Der 1. FC Köln hat ein Problem und bekommt es nicht in den Griff. Immer wieder kassieren die Geißböcke nach Eckbällen Gegentore, vor allem aus dem Rückraum. Auch beim FC Bayern München schläft die Defensive beim entscheidenden Tor.
Aus München berichtet Marc L. Merten
Es lief die 65. Minute, als der 1. FC Köln einen weiteren Eckball des FC Bayern München verteidigen musste. Joshua Kimmich stand bereit, hatte Jamal Musiala in seiner Nähe als kurze Anspielstation. Dahinter, auf Höhe des Strafraumecks, stand Raphael Guerreiro. Der FC wiederum hatte nur Luca Waldschmidt abgestellt, um Musiala im Auge zu behalten. Guerreiro hingegen blieb unbewacht.
Das sollte sich rächen. Kimmich spielte den Ball flach und scharf direkt an Musiala vorbei zu Guerreiro, der sich die Kugel auf seinen starken Linken vorlegte und aus 22 Metern perfekt ins lange Eck zum 0:1 für die Münchner traf. Waldschmidt als alleiniger FC-Verteidiger hatte keine Chance den Schuss zu blocken. Der Ball schlug direkt neben dem Pfosten ein. Selbst der überragende Marvin Schwäbe kam nicht heran.
Fünf Gegentore nach Eckbällen in 2024
Das Problem aus Sicht des 1. FC Köln: Es ist in 2024 schon das vierte Tor nach einem Eckball, weil die Geißböcke den Rückraum nicht verteidigten. Am 17. Spieltag gegen den 1. FC Heidenheim traf Adrian Beck nach einer Beste-Ecke aus dem Rückraum zum 1:1-Ausgleich. Am 18. Spieltag gegen Borussia Dortmund traf Donyell Malen nach einer Brandt-Ecke aus dem Rückraum zum 0:1, nachdem Linton Maina ihn hatte laufen lassen.
Am 26. Spieltag gegen RB Leipzig durfte nach einem Eckball zunächst Benjamin Henrichs ungedeckt vom Strafraum abziehen, ehe Torschütze Amadou Haidara den Abpraller aus 17 Metern – ebenso ungedeckt – zum 1:4 einschweißte. Nun Gegentor Nummer vier von Raphael Guerreiro am 29. Spieltag, ebenfalls aus dem Rückraum. Und dann ist da noch das Gegentor von Robin Hack für Borussia Mönchengladbach vom 25. Spieltag ebenfalls nach einem Eckball.
Ein sich wiederholendes Muster also, insbesondere, weil vier dieser fünf Gegentore in 2024 aus dem nicht abgesicherten Rückraum erzielt wurden. Kein FC-Spieler war dort eingeteilt oder der Eingeteilte hatte seine Aufgabe nicht erfüllt. Ein Problem übrigens, welches sich auch der VfL Bochum in der Vorwoche beinahe zunutze gemacht hätte, als Anthony Losilla nach einer Stöger-Ecke in der 22. Minute fast das 0:1 erzielt hätte. Wo war er völlig frei zum Schuss gekommen? Na klar, zentral 13 Meter vor dem Tor im Kölner Rückraum.
Auf GEISSBLOG-Nachfrage zeigte sich Timo Schultz am Samstag in München entsprechend angefressen: “Bei Standards gibt es klare Abläufe. Das kann man vorher analysieren und sich entsprechend aufstellen. Standards sind im Fußball die einzigen Situationen, die du wirklich planen kannst. Entsprechend ärgert es mich ungemein, dass wir nicht die nötige Konsequenz an den Tag legen und in den Abläufen nicht scharf genug sind, um den Abschluss zu verteidigen. Klar hat er ihn auch gut getroffen, aber wir müssen schneller da sein.”
Hübers gesteht: “Ein kleines Muster”
Auch Timo Hübers musste eingestehen, “dass da in der Rückrunde ein kleines Muster zu erkennen ist. Wir haben nach Ecken im Rückraum schon das eine oder andere zugelassen. Da müssen wir uns was einfallen lassen.” Zumal die Gegner diese FC-Schwäche längst erkannt haben und ihre Eckbälle auch darauf ausrichten – mit Erfolg, wie das Tor zum 0:1 in München erneut zeigte.
Auch Thomas Kessler mahnte nach der Niederlage beim FC Bayern: “Das sind diese Kleinigkeiten, die nicht nur vorne entscheiden, ob du den Ball über die Linie bringst, sondern auch hinten. Es sind immer diese Kleinigkeiten – dieser eine Meter, den du nicht richtig verteidigst. Dann gibst du Raum für genau solche Situationen.”
Diese Punkte fehlen dem FC
Und diese Situationen haben dem FC schon Punkte gekostet. Gegen Heidenheim war es der Ausgleich nach FC-Führung. Gegen Dortmund war es der frühe Rückstand in einer Partie, in der die Kölner lange die eigentlich bessere Mannschaft gewesen waren. Und nun gegen die Bayern war es der Genickschlag in einem Spiel, das Köln nicht hätte verlieren müssen. Punkte, die im Kampf um den Klassenerhalt fehlen. Und ein Problem, das der FC wird beheben müssen, um die Rettung noch schaffen zu können.
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