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Schiri in Klinik: Finkgräfe erklärt K.o.-Schuss – FC-Andenken für Ersatzmann

Zuschauer Tobias Krull sprang in Wolfsburg als Vierter Offizieller ein und bekam am Ende Faride Alidous Trikot. (Foto: IMAGO / regios24)
Zuschauer Tobias Krull sprang in Wolfsburg als Vierter Offizieller ein und bekam am Ende Faride Alidous Trikot. (Foto: IMAGO / regios24)

Das Spiel des 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg (1:1) musste 14 Minuten unterbrochen werden. So geht es dem ausgeknockten Linienrichter Thorben Siewer – und so erlebte Ersatzmann Tobias Krull, ein Hobby-Schiedsrichter von der Tribüne, sein Bundesliga-Debüt.

Der Mann des Spiels stand beim 1:1 zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln nicht auf dem Rasen, sondern zwischen den Trainerbänken – und das auch erst ab der 29. Minute. Zuschauer Tobias Krull wechselte von der VIP-Tribüne an den Spielfeldrand und sprang als Vierter Offizieller ein.

Zuvor hatte Max Finkgräfe Linienrichter Thorben Siewer mit einer Klärungstat in der 14. Spielminute derart hart an der Schläfe getroffen, dass dieser benommen zusammensackte und in die Kabine musste. Wie es das DFB-Protokoll vorsieht, übernahm der Vierte Offizielle Nicolas Winter den Linienrichter-Posten. Und für Winters eigentlichen Job wurde per Stadion-Durchsage ein Hobby-Schiedsrichter von der Tribüne gesucht. Zwei Kandidaten meldeten sich, die Wahl fiel auf Krull.

Das sagt Amateur-Schiedsrichter Krull

“Zum Glück hab’ ich einen Schiri-Schein. Wenn jetzt Not am Mann ist, kann ich einspringen” hatte der 32-Jährige, eigentlich Sportlicher Leiter und Torhüter bei Sechstligist MTV Gifhorn, zuvor schon zu seiner Begleitung gesagt – zunächst eher im Scherz. Doch als klar war, dass Siewer nicht weitermachen kann, wurde daraus schnell ernst.

Krull, bis 2012 selbst Nachwuchsspieler beim VfL und zeitweise sogar im Training von Felix Magath, “presste” sich in der Kabine in die etwas zu engen DFB-Klamotten, wie er später erzählte, und fand sich plötzlich zwischen den Trainerbänken wieder. Er nahm es gelassen, für Aufregung war keine Zeit: “Ganz ehrlich, ob du jetzt in der Kreisklasse pfeifst oder hier einen Job hast – du machst es neutral und versuchst, es bestmöglich zu machen und das Spiel zu leiten. Ich war nach fünf Minuten drin. Ich hatte ja eh keine Zeit zu überlegen. Umziehen, und dann ging es los.” So sein Fazit.

Ich wollte meinen Gegenspieler treffen, damit wir den Ball bekommen.

Max Finkgräfe

Während die Frage nach seiner Aufwandsentschädigung – für den Vierten Offiziellen beträgt sie rund 1000 Euro – noch offen ist, hat Krull ein besonderes Andenken schon sicher: Der Amateur-Schiedsrichter schnappte sich das Trikot des Kölner Torschützen Faride Alidou.

Dessen Teamkollege Max Finkgräfe, der Krull mit seinem Knockout unverhofft zum Bundesliga-Debüt verholfen hatte, beteuerte derweil: “Ich wollte den Linienrichter auf keinen Fall treffen.” Der Linksverteidiger hatte wenige Meter vor der Seitenlinie voll abgezogen. “Ich wollte meinen Gegenspieler treffen, damit wir den Ball bekommen”, erklärte Finkgräfe, der sich prompt bei Siewer entschuldigte und auch nach Abpfiff noch den Kontakt suchen wollte.

Schultz: “Ich hoffe, der DFB zeigt sich großzügig”

Der 36-jährige Unparteiische befand sich allerdings im Krankenhaus. An der Seitenlinie und in der Kabine war Siewer zunächst von Sanitätern und Teamärzten, darunter auch Paul Klein, behandelt worden. Doch noch während der Partie wurde der Linienrichter mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in die Klinik gebracht, musste dort die Nacht verbringen.

“Er ist in guter Behandlung, es geht ihm den Umständen entsprechend gut”, berichtete Hauptschiedsrichter Sören Storks am Samstagabend – und fühlte sich von Ersatzmann Krull “gut unterstützt”. Storks meinte: “Er hat es sehr, sehr gut gemacht fürs erste Mal. Das ist natürlich eine besondere Situation für jemanden, der von der Tribüne zuschaut. Aber er war ruhig und gelassen. Ich bin froh, dass er eingesprungen ist.”

Auch FC-Trainer Timo Schultz lobte: „Er hat es sehr gut gemacht. Ich hoffe, dass sich der DFB bei der Spesenrechnung großzügig zeigt.“ Ansonsten bleibt Krull in jedem Fall das Trikot von Faride Alidou als Erinnerung an diesen besonderen Tag.

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