Volker Lange als ehemaliger Einsatzleiter der Polizei bei Spielen des 1. FC Köln hat den Club und seine aktive Fanszene in einem verbalen Rundumschlag kollektiv mit Gewalttätern gleichgestellt und ihnen unterstellt, politisch Front in Köln zu machen. Der FC reagiert empört.
Er war über 40 Jahre lang Polizist in Köln und lange Zeit Leiter der Einsätze im RheinEnergieStadion bei Spielen des 1. FC Köln. Volker Lange war eines der Gesichter der Kölner Polizei, ehe er 2021 in den Ruhestand ging. Nun hat er sich in einem Interview mit dem Focus zu den Fan-Protesten in der Bundesliga geäußert und insbesondere den 1. FC Köln und seine aktive Fanszene massiv angegriffen.
Was sich liest wie eine Generalabrechnung mit dem FC und seiner aktiven Fanszene, begann Lange mit einem Statement zur Aktion der FC-Fans im Bremen-Heimspiel, ferngesteuerte Autos auf den Rasen zu bringen. “Mein erster Gedanke war: Wahnsinn, was für eine Riesengefahr”, sagte Lange. “Man stelle sich mal vor, da ist Sprengstoff drin. Diese Spielzeug-Mobile fahren zur Tribüne und gehen dort hoch. Wenn Fan-Ultras diese Mini-Mobile ins Stadion reinbekommen, kriegen dies Terroristen erst recht hin.”
Langes Vorwürfe: “Die bestimmen den Kurs im Verein”
Lange malte ein Horror-Szenario inklusive “riesigem Blutbad”, als hätten die Ultras potentiellen Terroristen für die EM 2024 eine Idee für einen Anschlag geliefert. Danach begann der einstige Polizist seinen Vorwürfen gegen den FC. Die Ordner im RheinEnergieStadion würden “gegen entsprechende Bezahlung einfach weggucken – das ist doch auch bis hin zur Vereinsspitze gewollt”. Hinter dem Südkurve 1. FC Köln e.V. “stecken gewaltsame Ultra-Gruppen”, die Fanszene “glorifiziert Ausschreitungen, Pyrofeuer und Massenschlägereien”, in der Südkurve stünden 2000 “Störer und gewalttätige Chaoten”, die die restlichen 48.000 Fans im Stadion “tyrannisieren”.
Auf ausgewogene, nuancierte Äußerungen verzichtete Lange. Auseinandersetzungen zwischen der Fanszene und der Polizei seien “ein wohlüberlegter Automatismus”: Wenn die Polizei einschreite, “kolportieren die Ultras übers Internet schnell, dass sie wieder einmal Opfer übertriebener Polizeigewalt gewesen seien”. Tatsächlich würde sich aber stets “nach wochenlangen Ermittlungen herausstellen, dass die Polizei korrekt gehandelt” habe.
Und über allem stünde der Club, der die Hand schützend über die Gewalttäter halte. “Gerade in der jetzigen prekären Tabellensituation braucht der FC-Vorstand den Rückhalt durch die Ultras”, sagte Lange. “Die bestimmen letztlich den Kurs im Verein, deshalb nehmen Christian Keller und Werner Wolf auch die sechsstelligen Strafen zähneknirschend hin. Zugleich sollen offenbar die Ultras die Speerspitze gegen die Oberbürgermeisterin Henriette Reker bilden, die den Ausbau des Trainingsgeländes am Geißbockheim behindert. Das ist ein Geben und Nehmen, der Verein lässt die Ultras machen. Im Gegenzug baut er mit den Krawallmachern eine politische Front gegen die Stadtspitze auf.”
FC wehrt sich gegen Anschuldigungen
Äußerungen, die der 1. FC Köln nicht so stehen lassen wollte. Auf GEISSBLOG-Nachfrage teilte FC-Sprecher Michael Rudolph mit: “Der FC schätzt seine aktive Fanszene, die sich meinungsstark einsetzt und für einen Teil der Fußballkultur steht, die die Bundesliga ausmacht. Dabei gibt es ganz klare Rote Linien: Diskriminierung, Gewalt, gewaltsame Einflussnahme sowie Korruption werden vom FC nicht akzeptiert. Das gilt genauso für die Gefährdung der Integrität des sportlichen Wettbewerbs.”
Weiter teilte Rudolph mit, dass sich der FC deutlich gegen die Anschuldigung zur Wehr setze: “Jedwede Unterstellungen in diesem Zusammenhang weist der FC klar zurück.” Der FC lege bei seinen Heimspielen “ein hohes Maß an Verantwortung im Hinblick auf seine Sicherheitsmaßnahmen an den Tag und ergreift in seinem Einflussgebiet alle Maßnahmen, um ein sicheres Stadionerlebnis zu ermöglichen.”
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