Auf Schalke hat der 1. FC Köln auf den ersten Blick zwei Punkte verloren, gleichzeitig aber einen weiteren Zähler im Kampf um den Klassenerhalt gesammelt. Die Lehren des Spiels.
Aus der Veltins-Arena berichten Sonja Eich und Josef Diller
Geschichte des Spiels
Nach dem historischen Heimsieg gegen Bremen, der Fast-Sensation bei den Bayern und dem gleichzeitigen Katastrophenstart der Schalker dürften viele Kölner gedacht haben: Das wird eine klare Sache für den FC am Sonntagnachmittag. “Wir sollten aufpassen”, hatte Steffen Baumgart aber bereits im Vorfeld gewarnt. Der 51-Jährige wusste, dass die Partie für den Tabellenletzten Endspielcharakter haben würde und erwartete, dass Schalke “mit voller Power” auf Sieg spiele. Und so kam es dann auch: Die Königsblauen waren giftig, aggressiv und unangenehm zu bespielen und hatten dazu noch die besseren Torchancen, weshalb der FC mit dem Punkt gut leben kann und muss.
Moment des Tages
Den gab es bereits in der zweiten Minute: Nach einer Flanke von Tim Skarke behauptete sich Moritz Jenz im Kopfballduell gegen Davie Selke und Jonas Hector und brachte den Ball wuchtig aufs Kölner Tor. FC-Keeper Marvin Schwäbe war hellwach und fischte die Kugel stark mit einer Hand von der Linie. Immens wichtig, wenn man auf den weiteren Verlauf des Spiels blickt – gut, dass Schwäbe da zur Stelle war und seine Mannschaft vor dem frühen Rückstand bewahrte.
Spieler des Spiels
Jeff Chabot ist ohne Wenn und Aber der Gewinner dieser Englischen Woche. Gegen Bremen sorgte der 24-Jährige vor allem in der Phase, in der das Spiel noch nicht entschieden war, für defensive Stabilität. Beim Gastspiel in München war er gemeinsam mit Nikola Soldo dafür verantwortlich, dass die Bayern fast an der improvisierten FC-Innenverteidigung, die so noch nie zusammengespielt hatte, verzweifelt wären – beim späten Ausgleich durch Kimmich aus knapp 30 Metern hatten weder Chabot, noch Soldo Schuld. Auf Schalke nahm Kölns Nummer 24 die bissige Spielweise der Gegner an. Chabot stand immer wieder auf, wenn er auf die Socken bekam und behauptete sich ein ums andere mal stark.
Statistik des Spiels
Womit wir direkt zur Statistik des Spiels kommen: 86% seiner Zweikämpfe gewann Chabot am Sonntagnachmittag, klärte insgesamt 16 mal – das ist ein Rekordwert in der laufenden Bundesligasaison und Höchstwert beim FC seit Dominic Maroh im April 2018. Chabot blieb in den Duellen, sowohl in der Luft als auch am Boden, sehr stabil, langte auch selbst mal hin, blieb dabei aber immer in einem fairen Rahmen. Vor wenigen Wochen galt er noch als sicherer Kandidat für einen Abgang im Sommer. Wenn er weiterhin so abliefert, könnte eine feste Verpflichtung der Leihgabe von Sampdoria Genua durchaus ein Thema werden. “Dass wir uns darüber Gedanken machen, wenn er so spielt, darüber müssen wir nicht reden”, machte Steffen Baumgart jüngst deutlich.
Pechvogel des Spiels
Nach zwei knapp halbstündigen Jokereinsätzen gegen Bremen und die Bayern durfte Davie Selke auf Schalke erstmals von Beginn an für den FC ran. Der ehemalige Herthaner musste vor allem viel Drecksarbeit machen – sprich Bälle festmachen und immer wieder knackige Kopfballduelle bestreiten. Selke war weit davon entfernt, in der Offensive Akzente zu setzen, was aber auch daran lag, dass der FC selbst kaum Torchancen in Durchgang eins verbuchen konnte. Kurz vor der Halbzeit stieg Selke dann gegen Tom Krauß zum Kopfball hoch, kam bei der Landung mit seinem linken Fuß auf Krauß’ Knöchel auf und verletzte sich dabei selbst am Sprunggelenk. Eine genaue Diagnose soll eine MRT-Untersuchung am Montag ergeben. Wir wünschen gute Besserung!
Zitat des Tages
“Wenn du nicht gewinnen kannst, dann darfst du hier auch nicht verlieren und das haben wir geschafft.” (Thomas Kessler)
Erkenntnis des Spiels
Auch nach den Ausrufezeichen gegen Werder und beim Rekordmeister tut der FC gut daran, nicht in Euphorie zu verfallen und vor allem nicht überheblich zu werden. Ein Spiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, bei dem fast alle mit einem klaren Sieg rechnen, kann im Grunde nur verloren werden. Das Unentschieden ging für den FC absolut in Ordnung und brachte das Team gleichzeitig dem Ziel näher, dass nach den beiden Ergebnissen zuvor möglicherweise von manchem Fan wieder vergessen wurde: Dem Ligaverbleib.
Ausblick
Fünf Punkte aus den ersten drei Partien – das ist eine ordentliche Ausbeute zum Jahresstart. “Es wäre vielleicht auch ein bisschen mehr gegangen, aber mit einer Niederlage in München auch weniger”, zeigte sich auch Timo Hübers zufrieden. Dem FC stehen nun zwei schwere Heimspiele gegen die beiden Champions League-Teilnehmer Leipzig und Frankfurt bevor. Mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang und den gezeigten Leistungen im Rücken kann die Baumgart-Elf die Aufgaben mit breiter Brust angehen.
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