Der 1. FC Köln hat sein Pokal-Aus aufgrund einer bis zur 70. Minute desolaten Leistung fraglos selbst zu verantworten. Doch auch mit Schiedsrichter-Glück waren die Geißböcke gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht gesegnet.
Aus Kaiserslautern berichten Marc L. Merten und Martin Zenge
Gut 80 Minuten lang hatte Sven Jablonski eine angenehme Nebenrolle gespielt. Zwei späte Entscheidungen des Schiedsrichters sorgten dann allerdings doch noch für heftige Diskussionen und trugen – bei allem eigenen Unvermögen – ihren Teil dazu bei, dass der 1. FC Köln in Kaiserslautern aus dem DFB-Pokal ausschied.
Am Dienstagabend lief die 84. Minute, der FC hatte gerade auf 2:3 verkürzt, als Florian Kainz im Mittelkreis Boris Tomiak umgrätschte. Der Kölner Kapitän sprang dem Lauterer von schräg hinten in die Beine. Jablonski zückte Rot, und die Geißböcke waren in den Schlussminuten in Unterzahl (Sperre gilt nur für Pokal).
Baumgart: “Gelbe Karte hätte es getan”
Keine Frage, Kainz hatte ein hartes Foul ausgepackt – aber auch ein alternativlos rot-würdiges? Da gingen die Meinungen auseinander. “Der Schiedsrichter entscheidet sich in der Situation für Rot, weil er sagt, Kainzi kann nicht mehr den Ball spielen, sondern nur noch in die Beine. Von der Schwere oder Intensität des Fouls, glaube ich, hätte es auch eine Gelbe Karte getan”, sagte beispielsweise Steffen Baumgart.
Jablonskis Wahl fiel wohl in die Kategorie “hart, aber vertretbar”. Der FC-Trainer ergänzte: “So wie er es begründet hat, müssen wir damit umgehen. Das ist aus unserer Sicht in Ordnung und für mich nicht der Faktor, warum wir am Ende nicht mehr herangekommen sind.”
Fünf Minuten vor Kainz hatte bereits Eric Martel Gelb-Rot gesehen – allerdings auf der Bank. Der verwarnte Sechser war unmittelbar davor ausgewechselt worden, wetterte dann an der Seitenlinie gegen eine Schiedsrichter-Entscheidung und kickte eine Flasche aufs Spielfeld.
“Eric hatte einen emotionalen Ausbruch. Das wird mit Gelb bestraft und wenn du schon Gelb hast, kriegst du Gelb-Rot”, berichtete Baumgart, konnte Martel dabei durchaus verstehen: “Das hing vielleicht damit zusammen, dass er vom Ergebnis und auch von der Auswechslung enttäuscht war.” Wobei diese explizit “nicht leistungsbedingt” erfolgt war, sondern weil der FC-Trainer “verhindern wollte, dass Eric Gelb-Rot kriegt”. Mit Galgenhumor meinte Baumgart: “Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass er sich die Karte auf der Bank holt.”
Krahl reißt Tigges um, Pfiff bleibt aus
Genauso wenig kam Schiedsrichter Jablonski auf die Idee, in der sechsten Minute der Nachspielzeit auf Elfmeter für Köln zu entscheiden – die zweite umstrittene Szene neben dem Kainz-Platzverweis. Nach einem Missverständnis mit einem eigenen Mann hechtete Kaiserslauterns Torhüter Julian Krahl durch den Fünfmeterraum nach dem Ball. Doch bevor er diesen erreichte, riss er Steffen Tigges um.
Während sich Baumgart anschließend nicht festlegen wollte (“Bei den Jungs, die ich gefragt habe, gingen die Meinungen komplett auseinander”), entfachte sich beim ZDF eine Experten-Debatte. Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe fand es “vertretbar, den Elfmeter nicht zu geben”. Ex-Profi Hanno Balitsch sah es anders: “Den kann man geben, Krahl spielt nicht den Ball.”
Pech für den FC: Der Videobeweis kommt im DFB-Pokal erst ab dem Achtelfinale zum Einsatz. Die Tigges-Szene wäre mit Sicherheit überprüft worden – und es hätte gewiss Unparteiische gegeben, die hier auf Elfmeter entschieden und den Kölnern damit die Chance zum 3:3 auf dem Silbertablett serviert hätten.
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