch gelingen, davon bin ich total überzeugt. Wir sind mittlerweile so weit, und das in Rekordzeit, dass wir uns in dieser Saison erstmalig wieder aus eigener Kraft tragen und kein strukturelles Defizit mehr haben. Das gab es seit Jahren nicht mehr. Wir hätten auch bei einem etwaigen Abstieg kein strukturelles Defizit. Wir wären auch dann aus eigener Kraft heraus überlebensfähig. Das sind schon mal ganz wichtige Schritte nach vorne. Das gibt in der Bundesliga kurzfristig keine Punkte, es wird uns aber langfristig helfen, den FC wieder auf einen grünen Zweig zu führen. Wir sind uns alle einig, dass dieser grüne Zweig mehr als Platz 18 sein muss. Aber es wird Zeit dauern. Manche Dinge regelst du nicht von heute auf morgen.”
…einen Investoren-Einstieg: “Der FC hat sich ganz, ganz klar auf die Fahne geschrieben, dass er ein rein mitgliedergeführter Verein ist und bleiben soll. Wir haben da eine Null-Offenheit. Ich bin ganz bewusst hier, weil ich zusammen mit meinen Kollegen zeigen will, dass es auch mit dem Setting, das der FC gewählt hat, möglich ist, wettbewerbsfähigen Bundesliga-Fußball zu spielen. Da haben wir noch ganz viel Arbeit vor uns, bis wir da sind, wo wir hinkommen wollen. Aber es ist mehr möglich. Wir sind bei weitem nicht ausvermarktet. Unser Stadion ist immer voll, aber wir müssen ein bisschen weiter denken. Vieles spielt sich heute in der digitalen Welt ab. Da haben wir ganz viel Potenzial, um deutlich mehr herauszuholen.”
…den Rasen im Rhein-Energie-Stadion: “Steffen Baumgart hat sich zu Recht über den Zustand des Rasens beschwert. Das aber auch erst, nachdem ich gesagt habe, dass er es gerne machen kann – nachdem interne Schlichtungsversuche nicht wirklich etwas zur Verbesserung des Rasens beigetragen hatten.”
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