Der 1. FC Köln hat den Keller-Krimi gegen den VfL Bochum auf dramatischste Art und Weise für sich entschieden. Durch einen Doppelschlag in der Nachspielzeit siegte die Mannschaft von Timo Schultz mit 2:1 und hofft weiter.
Aus Müngersdorf berichten Marc L. Merten und Martin Zenge
Sollte der 1. FC Köln am Ende dieser Saison den Klassenerhalt feiern, wird diese Nachspielzeit in die Geschichte des Vereins eingehen. Das Heimspiel gegen den VfL Bochum schien bereits verloren, Mainz enteilt – da köpften Steffen Tigges und Luca Waldschmidt die Geißböcke noch zu einem an Emotionalität und Bedeutung nicht zu überbietenden Heimsieg. Müngersdorf explodierte förmlich vor Erleichterung.
Spielverlauf und Tore
14. Minute: Der FC spielte vor heimischem Publikum in den roten Auswärtstrikots. Ein psychologischer Trick? Auf fremden Plätzen sind die Kölner unter Timo Schultz noch ungeschlagen. In Rot übernahm der FC schnell die Spielkontrolle, hatte die ersten Chancen. Am gefährlichsten war jene von Adamyan nach 14 Minuten: Nach Flanke von Kainz köpfte der Angreifer am zweiten Pfosten knapp drüber.
22. Minute: Bochum konzentrierte sich zunächst auf die Defensive, wurde ab der 20. Minute aber etwas aktiver. Nach einem Eckball von Stöger zog Losilla volley aus dem Rückraum ab und schoss knapp links vorbei – so wurde es erstmals auch von dem FC-Tor gefährlich. Die Geißböcke konnten in der Folge weniger Druck als in der Anfangsphase erzeugen.
45. Minute: Die letzte Kölner Aktion der ersten Halbzeit war allerdings noch mal richtig gefährlich. Nach starker Balleroberung von Adamyan legte Kainz vor dem Strafraum quer auf Martel, dessen Schuss wurde von Bernardo abgefälscht und sauste knapp am linken Pfosten vorbei. Da hatten viele Fans im ausverkauften RheinEnergieStadion bereits den Torschrei auf den Lippen. Es ging aber mit einem 0:0 in die Halbzeitpause.
53. Minute: Der FC erwischte keinen guten Start in die zweite Halbzeit – und Bochum schlug zu: Broschinskis flache Flanke von der linken Seite landete bei Rechtsverteidiger Passlack, der noch ein paar Schritte ging und abzog. Von Finkgräfe abgefälscht, landete der Ball im Kölner Tor – 0:1.
69. Minute: Der FC wollte antworten und scheiterte am Aluminium. Der eingewechselte Alidou machte im Bochumer Strafraum einen Übersteiger und probierte es mit links. Bernardo lenkte den Schuss an den rechten Pfosten, ansonsten wäre Keeper Riemann wohl chancenlos gewesen. In der Schlussphase konnte der FC aber kaum Gefahr erzeugen. “Wir wollen euch kämpfen sehen”, skandierte die Südkurve.
90+1. Minute: Doch dann brach diese unfassbare Nachspielzeit an. Kainz flankte einen Eckball an den ersten Pfosten, der eingewechselte und viel gescholtene Steffen Tigges war per Kopf zur Stelle, die Kugel schlug im langen Eck zum 1:1 ein.
90+2. Minute: Und damit nicht genug. Nur eine Minute später flankte Schmitz von halbrechts auf den ebenfalls eingewechselten Luca Waldschmidt – und auch dessen Kopfball landete im Tor. 2:1! Spiel gedreht! Die FC-Bank rannte kollektiv auf den Rasen, die Fans auf den Rängen sorgten für einen der lautesten Jubelschreie, den das RheinEnergieStadion je erlebt hat.
Personal
So spielte der FC: Schwäbe – Thielmann (84. Schmitz), Hübers, Chabot, Finkgräfe – Martel (63. Huseinbasic), Ljubicic – Maina (63. Alidou), Kainz – Adamyan (84. Tigges), Selke (68. Waldschmidt)
Zur Aufstellung: Drei Änderungen nahm Timo Schultz im Vergleich zum 1:1 in Augsburg vor, keine davon kam überraschend. Finkgräfe war wieder fit genug für die Startelf und ersetzte Pacarada, Martel rückte als robustere Option für Huseinbasic auf die Doppelsechs, Maina verdrängte den in der Vorwoche schwachen Alidou.
Selke humpelte bei seiner Auswechslung für Waldschmidt angeschlagen vom Platz und musste später mit dickem Eisbeutel am linken Fuß in die Kabine getragen werden. Ihm könnte das Saison-Aus drohen.
Fazit
Der Doppelschlag in der Nachspielzeit hat den 1. FC Köln vor einem möglicherweise vorentscheidenden Knockout im Abstiegskampf bewahrt. Mit einer Niederlage wäre Mainz (4:0 gegen Darmstadt) vier Punkte entfernt gewesen und die direkte Rettung sowieso Geschichte. Doch durch diese spektakuläre Wende hofft der FC nicht nur, er nimmt auch ein unfassbares Erfolgserlebnis mit in die sechs restlichen Spiele, das zeigt: Alles ist möglich, he weed nit resigniert!
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