Sportboss fordert “Schritt nach vorne”: Sechser stimmt Keller-Kritik zu

Jacob Christensen hat eine enttäuschende Debüt-Saison hinter sich – und wohl auch in der 2. Bundesliga wenig Aussichten auf Einsatzzeit. Sportchef Christian Keller stachelt den Sechser des 1. FC Köln mit kritischen Worten an.

Aus dem Trainingslager in Bad Waltersdorf berichten Sonja Gauer und Martin Zenge

Zumindest etwas zeigt die Formkurve nach oben. Nachdem Jacob Christensen beim Testspiel gegen Offenbach vor zwei Wochen über die komplette Spielzeit nur hatte zuschauen dürfen, deutete der Däne des 1. FC Köln in den darauffolgenden Partien eine Reaktion an.

„Gegen St. Truiden, Viktoria Köln und Swansea hat Jacob gute Leistungen gezeigt”, sagt Christian Keller und fordert zugleich: “Es muss sein Anspruch sein, dieses Niveau regelmäßig abzuliefern.” Denn generell sieht der FC-Sportchef die Saisonvorbereitung des 23-Jährigen äußerst kritisch.

Keller: “Das weiß er auch selbst”

Das gewünschte Niveau habe Christensen “bis dato noch nicht konstant zeigen” können. “Da muss ein Schritt nach vorne kommen. Das weiß er auch selbst“, ergänzt Keller – und behält recht. Denn der Sechser selbst erklärt kurz vor Abschluss des Trainingslagers in Bad Waltersdorf: “Ich erwarte auch mehr, will mehr spielen. Da stimme ich zu.”

Im Sommer 2023 war Christensen nicht als direkter Skhiri-Nachfolger, sondern als Perspektiv-Transfer vom FC Nordsjaelland gekommen. Unter Steffen Baumgart hatte er gar keine Chance erhalten, unter Timo Schultz zumindest zweimal in der Startelf gestanden. Insgesamt kam der frühere U-Nationalspieler auf dem Weg zum Abstieg zu sieben Bundesliga-Einsätzen.

“Meine erste Saison lief nicht so, wie ich mir das erhofft hatte. Natürlich wollte ich mehr spielen”, macht Christensen keinen Hehl aus seiner Enttäuschung und meint: “Ich denke, dass ich bei den Chancen, die ich bekommen habe, gut performt habe.” Dennoch habe er anschließend nicht mehr Minuten erhalten.

Auch Keller hat Christensens Startelf-Premiere durchaus positiv in Erinnerung. Am 13. April hatte der Däne beim 0:2 gegen die Bayern in der Allianz Arena erstmals beginnen dürfen. „Man hat in München gesehen, dass Jacob über eine fußballerische Qualität verfügt und sehr spielintelligent ist. Er war nicht umsonst Kapitän von Nordsjaelland”, so der FC-Geschäftsführer.

Keller hoffte auf “deutlichere Schritte nach vorne”

Doch gerade, weil Keller um Christensens Potenzial weiß, hatte er sich in diesem Sommer “erhofft, dass Jacob in der Vorbereitung deutlichere Schritte nach vorne macht”. Der Kölner Sportchef stachelt den Mittelfeldmann an: “Jacob kann mehr, als er bisher gezeigt hat. Er ist ein sehr zurückhaltender Junge, bei dem Selbstvertrauen eine große Rolle spielt.”

Fraglich ist, wie Christensen dieses Selbstvertrauen erhalten soll. In Gerhard Strubers System ist aktuell nur ein Sechser vorgesehen und an Eric Martel führt derzeit kein Weg vorbei. “Es ist schwierig, sich zu zeigen, wenn man nicht spielt. Wenn ich spiele, muss ich die Chance nutzen”, weiß Christensen.

Welcher Sechser muss noch gehen?

Bleibt es bei einem Sechser, hat der FC im Mittelfeldzentrum ein Überangebot. Neben Martel könnten auch Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic, die Struber jeweils auf den Flügeln der Raute einsetzt, hier spielen. Hinzu kommen Mathias Olesen, Meiko Wäschenbach und eben der Däne.

Christensen berichtet zwar von guten Gesprächen mit Struber, den er als “sehr motivierend und klar” wahrnimmt. Um seine Spielzeit soll es dabei allerdings nicht gegangen sein. Zweifelsohne ist der Blondschopf gefordert, sich zu präsentieren – ein oder zwei zentrale Mittelfeldspieler sollen noch aus dem Kader gestrichen werden. Christensen (Vertrag bis 2026) könnte ein Kandidat für eine Leihe sein. Falls seine Formkurve nicht konstant nach oben zeigt.