Erstmals hat der 1. FC Köln in der Bundesliga bei Union Berlin gepunktet. Dass sogar mehr als ein Unentschieden drin gewesen wäre, ist eine wichtige Erkenntnis für Spieler und Trainer. Steffen Baumgart hätte dennoch gerne in seiner Wahlheimat gewonnen.
Geschichte des Spiels
Neu ist nicht immer besser. Das gilt auch für den Rasen an der Alten Försterei, der erst zwei Tage vor dem Gastspiel des FC ausgetauscht worden war – und so wie Schmierseife wirkte. “Der Platz war eine Katastrophe”, brachte es Timo Hübers im Nachgang der Partie auf den Punkt. Lizenzspielerleiter Thomas Kessler war ebenfalls wenig begeistert: “Die Information, dass der Rasen neu verlegt wurde, haben wir erst kurz vor dem Spiel bekommen. Die Platzverhältnisse kamen wohl eher dem Spiel von Union entgegen, weil sie deutlich mehr mit langen Bällen agieren.” Mehrfach hoben sich ganze Rasenstück heraus, selten war ein neues “Grün” so wenig grün wie am Samstag, sondern gelb und grau, als sei der Rasen schon wieder abgestorben. Schade, dass in der Bundesliga so ein Fehler erlaubt ist.
Moment des Tages
Von 2002 bis 2004 spielte Steffen Baumgart selbst für die Eisernen, erzielte in 68 Spielen für den damaligen Zweitligisten 22 Treffer, wurde zweimal “Unioner des Jahres”. Auch knapp 20 Jahre später ist der Kölner Coach dem Hauptstadtklub tief verbunden – seinen Erstwohnsitz hat er nach wie vor in Köpenick, ist Vereinsmitglied. Dementsprechend herzlich war der Empfang. “Es wäre etwas Besonderes gewesen, hier drei Punkte zu holen”, sagte Baumgart hinterher.
Wechsel des Spiels
Erst in der 84. Minute ging die Tafel an der Seitenlinie zum ersten Mal hoch, um eine Auswechslung von Steffen Baumgart anzuzeigen: Mathias Olesen kam für Florian Kainz. Dass Baumgart den ersten Wechsel so spät zog, war ungewöhnlich. Der FC-Trainer bekennt sich eigentlich dazu, nach seiner Stunde seine vordere Pressinglinie mit frischen Kräften zu besetzen. Doch “das Spiel hat einfach funktioniert”, sagte Baumgart hinterher. “Wir waren zwischen der 60. und 75. Minute richtig gut drin, hatten Torchancen. Erst zum Schluss wollten wir den Rhythmus von Union unterbrechen, das hat durch die beiden letzten Wechsel auch geklappt.”
Statistik I des Spiels
12,8 und 12,4 Kilometer – so viel lief die Kölner Doppelsechs um Ellyes Skhiri und Eric Martel gegen Union Berlin. Bei den Pleiten gegen Stuttgart und Wolfsburg wagte Baumgart zwei Umstellungen, die nicht fruchteten. Nun kehrte er in Berlin zum Bewährten mit Martel und Skhiri Seite an Seite zurück. Neben ihrer enormen Laufarbeit sorgten sie für defensive Stabilität, agierten ballsicher und zweikampfstark. Martel hatte sogar eine Großchance zur Kölner Führung (50.). Martel und Skhiri vor der Abwehr – das passt einfach.
Statistik II des Spiels
Steffen Tigges ist Mittelstürmer. Frühere Mittelstürmer des 1. FC Köln, wie Anthony Modeste, liefen in 90 Minuten circa zehn Kilometer. Der 24-Jährige aber spulte bei Union 12,15 Kilometer ab – und damit nur unwesentlich weniger als die beiden Superläufer auf der Kölner Doppelsechs.
Zitat des Tages
“Vielleicht wird das Zünglein bald wieder für uns ausschlagen” (Timo Hübers über das fehlende Glück im Torabschluss)
Erkenntnis des Spiels
Einerseits: Der FC kann doch in Köpenick punkten. Seit dem gemeinsamen Bundesligaaufstieg in der Saison 2018/19 hatte der FC alle drei Gastspiele an der Alten Försterei verloren. Andererseits: Am Samstag zeigte der FC nach zwei schwachen Leistungen gegen Stuttgart und Wolfsburg wieder ein gänzlich anderes Gesicht – unabhängig vom Gegner. Gute Zweikämpfe, hohe Intensitäten, Bissigkeit und vor allem eine geringe Fehlerquote in der eigenen Hälfte – das waren die Schlüssel zum Punktgewinn. Und auch, wenn wieder kein Tor gelang: Es gab wenigstens wieder zahlreiche gute Torchancen. Auch das war zuletzt anders. So weiß der FC, was es braucht, um am Freitag Bochum zu besiegen.
Ausblick
Durch den Punktgewinn gegen Union und die 0:2-Niederlage des VfL Bochum gegen Schalke 04 konnte der FC seinen Vorsprung auf den Relegationsplatz um einen Punkt auf acht Zähler ausbauen. Mit einem Heimsieg am Freitagabend gegen das jetzt auf Rang 18 abgerutschte Bochum können die Kölner einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen.
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