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„Der Boss“ Franz Kremer und die Geburt des 1. FC Köln

Die Gründung des 1. FC Köln. (Foto: Bopp)
Die Gründung des 1. FC Köln. (Foto: Bopp)

Die Geschichte, die der 1. FC Köln seit seiner Entstehung geschrieben hat, ist vielen treuen Fans schon bestens bekannt. Legendäre Spieler, Trainer oder Funktionäre haben dazu unzählige passende Geschichten geliefert. Der erste Bundesliga-Meister, der Münzwurf von Rotterdam, das Double 1978 oder die schmerzhaften Abstiege – die Liste emotionaler FC-Momente ist lang. Doch schon die Gründung des FC birgt zahlreiche Anekdoten und wäre ohne einen Mann nicht zu realisieren gewesen.

Köln – Es war ein Freitag, der 13., als im Februar 1948 in der Sülzer Kneipe „Roggendorf“ auf der Luxemburger Straße 188 die Vereinsbosse sowie Mitglieder vom KBC aus Klettenberg und der Spielvereinigung Sülz 07 auf einer improvisierten Gründungsversammlung den gemeinsamen Zusammenschluss zum 1. Fußball Club Köln 01/07 e.V. perfekt machten.

Tags zuvor hatten sich die Mitglieder der Sülzer bereits im Hörsaal 4 der Universität zu Köln getroffen, um über die geplante Fusion abzustimmen. In den Reihen der Sülzer, die damals sportlich deutlich besser unterwegs waren und eine Liga höher spielten als die Klettenberger, gab es einige Zweifler und Kritiker der geplanten Fusion. Ludwig Kelter, langjähriger Stammtorwart der Sülzer und Zeitzeuge, erinnerte sich im Buch „Im Zeichen des Geißbocks“ von Dirk Unschuld, Thomas Hardt und Frederic Latz an die Versammlung: „Es ging heiß her. Leidenschaftliche Diskussionen zwischen Fusionsbefürwortern und Gegnern erhitzten die Gemüter.“

Am Ende setzten sich die Befürworter durch, 121 Mitglieder stimmten für die Fusion, 35 dagegen, neun enthielten sich. Die Einsicht, dass es unter den damaligen Bedingungen kaum aus eigener Kraft zu schaffen wäre, in die neu eingeführte Oberliga West aufzusteigen, sorgte am Ende auch auf Sülzer Seite für eine deutliche Zustimmung. Nur mit geballten Kräften erschien es möglich, im Konzert der Großen mitzumischen.

Beim KBC war man sich hingegen deutlich schneller einig, was aufgrund der sportlich schlechteren Situation aber kaum verwunderlich war. Parallel zu den Sülzern trafen sich die Klettenberger in der Stadtküche Bertram auf der Luxemburger Straße, von den 166 anwesenden Mitgliedern stimmte bei zehn Enthaltungen und keiner Gegenstimme eine überwältigende Mehrheit für die Fusion. Am folgenden Tag trafen sich also beide Vereine in besagter Gaststätte, um die Fusion zu manifestieren.

Franz Kremer wird zum ersten Präsidenten

Doch an diesem geschichtsträchtigen Abend wurde nicht nur die Fusion zum 1. FC Köln bestätigt, sondern auch ein Mann zum ersten FC-Präsidenten gewählt, dessen Name noch heute wie ein Mythos über dem Geißbockheim schwebt und der für die Erfolge des FC in den 1960ern Jahren und darüber hinaus sowie an der Entstehung der Bundesliga maßgeblich verantwortlich war: Franz Kremer.

Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?

Beide Vereine waren sich einig, dass Franz Kremer die einzig richtige Wahl für den Posten war. Der gebürtige Kölner war nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann und einst selbst als Sportler für den KBC aktiv, sondern verfügte ebenfalls über beste Kontakte zu einflussreichen Personen aus Sport, Politik, Wirtschaft und Kultur. „Der Boss“, wie er von da an nur noch genannt wurde, hielt an diesem Abend – nachdem alle Formalitäten geregelt waren – eine begeisternde Ansprache vor allen Anwesenden. Der von Kremer getätigte Satz „Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ sollte einige Jahre später erstmalig wahr werden.

Erstes Mitglied der Kölner „Hall of Fame“

Der Klub hat seinen ersten und wichtigsten Präsidenten auf verschiedene Art und Weisen gewürdigt. So tragen bis heute die Anschrift der Geschäftsstelle sowie das Stadion am Geißbockheim seinen Namen. Fun Fact: Schon 1948 war die Geschäftsstelle eng mit dem Namen Franz Kremer verbunden, damals befand sie sich nämlich unweit seiner Privatwohnung auf dem Sülzgürtel Nummer 12. Außerdem wurde er als erstes Mitglied in die vereinseigene „Hall of Fame“ aufgenommen.

Fünf Tore für Stürmer Radant beim ersten FC-Spiel

24 Stunden nach der geschichtsträchtigen Sitzung in der Gaststätte Roggendorf erhielt der FC seine Spielgenehmigung. Die neu formierte Mannschaft hatte sportlich schnell Erfolg. Am 15. Februar 1948, also nur zwei Tage nach Vereinsgründung, spielte der FC sein erstes Ligaspiel der Vereinshistorie in der Rheinbezirksliga und gewann mit 8:2 gegen Nippes 12. Vor ca. 2.400 Zuschauern in der Radrennbahn schoss Walter Radant das erste Tor in der langen Historie des FC. Insgesamt gelangen ihm in diesem Spiel gleich mal fünf Treffer. „Bubi“ Weyer ging parallel als erster Kapitän des FC in die Geschichtsbücher ein.

Hennes Weisweiler in der Startformation

In der Startelf des FC fand sich noch ein weiterer historischer Name, der später als Trainer für den größten Erfolg der Vereinsgeschichte sorgen sollte: Hennes Weisweiler. Der legendäre Double-Trainer von 1978 ackerte in der ersten FC-Mannschaft fleißig im Mittelfeld und sorgte somit dafür, dass der FC zum Abschluss der Saison die Aufstiegsspiele zur Oberliga West bestreiten durfte. Diese verlor man jedoch knapp gegen Rhenania Würselen mit dem späteren Bundestrainer Jupp Derwall. Ein Jahr später aber gelang schließlich der Aufstieg in die Oberliga West, nachdem man sich in den Aufstiegsspielen gegen Bayer Leverkusen durchgesetzt hatte.

Die erste Aufstellung des 1. FC Köln beim Premieren-Ligaspiel gegen Nippes 12: Nelles, Langen, Hungs, Moog, Szilinsky, Radant, Faber, Alexius, Weisweiler, Weyer, Lipponer

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