Zweimal hat Steffen Baumgart die TSG Hoffenheim hinter sich gelassen. Ein drittes Mal wäre angesichts der Transfer-Ausgaben dieses Sommers eine dicke Überraschung. Kein Bundesligist war sparsamer als der 1. FC Köln. Kann Baumgart dem Unterschied trotzen?
Wer sich fragt, wie bescheiden es um die Finanzkraft des 1. FC Köln steht, kann einen Blick auf die Transfer-Tabelle des vergangenen Sommers werfen. Im Liga-Vergleich rangieren die Geißböcke, die nur für einen einzigen Spieler eine Ablöse gezahlt haben, auf einem Abstiegsplatz.
Die Ausgaben des VfL Bochum werden auf 2,45 Millionen Euro geschätzt. Heidenheim, ein Club mit Mini-Etat im ersten Jahr der Erstklassigkeit, soll 2,3 Millionen Euro für seine Zugänge überwiesen haben – und wird wohl noch vom FC unterboten.
Hoffenheim “unter Wert geblieben”
Sieht man von eventuellen Leihgebühren ab, hat lediglich Jeff Chabot eine Ablöse gekostet. Die anfängliche Kaufoption von 2,5 Millionen Euro sollen die Kölner in den Gesprächen mit Serie-A-Absteiger Sampdoria Genua noch nach unten verhandelt haben. Das würde Platz 18 in der Transfer-Tabelle bedeuten.
Trotz der Europapokal-Einnahmen der vergangenen Saison, trotz der Abschiede zahlreicher Top-Verdiener, trotz der Verkäufe von Ondrej Duda und Jens Castrop, trotz der Transfer-Beteiligung an Yann Bisseck. Ein klarer Hinweis darauf, wie schlecht es um die FC-Finanzen bestellt ist, obwohl Geschäftsführer Philipp Türoff auf der Mitgliederversammlung am 27. September das erste positive Geschäftsjahr seit langem präsentieren wird.
In ganz anderen Transfer-Sphären bewegt sich der nächste Gegner Hoffenheim. Die TSG gab mehr als 40 Millionen Euro für Verstärkungen aus – 25 davon alleine in den letzten beiden Tagen vor Schließung des Wechselfensters für Mergim Berisha (Augsburg) und Anton Stach (Mainz).
Davon kann Steffen Baumgart nur träumen. Der FC-Trainer, der die TSG in der Vergangenheit zeitweise zu seinen Meisterschaftskandidaten gezählt hatte, sagt: “Hoffenheim hat versucht, einige Sachen zu regulieren, weil sie in den letzten Jahren unter Wert geblieben sind. Alleine an den letzten Transfers sieht man, dass sie in andere Tabellenregionen wollen.”
In den vergangenen beiden Saisons landete Hoffenheim jeweils hinter dem FC. Auch den VfL Wolfsburg, der nun 72,5 Millionen Euro hinblätterte, konnten die Kölner unter Baumgart ein Mal hinter sich lassen. Solche Überraschungen werden nach diesem Transfer-Sommer immer schwieriger. “Wenn wir sehen, welche finanziellen Mittel woanders eingesetzt werden, welche Transfers getätigt wurden, dann sollten wir uns mit einigen Mannschaft nicht auf eine Stufe stellen”, erklärt der FC-Trainer, der mit Ellyes Skhiri und Jonas Hector viel Qualität verloren hat.
“Ich bin ein Trainer, der Spieler entwickeln kann”
Zweifel oder gar öffentliche Beschwerden bezüglich des Sparkurses hört man vom ambitionierten Baumgart, dessen Träume bekanntermaßen der Einzug ins Pokal-Finale und die Rückkehr nach Europa sind, allerdings nicht. Ob er nun aber angesichts der finanziellen Zwänge an seine Grenzen stoße, wurde er deshalb diese Woche gefragt.
“Grenzen? Was sind Grenzen? Ich bin noch lange nicht an meiner Grenze”, gibt sich der 51-Jährige kämpferisch und stellt sich vor seine Mannschaft. “Wir haben zwei wichtige Spieler verloren. Trotzdem haben wir gute Jungs, die sich weiterentwickeln. Ich habe immer gesagt: Ich bin ein Trainer, der Spieler entwickeln kann.“ Diese Fähigkeit braucht der FC wohl mehr denn je, um auch im dritten Baumgart-Jahr nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.
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