Verärgert, aber nicht überrascht – so reagiert der 1. FC Köln auf seine magere Ausbeute der ersten beiden Zweitliga-Spieltage. Christian Keller nennt das “absolute Top-Thema”, das es für Gerhard Struber und die Mannschaft zu bearbeiten gilt.
Für ein wirkliches Startfazit ist es Christian Keller noch zu früh. Wie gut oder schlecht der 1. FC Köln in der 2. Bundesliga angekommen ist, könne man nach fünf Spieltagen bewerten. “Nicht nach zwei”, merkt der Sport-Geschäftsführer der Geißböcke an. Doch natürlich stimmt ihn der eine Zähler, der den bisherigen beiden Partien entsprungen ist, nicht zufrieden.
„Insgeheim habe ich mir vielleicht erhofft, dass wir mehr als den einen Punkt holen”, sagt Keller nach dem 1:2 gegen den Hamburger SV und dem 2:2 in Elversberg. Seine “realistische Erwartungshaltung” sei dennoch schon gewesen, “dass wir uns eher schwerer tun, in die Saison zu starten, trotz einer guten Vorbereitung”.
Keller fordert mehr Balance und Stabilität
In den sieben Testspielen, die der FC ohne Niederlage überstanden hatte, habe man zwar erahnen können, “dass wir recht dominant auftreten können”. Man habe allerdings auch gesehen, dass die Mannschaft “ein paar Themen in Bezug auf defensive Stabilität hat” und “wir vor dem Tor noch nicht in der Lage sind, einen entsprechenden Ertrag umzusetzen”. Daher habe Keller vor den Auftaktduellen gegen Hamburg und Elversberg “nicht erwartet, dass wir beide Gegner einfach so wegspielen”.
Wobei insgesamt 49:18 Torschüsse zu Gunsten des FC gewiss für ein spielerisches Übergewicht sprechen, das zu mehr als nur einem Punkt und 2:3 Treffern hätte führen können. “Wir haben zweimal ordentlich performt, aber sehr wenig Ertrag daraus gezogen”, sagt Keller. Darüber sei man am Geißbockheim “natürlich verärgert”, wenngleich sich bislang keinerlei Enttäuschung breitmache.
Damit Aufwand und Ertrag künftig in einem passenden Verhältnis stehen, fordert der Sportchef: “Wir müssen eine bessere Balance reinkriegen. Wenn wir pressen, dann aus der Kompaktheit heraus. Wenn wir nicht pressen können, brauchen wir eine tiefere Linie. Das ist für mich das absolute Top-Thema, um mehr Stabilität reinzubringen.” Keller legt den Fokus also zunächst mal auf die Defensivarbeit und nicht auf die noch wenig effiziente Offensive.
Es sei zwar “sehr stark erkennbar, dass die Spielidee in kurzer Zeit gut auf den Platz gebracht wird”, dass der FC probiere, “den Gegner sehr hoch und mit einer hohen Frequenz zu stressen” und das mache die Mannschaft “teilweise schon sehr synchron”, findet der Geschäftsführer. Aber: “Es gibt auch Phasen im Spiel, in denen wir die nötige Kompaktheit verlieren.”
“Zweigeteilte Mannschaft” nach 1:1 in Elversberg
Das beste Beispiel war das 1:1 in Elversberg, infolge dessen die zuvor haushoch überlegenen Kölner völlig den Faden verloren. “Überspitzt” formuliert, meint Keller, habe man anschließend “eine zweigeteilte Mannschaft” erlebt: “Fünf, die vorne anlaufen, und fünf, die hinten parken.” Dann, so kritisiert der 45-Jährige, “geben wir den Gegnern die Räume”. Mit einer besseren Balance, da ist sich Keller sicher, “werden wir auch mehr Ertrag erzielen, denn es ist erfreulich, dass wir uns so viele Torchancen rausspielen”.
Ein intaktes Selbstbewusstsein würde gewiss an beiden Enden des Spielfelds helfen. Dass der FC im Saarland nach dem ersten Rückschlag auseinanderfiel, hat allerdings offenbart, dass der notwendige Glaube nach der Abstiegssaison in einem geringeren Maße zurückgekehrt ist, als Trainer Gerhard Struber während der Vorbereitung gehofft hatte.
“Um diese mentale Stabilität zurückzugewinnen, brauchen wir Erfolgserlebnisse”, sagt Keller und weiß zugleich: “Das ist so ein bisschen eine Henne-Ei-Herausforderung. Was kommt als erstes, damit uns ein Rückschlag wie in Elversberg nicht aus der Ordnung wirft?” Die Erfolgserlebnisse oder die mentale Stabilität?
Grundsätzlich klingt es so leicht, wenn er aufzählt: “Wenn du so dominant auftrittst wie in der ersten Halbzeit, warum spielst du dann nicht einfach so weiter? Warum bleibst du nicht in deiner Ordnung, in deinen Prozessen drin?” Selbst nach einem Rückschlag wie dem Ausgleich. “Das liegt sicherlich an der Überzeugung und daran müssen wir arbeiten”, beantwortet der Sportchef die eigenen Fragen.
Die entsprechenden Antworten gilt es nun auch auf dem Rasen zu finden. “Wenn ein Rückschlag kommt, müssen wir bei unserer Struktur bleiben. Diese inhaltliche Klarheit gibt dir die Überzeugung, dass es so richtig ist. Dann gehst du auch mit einem Rückschlag besser um”, ist Keller selbst überzeugt.
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