Der 1. FC Köln will im Winter einen weiteren Mittelstürmer verpflichten, der “direkt überdurchschnittliches Bundesliga-Niveau spielt”. Das hat Sportchef Christian Keller angekündigt – und gleichzeitig die Probleme des Transfer-Vorhabens benannt.
Der Minutenzähler stoppte bei 481. Als Davie Selke am Samstagabend zum 1:1 in Bochum traf, sicherte er dem 1. FC Köln nicht nur einen eminent wichtigen Punkt im Abstiegskampf, er beendete auch seine eigene Torlos-Serie. Da der Ex-Herthaner der bislang einzige FC-Angreifer ist, der in dieser Saison überhaupt getroffen hat, endete nach acht Bundesliga-Stunden gleichzeitig das Warten der Baumgart-Stürmer.
Statistik-Freunde müssen nicht allzu lange zurückdenken, um auf weitaus Schlimmeres zu stoßen. Denn als Selke am 18. März den einzigen Kölner Treffer bei der 1:6-Klatsche in Dortmund erzielt hatte, waren zuvor sage und schreibe 831 Minuten (fast 14 Stunden) ohne Stürmer-Tor vergangen. Nur macht das die Harmlosigkeit in dieser Saison nicht besser – wo Steffen Tigges nicht in die Nähe seines ersten Treffers und Sargis Adamyan nicht mal in den Kader kommt.
Keller will “zusätzlichen Neuner holen”
Trainer Steffen Baumgart hatte im Vorfeld des Bochum-Spiels durchblicken lassen, dass er die Gründe für die anhaltende Sieglosigkeit eher in den fehlenden eigenen Toren als in zu vielen kassierten Gegentreffern sieht – obwohl die Geißböcke seit Anfang April nicht zu null gespielt haben.
Und so kommt Christian Kellers erstes Transfer-Ziel für die Winterpause nicht überraschend. „Auf der Agenda ganz oben steht natürlich, einen zusätzlichen Neuner zu holen“, sagte der Kölner Sport-Geschäftsführer am Sonntag im “Doppelpass”.
Wobei Keller nicht erst durch die Tatsache, dass der FC mit neun Toren nach elf Spieltagen die schwächste Offensive der Liga stellt, oder aufgrund der Kritik an seiner Kader-Zusammenstellung aufgefallen ist, dass die Mannschaft einen weiteren Mittelstürmer gut gebrauchen könnte: „Wir wussten schon im Sommer, auf welchen Positionen wir uns in einer idealen FC-Welt noch verstärken würden.“
Den Verantwortlichen war bewusst, dass eigentlich die komplette Achse – von der Innenverteidigung über die Sechs bis ins Angriffszentrum – mit Zugängen versehen werden müsste. Nur hat die aktuelle Zeit wenig mit einer „idealen FC-Welt“ zu tun. In dieser würde Keller die riesigen Verluste durch die Pandemie und Kader-Altlasten gewiss gegen eine prall gefüllte Transferkasse tauschen.
“Spieler auftun, der nicht im Rampenlicht steht”
Über eine solche verfügen die Geißböcke auch im Winter keineswegs. Keller sagte über die Stürmer-Suche: „Dafür brauchst du das notwendige Kleingeld oder musst beim Scouting einen Spieler auftun, der noch nicht im Rampenlicht steht, aber trotzdem direkt überdurchschnittliches Bundesliga-Niveau spielt.“ Er dürfte auf Variante zwei setzen.
Das sei natürlich eine Herausforderung. „Wir halten die Augen offen und sind sehr aktiv. Ob es gelingen wird, im Winter einen Spieler zu holen, das wird man sehen. Aber wir streben es an.“ Für den Fall, dass der CAS die Kölner Augen nicht verschließt. „Die Transfersperre ist immer noch da, sie ist nur ausgesetzt“, erinnerte Keller, ohne einen neuen Stand präsentieren zu können.
„Wir würden uns wünschen, dass das CAS-Verfahren noch dieses Jahr erledigt wird”, ergänzte der FC-Sportboss – wohlwissend, dass sich damit sämtliche Transfer-Pläne für den Winter erledigt haben könnten. Doch es liegt ohnehin nicht in Kölner Händen: “Wann das Urteil gefällt und uns bekanntgegeben wird, darauf haben wir keinerlei Einfluss. Es könnte sein, dass es noch im Dezember kommt, es kann aber auch sein, dass es irgendwann im nächsten Jahr kommt. Das macht es jetzt nicht zwingend einfacher.“ Dennoch dürfte Keller bewusst sein: Wenn der FC verpflichten darf, muss der nächste Schuss besser sitzen als die letzten.
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