Christian Keller hat dem 1. FC Köln seinen Rücktritt angeboten. Schon vor Wochen, das erklärte der Sport-Geschäftsführer am Mittwochabend, sei er mit diesem Angebot an den Vorstand herangetreten. Doch dieser lehnte ab.
Kaum hatte der Mitglieder-Stammtisch des 1. FC Köln am Mittwochabend in den MMC Studios vor rund 1.200 FC-Fans begonnen, da wurde es hitzig. In der ersten Stunde wurden die Redebeiträge von Vorstand und Geschäftsführung immer wieder durch Zwischenrufe unterbrochen. Immer wieder äußerten Mitglieder keine Fragen, sondern richteten sich emotional mit Vorwürfen an die vier FC-Verantwortlichen auf der Bühne.
Dort standen Philipp Türoff und Christian Keller neben dem Präsidium mit Werner Wolf, Carsten Wettich und Eckhard Sauren. Das Quintett versuchte sachlich zu bleiben, zu erklären, zu beruhigen. Klar war aber auch, dass insbesondere beim ersten Thema des Abends, der Transfersperre und ihren Folgen, die Frage nach personellen und persönlichen Konsequenzen aufkommen und heiß diskutiert werden würde.
Keller wäre ohne Abfindung gegangen
So kam es dann auch. Schon in Kellers Eröffnungsstatement brandete Applaus auf, als dieser erklärte: “Ich verstehe, wenn gesagt wird, dass man Verantwortung übernehmen und zurücktreten müsse.” Offenbar waren zahlreiche FC-Fans in Köln-Ossendorf vor Ort, die einen Rücktritt oder eine Beurlaubung des Sportchefs in den vergangenen Monaten gutgeheißen hätten.
Und so stellte schließlich ein Fan auch die Frage: “Herr Keller, treten Sie zurück?” Dieser stellte sich und überraschte mit einer klaren Antwort: “Ich habe den verantwortlichen Aussichtsgremien schon vor Wochen gesagt: ‘Wenn es dem FC hilft, müsst Ihr mich nicht rausschmeißen, dann gehe ich einfach.'” Keller hatte also den FC-Bossen seinen Rücktritt angeboten – ohne Kündigung, ohne Abfindung. Doch Wolf übernahm an dieser Stelle und ergänzte: “Das verantwortliche Aufsichtsgremium hat das abgelehnt.”
Kellers Rücktrittsangebot wurde also von Vorstand zurückgewiesen. Wolf erklärte auch die Beweggründe. “Wir glauben, dass die Kontinuität wichtig ist. Ich bin zutiefst überzeugt, dass es besser ist, Kontinuität zu wahren, die Dinge zu regeln und wieder aufzustehen. Wir haben eine sehr gute Analyse gemacht, wir haben uns gefragt, wer zurücktreten könnte, aber wir haben alle entscheiden, dass wir bleiben, bevor wieder Chaos ausbricht.”
Nicht nur bei Keller, sondern auch bei Türoff mussten sich die Verantwortlichen die Frage stellen, warum der Finanz-Geschäftsführer nach der Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik bleiben durfte und zuletzt einen neuen Vertrag erhielt. Wolf folgte dabei der Begründung, die er auch bei Keller abgegeben hatte. Zudem lieferte Türoff einen der wohl emotionalsten Momente des Abends ab, als er sich offen und in aller Form bei den Mitgliedern entschuldigte.
Türoff mit emotionaler Entschuldigung
“Es besteht überhaupt kein Zweifel. Auch meine Unterschrift ist auf diesem Vertrag. Ich war daran beteiligt”, sagte Türoff zur Verpflichtung. “Dass ich daran beteiligt war und dass es zu diesem Ergebnis gekommen ist, tut mir absolut leid. Wenn ich das mit all dem Wissen, das ich heute habe, rückgängig machen könnte, würde ich es tun. Das kann ich aber nicht. Die Kritik, die geäußert wird, kann ich absolut nachvollziehen. Shit, das hätte nicht passieren dürfen. Ich entschuldige mich vor allen, die heute hier sind. Der Verein hat über 130.000 Mitglieder und noch viel mehr Anhänger – und für jeden einzelnen tut es mir leid, dass dieser Mist passiert ist.”
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