Vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS hat am Dienstag die Anhörung im Fall Potocnik begonnen. Der 1. FC Köln will die von der FIFA verhängte Transfersperre abwenden. So gehen Steffen Baumgart und seine Spieler mit dem Verfahren um.
Als vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne die Verhandlung anlief, die den 1. FC Köln in Ausnahmezustand versetzen könnte, herrschte 700 Kilometer weiter nördlich der Alltag. Am Geißbockheim startete Steffen Baumgart mit seiner Mannschaft in die Vorbereitung auf das wichtige Auswärtsspiel bei Werder Bremen.
Es klingt seltsam, und ist zugleich logisch: Der Trainer und seine Profis haben nach nur einem Punkt aus vier Partien ganz andere Probleme als eine mögliche Bestätigung der einjährigen Transfersperre, die der Weltverband FIFA im März aufgrund des Transfers von Jaka Cuber Potocnik verhängt hatte.
CAS-Verfahren im FC-Team kein Thema
Natürlich sei er mit Sportchef Christian Keller, der den FC in Lausanne gemeinsam mit Geschäftsführer-Kollege Philipp Türoff und Vize-Präsident Carsten Wettich vertritt, im Austausch, sagte Baumgart am Dienstag und betonte zugleich sein großes Vertrauen in die Kölner Delegation. Aber: “Mehr kann und will ich mich nicht darum kümmern. Das ist eine Sache, die von vielen Faktoren abhängt, die wir aus meiner Sicht gar nicht beeinflussen können.”
Schon gar kein Thema sei das CAS-Berufungsverfahren für seine Mannschaft. “Es wird von außen gern gesagt: ‚Jetzt denken die darüber nach'”, holte Baumgart aus, um sofort zu widersprechen: “Da denkt keiner drüber nach, weil es keinen interessiert. Es wird in drei oder vier Monaten beschlossen und kommt dann vielleicht im Sommer oder Winter. Damit beschäftigt sich keine Mannschaft.“
“Egal, was kommt, egal wer da ist oder nicht – ich habe Spaß mit den Jungs.”
Steffen Baumgart
Tatsächlich erwartet den FC nach dem zweiten Verhandlungstag am Mittwoch kein rasches Urteil. Auf Anfrage der Kölnischen Rundschau teilte der CAS mit: “Nach Abschluss der Anhörung berät das für die Angelegenheit zuständige Schiedsrichtergremium und bereitet den Schiedsspruch mit seiner Entscheidung vor. Aus diesem Grund wird die Entscheidung nicht unmittelbar nach der Anhörung sondern zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.” Das kann Wochen, aber auch Monate dauern.
Am Dienstag wurden in Lausanne zunächst die Verantwortlichen und Zeugen des NK Olimpija Ljubljana angehört. Von jenem Club, bei dem Sturm-Talent Potocnik vor seinem Wechsel nach Köln (im Januar 2022) unter Vertrag gestanden hatte – bei dem er ohne triftigen Grund sowie unter Anstiftung der Geißböcke gekündigt haben soll. So die Vorwürfe. Die Vertreter des FC waren am Dienstagnachmittag an der Reihe, die FIFA folgt am Mittwoch ab 9.20 Uhr.
Baumgart erklärte auf dem fernen Vereinsgelände: “Ich weiß nicht, was die andere Seite vorbereitet hat, was die FIFA macht. Jeder wird seine Argumente haben. Ich weiß auf jeden Fall, mit wie viel Fleiß und Engagement bei uns gearbeitet wurde, um die richtigen Lösungen und Argumente zu finden.”
Baumgart: “Ich nehme es, wie es kommt”
Vor einem resignierenden Trainer müsste sich der FC selbst im Falle eines negativen Urteils nicht fürchten. „Egal, wie es ausgeht: Es geht hier immer weiter”, gab sich Baumgart kämpferisch.
Wie er damit umgehen würde, falls die Transfersperre bestätigt wird und der Club ein Jahr lang keine neuen Spieler registrieren darf? “Dann mache ich mit den Jungs weiter, die hier sind”, sagte Baumgart schulterzuckend, “Dann ziehen wir Jungs aus der U19 und U21 nach. An meiner Einstellung oder Arbeit ändert das gar nichts. Ich nehme es, wie es kommt. Ich glaube, mir sieht man an: Egal, was kommt, egal wer da ist oder nicht – ich habe Spaß mit den Jungs. Das bleibt so, unabhängig von einem positiven oder negativen Urteil.“
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