Noch ist völlig unklar, wie es für Luca Waldschmidt und den 1. FC Köln nach Saisonende weitergeht. Sorgt der – insbesondere nach dem Selke-Aus – “brutal wichtige Spieler” selbst für eine gemeinsame Zukunft in der Bundesliga?
Luca Waldschmidt kennt sich mit Rettungsmissionen aus. In der Saison 2016/17, als der 1. FC Köln in die Europa League einzog, hatte der damals 21-Jährige den Hamburger SV am letzten Spieltag – mit seinem ersten Bundesliga-Treffer, gegen den VfL Wolfsburg – vor dem Gang in die Relegation bewahrt. Jetzt soll der einstige HSV-Retter den siebten Abstieg des FC verhindern.
Waldschmidts 2:1 gegen den VfL Bochum, wie damals für Hamburg per Kopf, hielt die Kölner Hoffnung am Leben – den Relegationsrang und auch Platz 15 in Reichweite. “Es war extrem wichtig, dass wir gewinnen, da brauchen wir nicht drum herumreden“, weiß der Angreifer um die Bedeutung seines dritten Saisontores.
Erstes Kopfballtor seit der HSV-Rettung
Auch persönlich habe dieses Erfolgserlebnis “definitiv” gutgetan, knapp ein halbes Jahr hatte Waldschmidt nicht mehr getroffen. Nicht zuletzt, weil ein Wadenbeinanbruch den 27-Jährigen von Januar bis Mitte März ausgebremst hatte – das Heimspiel gegen Bochum war erst sein zweiter Einsatz unter Timo Schultz. Nach der langen Zwangspause müssen Trainer und Stürmer nun Woche für Woche gemeinsam abwägen, wie viele Minuten drin sind.
Auf 13 beim Comeback in Augsburg folgten 27 gegen Bochum. “Ich glaube, wir kriegen den Spagat gerade gut hin”, sagt Waldschmidt, der bislang keine Rückschläge erlittenen hat. „Es fühlt sich gut an, geht Schritt für Schritt vorwärts. Schneller können wir aber nicht, die Belastung darf auch nicht zu viel werden, weil ich einfach lange raus war.” Ein Ausfall in den letzten Liga-Wochen käme, insbesondere aufgrund der erneuten Verletzung von Davie Selke, einer Katastrophe gleich. “Ganz zur Not stellen wir Luca vorne als Zielspieler rein”, erklärt Schultz schon.
Doch bis es zur Startelf reicht, dürften noch ein paar Wochen vergehen – kein Problem für Waldschmidt: “Von mir aus komme ich auch die nächsten acht Spiele wieder von der Bank, wenn es hinten raus so gut funktioniert.“ Gegen Bochum nickte der gebürtige Siegener in der zweiten Minute der Nachspielzeit eine Flanke des ebenfalls eingewechselten Benno Schmitz zum 2:1 ein. “Das sah ein bisschen unspektakulär aus, wie ich köpfe, aber ich wollte den Ball in die lange Ecke haben und das hat geklappt.”
Was Waldschmidt womöglich selbst überraschte. Denn nach seinem eingangs erwähnten Retter-Tor für den HSV hatte er in der Bundesliga nie wieder per Kopf getroffen – bis Samstagnachmittag. Seine Kopfballtore hebt sich der siebenfache Nationalspieler offenbar für die wichtigen Anlässe auf. “Den Ball mit der letzten Aktion so schön gegen die Laufrichtung zu setzen, war schon Qualität”, lobt Teamkollege Timo Hübers und erinnert noch mal: „Luca hat uns sehr gefehlt, als er verletzt war. Schön, dass er sich so eindrucksvoll zurückgemeldet hat.“
Keller: Waldschmidt “brutal wichtig”
Sportchef Christian Keller wird noch deutlicher: “Luca ist für uns ein brutal wichtiger Spieler, den wir im Endspurt brauchen werden.” Mit weiteren Toren könnte Waldschmidt nicht nur dem FC zum Klassenerhalt verhelfen, sondern auch die Entscheidung über seine Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Keller hatte bereits auf dem Mitgliederstammtisch im Januar angedeutet, die Kaufoption für den vom VfL Wolfsburg ausgeliehenen Offensiv-Allrounder ziehen zu wollen – liga-unabhängig. Der FC könnte Waldschmidt für rund vier Millionen Euro fest verpflichten und bis 2027 binden.
Dem Vernehmen nach würde der Stürmer allerdings nicht mit in die 2. Bundesliga gehen wollen. Er selbst ließ Zukunftsfragen zuletzt offen, auch wenn die Entscheidungsgewalt vertragsgemäß allein beim FC liegt. Sollte er die Geißböcke zum Klassenerhalt schießen, dürfte die Angelegenheit klar sein: Dann bleibt der FC erstklassig und Waldschmidt in Köln.
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