Bleibt Baumgart? Keller: “Entscheidend ist für mich die Frage…”

Steffen Baumgarts Zukunft ist ungewiss. Während sich der Chefcoach des 1. FC Köln nach dem 0:2 bei Union Berlin selbst infrage gestellt hat, erklärte Sportboss Christian Keller, was in der Trainer-Frage nun entscheidend ist.

Aus Berlin berichtet Martin Zenge

Wie immer nach einem Bundesliga-Spiel lauschte Christian Keller aufmerksam, was Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz zu sagen hatte. Am Mittwochabend, als es das 0:2 bei Union Berlin und dessen Folgen zu erklären galt, hörte der Sportchef des 1. FC Köln womöglich sogar noch genauer als sonst hin.

Mit Sätzen wie “In der Situation, in der wir sind, hinterfragen wir alles – auch den Trainer” oder “Wie das Ergebnis aussehen wird, wird garantiert nicht heute Abend mitgeteilt” und “Lass uns die Diskussion führen, bevor wir in irgendeine Richtung eine Antwort geben” stellte sich Baumgart selbst infrage. Die Zweifel des 51-Jährigen dürften Keller nicht neu gewesen sein, angesichts des immer wieder erwähnten “klaren” Austausches am Geißbockheim.

Keller: “Dann wird es so bleiben”

Keller wollte nach Baumgarts bemerkenswerten Worten keine Reaktion abgeben, hatte aber zuvor – unmittelbar nach Abpfiff an der Alten Försterei – bei Sky bereits über die zehnte Saison-Niederlage und das weitere Vorgehen in der Trainer-Frage gesprochen. Seine Aussagen ließen die Vermutung zu, dass er überzeugter von Baumgart sein könnte als dieser selbst ist.

“Entscheidend ist für mich die Frage, ob alle gemeinsam überzeugt sind, dass wir es in die richtige Richtung drehen. Ich bin überzeugt, dass wir es am Schluss hinkriegen können”, erklärte Keller und ergänzte: “Wenn alle der Überzeugung sind, inklusive Steffen, dass es richtig ist, dann wird es so bleiben.” Dann wird Baumgart bleiben. Seine Statements am Mittwochabend klangen allerdings nach gewaltigen Zweifeln am notwendigen Glauben – und wie die Andeutung eines Rücktritts.

Keller: “Das ist keine Solo-Entscheidung”

Ein Urteil soll nicht aus den Emotionen heraus gefällt werden. “Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen und die Vorrunde aufarbeiten. Dann treffen wir gemeinsam eine Entscheidung, und das ist keine Solo-Entscheidung”, betonte Keller. Eine Analyse der ersten Saisonhälfte hätte auch im Falle eines Erfolgs bei Union stattgefunden – war aber eigentlich erst nach dem Weihnachtsurlaub, den Baumgart wie gewohnt in Österreich verbringen will, geplant. Nach dem Absturz auf Platz 17 ist noch vor dem Fest Klarheit gefragt.

“Wir müssen überlegen, wo wir ansetzen können, damit es in der Rückrunde besser wird. Fakt ist: Die Mannschaft kann mehr, als die zehn Punkte und zehn Tore zeigen”, sagte Keller, der ebenso Baumgarts Qualitäten hervorhob: “Steffen ist ein sehr, sehr guter Trainer. Seine Arbeit ist gut.” Doch beim FC ist nun die Frage der Überzeugung entscheidend. Und die Tatsache, dass das ausstehende CAS-Urteil die Möglichkeiten zum “Ansetzen” arg begrenzen könnte.