Steffen Baumgart hat seinen 1. FC Köln erneut wachrütteln müssen. Beim 1:1 in Bochum lieferte der Bundesliga-Letzte zum wiederholten Male eine rätselhaft schwache erste Halbzeit ab. Baumgart wurde in der Kabine “ein bisschen emotionaler”.
Und schon wieder eine Leistung, die den Trainer ratlos macht. Warum hatte der Auftritt des 1. FC Köln vor der Pause derart wenig mit Abstiegskampf zu tun? “Das kann ich Ihnen nicht sagen”, gab Steffen Baumgart am Samstagabend in Bochum ehrlich zu. “Es gibt keine Antwort, die zufriedenstellend ist.”
Nach dem 0:6 in Leipzig und dem Pokal-Aus in Kaiserslautern bot der FC innerhalb kurzer Zeit die dritte ganz schwache Vorstellung. Vor allem in Halbzeit eins war einer der so oft genannten “Gegner auf Augenhöhe” eine Klasse besser. “Sie haben uns niedergekämpft und wir waren nicht in der Lage, mit klaren Aktionen dagegenzuhalten”, kritisierte Sportchef Christian Keller.
“Es war ein bisschen emotionaler”
Die Folge: der nächste Kabinen-Knall. Wie bereits in Leipzig musste Steffen Baumgart in der Halbzeit – selbst für eigene Verhältnisse – laut werden. “Glauben Sie mir, dass ich nichts laufen lasse. Es war ein bisschen emotionaler”, sagte der Trainer über seine “sehr deutliche und sehr klare” Pausen-Ansprache.
Direkt nach Abpfiff erklärte er Moderator Sebastian Hellmann und Experte Lothar Matthäus am Sky-Tisch, was genau ihn gestört hatte: “Was mir nicht gefällt, ist, dass wir gewisse Sachen, die wir absprechen, einfach nicht umsetzen. Da interessiert mich als Trainer auch nicht warum und weshalb – mach es einfach”, forderte Baumgart und betonte: “Abstiegskampf bedeutet auch Emotion und Sachen annehmen, die nichts mit Fußball zu tun haben, sondern mit Fighten. Das war in Halbzeit eins aus meiner Sicht nicht klar genug. Ich sage es mal so: Ich muss schon in der Lage sein, zu erkennen, dass ich nicht noch mal kurz spielen kann, wenn es schon dreimal nicht geklappt hat.”
Baumgart versuchte alles, um seine Mannschaft wachzurütteln – und hatte mit Verzögerung Erfolg. Denn Bochum war auch zu Beginn der zweiten Halbzeit deutlich näher am 2:0 als der FC am Ausgleich. Erst nach Davie Selkes 1:1 aus dem Nichts nahmen die Kölner den Abstiegskampf endlich an. “Wir haben eine gute Reaktion gezeigt”, meinte der Torschütze wohlwollend.
Das Beste an diesem Abend, das weiß jeder Kölner, war die Tatsache, nicht verloren zu haben. “Wir sollten drei Kreuze machen, dass wir den Punkt mitgenommen haben. Das Einzige, was zählt, ist, dass der VfL nicht weiter weggezogen ist”, sagte Baumgart und stellte nicht zum ersten Mal fest: “Die Jungs hatten heute ganz klar mit dem Kopf zu tun.”
Baumgart: “Zufriedenheit sieht anders aus”
Ein Problem, das die Verantwortlichen bislang nicht lösen können. Doch auch der Trainer sah eine Steigerung nach seinem Kabinen-Klartext: “In Halbzeit zwei war es der Kampf, den man annehmen muss, um im Abstiegskampf bestehen zu können. Aber Zufriedenheit sieht anders aus.“
Bei allen negativen Zahlen rund um den FC lässt sich immerhin auch festhalten: Drei der letzten vier Liga-Spiele hat das Schlusslicht nicht verloren – dabei fünf seiner aktuell nur sechs Punkte geholt. Dennoch regierte nach zwei Unentschieden am Stück die Enttäuschung.
“Wir haben uns mehr gewünscht”, ärgerte sich Baumgart. “In Bochum war nicht mehr drin, aber letzte Woche gegen Augsburg.” Das sah Sportboss Keller ganz ähnlich: “Vier Punkte hätten es schon sein dürfen. Gegen Augsburg haben wir zwei liegen lassen. Am Schluss stehen zwei Punkte – und das sind zwei zu wenig.” Sechs Zähler aus elf Spielen bedeuten weiterhin den zweitschlechtesten Start der Club-Historie.
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