Finkgräfes Freistoß-Geheimnis: “Habe gedacht, das muss er sein!”

Max Finkgräfe ist der Mann der Stunde beim 1. FC Köln. Beim 1:1 in Hoffenheim traf der Linksverteidiger traumhaft per Freistoß zur zwischenzeitlichen Führung der Geißböcke. Ein Debüt-Tor, hinter dem viel Arbeit steckt.

Samstagnachmittag am Geißbockheim: Der offizielle Teil des Abschlusstrainings ist vorüber, ein paar Profis des 1. FC Köln haben den Rasen bereits verlassen. Andere stehen noch im Kreis zusammen und halten den Ball hoch. Als ihr Blick auf Max Finkgräfe fällt, der am Ende des Platzes alleine Freistöße trainiert, setzen sie – wie in manchen Stadien bei Standards üblich – zu einer kleinen Laola für ihren Teamkollegen an. Es hilft nicht, Finkgräfe haut den Ball in einen die Mauer darstellenden Dummy. Ein Lächeln kann er sich nicht verkneifen.

Womöglich hatte Finkgräfe in diesem Moment schon geplant, sich den besten Versuch des Wochenendes für das Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim aufzuheben. Am Sonntagabend, gut 29 Stunden nach der heiteren Trainingsszene, erzielte der Youngster sein erstes Bundesliga-Tor – zum zwischenzeitlichen 1:0 des FC, per direktem Freistoß aus gut 25 Metern.

Finkgräfes Extraschichten zahlen sich aus

„Ich freue mich über mein Tor, aber es fühlt sich eher wie eine Niederlage an”, sagte Finkgräfe nach dem späten 1:1-Ausgleich der Hoffenheimer im Interview mit DAZN. In seinem zwölften Bundesliga-Spiel gelang dem Eigengewächs dennoch der nächste Meilenstein, mit einer Mischung aus riesiger Freude und nicht zu übersehender Ungläubigkeit rannte er vor den Gäste-Block, um dieses Ereignis gebührend zu feiern.

Finkgräfes 1:0 beendete eine lange Kölner Durststrecke: Es war das erste direkte Freistoßtor des FC seit dem – noch immer – letzten Sieg am Karnevalswochenende. Am 22. Februar 2020 hatte Mark Uth aus 22 Metern zum 5:0-Endstand bei Hertha BSC getroffen. Dass ausgerechnet Youngster Finkgräfe dieser Serie ein Ende setzte, hatte wenig mit Zufall zu tun.

“Ich trainiere jeden Tag Freistöße, nehme mir zehn Bälle nach dem Training”, verriet der 19-Jährige, dass die Extraschicht nach der Samstagseinheit zu seinem üblichen Programm gehört hatte – nicht selten verlässt der Linksverteidiger als letzter Profi den Platz.

In Sinsheim habe er nun in der 79. Minute, als einziger Linksfuß neben Abwehrmann Jeff Chabot, “darum gebeten, den Ball zu bekommen”. Finkgräfes Bitte wurde bekanntlich stattgegeben. “Ich habe mir gedacht: Das ist er jetzt, dafür trainiere ich jeden Tag – das muss er sein”, beschrieb er anschließend die letzten Momente vor seinem ersten Profi-Tor, das seine starke Leistung krönte.

Kainz hat “keine Angst, dass er jetzt abhebt”

“Es war ein super Spiel von ihm, Max ist ein super Junge und für uns ein echter Gewinn”, lobte Kapitän Florian Kainz zu Recht. Finkgräfe sei “ganz klar im Kopf, ich habe keine Angst, dass er jetzt abhebt”. So sahen es nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim auch seine weiteren Teamkollegen, Marvin Schwäbe ergänzte: “So stabil wie Max spielt – ich glaube, das gibt’s nicht so oft.” Im ersten Profi-Jahr, in einer für den Club schwierigen Situation.

Trainer Timo Schultz bestätigte diese Eindrücke: „Max ist ein sehr aufgeräumter Typ, der mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben wird. Er ist fokussiert, kennt die Themen, in denen er besser werden muss, ist schon jetzt ein wichtiger Teil der Mannschaft und wird es hoffentlich auch bleiben. Dass er den Freistoß so gut getroffen hat, war für uns top. Der Junge macht Spaß.” Und er muss in Zukunft wohl nicht mehr darum bitten, die Freistöße treten zu dürfen.