Der 24. März 1965 - das dritte Spiel steht vor dem Anpfiff. (Foto: imago images / Horstmüller)

FC International – die größten Europapokalauftritte des 1. FC Köln

Der fünfte Platz Saison 2016/17 und die damit verbundene Qualifikation für den Europapokal ist besonders für viele junge Fans des 1. FC Köln ein unvergesslicher Moment. Was für diese Anhänger ein unvorstellbares Highlight war, war für die älteren FC-Fans viele Jahre lang Alltag. Denn bis Anfang der 90er-Jahre war der FC ein regelmäßiger Teilnehmer im internationalen Wettbewerb und kann dadurch auf viele großartige Spiele zurückblicken. Einen internationalen Titel konnte der FC zwar nicht einsammeln, dennoch gab es einige legendäre Auftritte und mehrmals stand der Verein kurz davor, den großen Coup auf internationaler Bühne zu landen. 

Europapokal der Landesmeister (Saison 1964/65): Viertelfinale gegen den FC Liverpool

Bis heute spricht man von diesem Duell, bei dem der FC gegen den sechsfachen Europapokalsieger äußerst bitter und unglücklich ausschied. Unzählige Anekdoten brachte dieses Duell hervor. Doch fangen wir von vorne an. In den ersten beiden Runden des Wettbewerbs gab sich der FC gegen den FK Partizani sowie gegen Panathinaikos Athen keine Blöße und zog ins Viertelfinale ein.

Dort trafen die Geißböcke auf den FC Liverpool. Das Hinspiel in Müngersdorf endete torlos, das Rückspiel an der legendären Anfield Road war ebenfalls ein enger Kampf, bei dem der FC das exakt gleiche Ergebnis erzielen konnte. Wieder ein torloses Remis – und so musste ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz her. Die UEFA entschied sich für Rotterdam als Austragungsort des finalen letzten Aktes dieses Duells. Rund 48.000 Zuschauer wollten im Stadion „De Kuip“ bei diesem historischen Spiel dabei sein. Jeder von ihnen kam dabei auf seine Kosten, denn was folgte war eine legendäre Europapokalnacht, die an Dramatik kaum zu überbieten war.

Schnell führte der FC Liverpool mit 2:0. Besonders bitter war die frühe Verletzung des Kölner Verteidigers Wolfang „Bulle“ Weber, der sich bereits nach rund 20 Minuten das Wadenbein brach. Doch weil es damals noch keine Ein- und Auswechslungen gab, biss die FC-Legende auf die Zähne und spielte das Spiel über 120 Minuten zu Ende. Eine Tapferkeit, die ihn zur FC-Legende werden ließ. Karl-Heinz Thielen traf für den FC noch kurz vor der Pause zum Anschlusstreffer und kurz nach der Halbzeit war es Hannes Löhr, der für den FC den Ausgleich erzielen konnte. Bei diesem 2:2 blieb es nicht nur nach 90, sondern auch nach 120 Minuten. Drei Spiele spielten diese beiden Mannschaften also, ein sportlicher Sieger konnte nicht ermittelt werden. Und so nahm das Drama aus FC-Sicht endgültig seinen Lauf, denn weil es damals noch kein Elfmeterschießen gab, kam es zu einer bis heute unvergessenen Szene. Der Münzwurf musste über den Sieger entscheiden, das reine Losglück also. Und auch da gab es die Entscheidung nicht beim ersten Versuch. Unglaublich, aber wahr: Die Münze blieb senkrecht im tiefen Rotterdamer Rasen stecken. Ein zweiter Versuch musste her, und diesmal entschied die Münze zu Gunsten der „Reds“ aus Liverpool. Bis heute eine der tragischsten, aber auch legendärsten Abende in der FC-Geschichte.

Europapokal der Landesmeister (Saison 1978/79): Halbfinale gegen Nottingham Forrest

In der Saison 1978/79 ging der FC als amtierender Double-Sieger in die Europapokalsaison. Unter Trainer Hennes Weisweiler hatten die Kölner große Ambitionen im Europapokal der Landesmeister weit zu kommen. Dies gelang auch, nur zum großen Coup und dem Gewinn des berühmten Henkelpotts hat es auf tragische Art und Weise nicht gereicht. Angefangen hat diese Europapokalsaison für den FC mit einem einfachen Los für den FC gegen den IA Kranes aus Island, gegen die sich die Geißböcke souverän durchsetzen konnten. Im Achtelfinale ging es gegen die bulgarische Mannschaft von Lokomotive Sofia. Mit einem 1:0 im Hinspiel und einem 4:0 im Rückspiel wurde der FC seiner Favoritenrolle auch hier gerecht. Über die Glasgow Rangers (1:0 und 1:1) zog der FC schließlich ins Halbfinale ein, bei dem die tragische Geschichte des FC gegen englische Mannschaften um ein Kapitel reicher wurde.

Die Losfee sorgte für ein Aufeinandertreffen mit dem Titelfavoriten Nottingham Forrest und ihrem legendären Trainer Brian Clough. Das erste Duell der beiden Teams fand bei strömenden Regen in den englischen Midlands statt. Der City Ground war mit rund 40.000 Zuschauern restlos ausverkauft, auch rund 800 mitgereiste FC-Fans waren dabei. Weltweit sahen unfassbare 400 Millionen Menschen das Spiel im TV, und sie sahen einen FC, der ein begeisterndes Spiel machte und den heimischen Nottingham-Fans die Party zeitweise ganz schön vermieste. Denn die Kölner gingen blitzschnell durch Tore von Van Gool und Müller mit 2:0 in Führung. Vor der Pause musste der FC allerdings noch der Anschlusstreffer hinnehmen, bevor nach der Pause die Engländer dann richtig aufdrehten. Schnell drehten sie das Spiel komplett und gingen mit 3:2 in Führung. Doch zur Freude aller FC-Fans gelang Edeljoker Okudera noch der Ausgleich zum 3:3, wodurch der FC mit einer sehr guten Ausgangslage ins Rückspiel in Müngersdorf ging.

Der spätere FC-Star Tony Woodcock, damals noch beim englischen Gegner im Sturm, sagte nach dem Spiel über den FC: „That’s a wonderful team“. Vom Gewinn des Henkelpotts war der FC also nicht mehr weit entfernt. Ein Heimsieg im Rückspiel im heimischen Müngersdorfer Stadion und der FC würde im großen Finale stehen. Doch dazu kam es nicht, denn vor 57.723 Besuchern gewannen die Engländer etwas glücklich mit 1:0. Beim FC waren einige wichtige Säulen ausgefallen, und so gelang es den couragierten Kölnern nicht ein Tor zu erzielen. Die Mannschaft von Brian Clough zog also ins Endspiel ein, welches sie mit 1:0 gegen Malmö gewinnen konnte und so den Henkelpott nach Nottingham brachte. Nie wieder war der FC so nah am Gewinn des wichtigsten und größten europäischen Vereinspokals.

UEFA-Cup (Saison 1985/86): Finale gegen Real Madrid

In der Saison 1985/86 war der FC im UEFA-Cup vertreten und konnte dort mit Trainer Hannes Löhr bis ins Finale vorstoßen. Nach erfolgreichen Runden gegen Sporting Gijon (0:0 und 2:1), Bohemians Prag (4:0 und 4:2), Hammarby IF (1:2 und 3:1), Sporting Lissabon (1:1 und 2:0) sowie KSV Waregem (4:0 und 3:3) zog der FC erstmals in ein internationales Endspiel ein.

Das „Real Madrid des Westens“, wie der FC einst genannt wurde, traf dabei auf niemand Geringeren als das königliche Original aus der spanischen Hauptstadt – Real Madrid. Und im Hinspiel bekam der FC das „weiße Ballett“ so richtig zu spüren. Mit 1:5 verloren die Kölner im legendären Santiago Bernabeu Stadion und hatte somit kaum noch Chancen für das Rückspiel, und das, obwohl Klaus Allofs den FC um den neuen Trainer Georg Keßler sogar in Führung brachte. Im Rückspiel gewann der FC zwar mit 2:0, der Titel aber war verloren. Wenigstens gingen die Geißböcke anschließend mit erhobenem Haupt vom Platz, nachdem Bein und Geilenkirchen den FC zum Sieg über die Königlichen schossen. Klaus Allofs spielte eine überragende Europapokalsaison und wurde mit neun Toren Torschützenkönig dieser UEFA-Cup-Saison, was für den Angreifer nach dem verlorenen Finale jedoch sicherlich nur ein Trostpreis war. Trotz der Niederlage bleiben diese Finalspiele und die Europapokal-Saison 1985/86 für immer eine schöne Erinnerung für alle FC-Fans.

Europa-League-Saison 2017

Auch wenn die Europa-League-Saison 2017 nicht von großem Erfolg gekrönt werden sollte und der FC bereits nach der Gruppenphase ausschied, können diese Europapokalauftritte dennoch in die Liste mit aufgenommen werden. Schließlich war es nach langen 25 Jahren das erste Mal, dass der FC wieder in einem internationalen Wettbewerb vertreten war. Für eine ganze Generation von FC-Fans ein einmaliges Erlebnis, besonders die Nacht von London mit 25.000 Kölnern und das Führungstor von Jhon Cordoba beim FC Arsenal ist, trotz Niederlage, bis heute einer der größten und wichtigsten Momente in der FC-Geschichte.

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