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Ljubljana löscht Dokumente: So wollte Keller die Katastrophe verhindern

Christian Keller und die Dokumente der außergerichtlichen Einigung. (Foto: Bucco)
Christian Keller und die Dokumente der außergerichtlichen Einigung. (Foto: Bucco)

Am Freitag hat Olimpija Ljubljana zwei Dokumente veröffentlicht, die beweisen sollen, dass der 1. FC Köln versucht hat, die slowenischen Verantwortlichen zu bestechen und zu einer Falschaussage zu verleiten. Tatsächlich zeigen sie lediglich den Last-Minute-Versuch einer außergerichtlichen Einigung.

Es war ein bemerkenswerter Vorgang. Wenige Minuten vor der Pressekonferenz des 1. FC Köln am Freitagmittag wurde es noch einmal hektisch. Die FC-Verantwortlichen bekamen Kenntnis davon, dass Olimpija Ljubljana zwei Dokumente veröffentlicht hatte: eine handschriftliche Notiz von Christian Keller, dazu ein nicht unterschriebenes Vertragsdokument zwischen dem FC und dem slowenischen Club.

In einem schriftlichen Statement auf der Vereinswebsite warf der Olimpija-Vorstand dem FC den Versuch der “Irreführung und Verfälschung der Tatsachen” vor. Rechtliche Schritte würden aber nicht unternommen. Der Fall sei mit der Entscheidung des CAS nun abgeschlossen. Man habe die Klage gewonnen.

Dokumente nicht mehr verfügbar

Freilich hat Ljubljana alles, nur nicht gewonnen. Am Ende bekam der Club nur 60.000 Euro zugesprochen. Gefordert hatte man ursprünglich 2,5 Millionen Euro. Doch die Veröffentlichung der Dokumente war offenbar ein letzter Versuch, noch einmal Öl ins Feuer zu gießen und den FC-Verantwortlichen unlautere Mittel vorzuwerfen. Bemerkenswert: Am Samstagmorgen waren die Dokumente nicht mehr auf der Vereinswebsite zu finden.

Dennoch hatten sie zweierlei gezeigt: ein von Christian Keller handschriftlich ausgearbeitetes Angebot zu einer gütlichen Einigung sowie das auf Englisch verfasste Vertragsdokument, welches beide Parteien hätten unterzeichnen müssen, um die Chance zu haben, das CAS-Verfahren doch noch einzustellen und alle Seiten profitieren zu lassen. Das Ziel: Ljubljana hätte mehr Geld erhalten, der FC keine Transferstrafe und Potocnik keine Spielsperre.

Konkret lautete das Angebot: Der FC sollte eine Ablöse von 500.000 Euro zahlen, zudem wären weitere 250.000 Euro abhängig von Bundesliga-Einsätzen Potocniks beim FC gewesen. Abschließend hätte der FC zehn Prozent einer Ablösesumme beim Verkauf des Spielers an die Slowenen gezahlt. Eine übliche Transfervereinbarung also, wie sie bei vielen Verpflichtungen vorliegen: Ablösesummen werden aufgeteilt nach einem fixen und einem variablen Teil sowie einer Beteiligung am Weiterverkauf.

Wann genau das Treffen stattfand, an dem Keller das Angebot mündlich vortrug, ist nicht bekannt. Der GEISSBLOG hatte jedoch Mitte September von mehreren Treffen der Kölner Verantwortlichen mit den Vereinsbossen der Slowenen berichtet. Diese hatten in München stattgefunden. Die beiden FC-Geschäftsführer Keller und Türoff waren ebenso anwesend gewesen wie die beiden Vorstandsmitglieder Wolf und Wettich.

Alle Parteien erkennen mit diesem Vertrag an, dass der entstandene Rechtsstreit ausschließlich durch mehrere Missverständnisse zustande gekommen ist.

Auszug aus dem nicht unterschriebenen Vertrag

Alle vier Namen finden sich daher auch auf dem Vertragsdokument, welches offenbar die Kölner Juristen anschließend in englischer Sprache ausgearbeitet und den Olimpija-Bossen zur Unterschrift vorgelegt hatten. Das siebenseitige Dokument, datiert auf den 5. September 2023, beinhaltet mehrere Elemente: einen zeitlichen Verlauf der Ereignisse, die Beschreibung der finanziellen Vereinbarung sowie eine Klausel, die besagt: “Alle Parteien erkennen mit diesem Vertrag an, dass der entstandene Rechtsstreit ausschließlich durch mehrere Missverständnisse zustande gekommen ist, welche die Parteien mit dieser Vereinbarung ausräumen möchten.”

Die Details zu diesen “Missverständnissen” werden ebenfalls in dem Dokument aufgeführt. Wäre der Vertrag unterschrieben worden, hätten sie erklärt, warum Jaka Cuber Potocnik auf Basis existierender, mündlicher Vereinbarungen mit Olimpija Ljubljana sehr wohl gerechtfertigt seinen Vertrag gekündigt hatte. Diese Absprachen hätten aber mit der alten Vereinsführung der Slowenen bestanden, weshalb die neue Vereinsführung davon keine Kenntnis hätte haben können. Hätten alle Parteien unterschrieben, hätte es zumindest eine Chance gegeben, dass der CAS das FIFA-Urteil revidiert.

Keller sieht Recht auf der FC-Seite

Keller nannte den Vorwurf der Bestechung aus Slowenien “komplett absurd”. Dass es zu keiner Einigung gekommen sei, hätte ihn gewundert. “Aber es ist nur dann möglich, sich zu einigen, wenn am Schluss sich nicht nur alle Beteiligten sich die Hand darauf geben – was geschehen ist –, sondern dann auch alle unter die schriftliche Ausfertigung der Einigung – die vorlag – ihre Unterschrift setzen. Das ist nicht geschehen.”

Am Ende hatten die slowenischen Anwälte davon abgeraten, die Einigung zu unterzeichnen. So standen schließlich alle Seiten als Verlierer da. Trotzdem wird im Hintergrund der Rechtsstreit weitergehen. Obwohl Ljubljana den Fall als abgeschlossen erklärte, betonte Keller, dass man weiterhin die eigene Klage wegen “versuchten Betrugs” anstrengen werde. “Entscheidend ist, dass die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht bejaht hat. Das, was wir gesehen haben, wurde damit objektiviert. Das ist also nicht nur die FC-Meinung, sondern die Rechtsmeinung”, erklärte der Geschäftsführer.

Da muss man sich dann aber fragen: Wer hat die Staatsanwaltschaft im Rücken, und wer erzählt einfach nur irgendwas?

Christian Keller

Und dann schob er noch einen letzten Seitenhieb hinterher: “Wenn dann sowas aufkommt (die FC-Klage gegen Ljubljana, Anm. d. Red.), ist es ganz normal, dass die andere Partie versucht zurückzuschlagen. Da muss man sich dann aber fragen: Wer hat etwas Objektiviertes vorgebracht mit der Staatsanwaltschaft im Rücken, und wer erzählt einfach nur irgendwas?“ Man darf gespannt sein, ob die Staatsanwaltschaft Köln den “schriftlichen Beweisen” (Keller) des FC glauben und den Fall weiterverfolgen wird. Vor dem FIFA-Gericht und dem CAS hatten Kölns Beweise nichts gebracht.

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