Rein nominell ist der 1. FC Köln auf der Zehn gut aufgestellt. Doch zu Saisonbeginn hält die bekannte Krise auf der Spielmacher-Position an. Mark Uth fehlt erneut verletzt, Luca Waldschmidt befindet sich weiterhin auf Formsuche.
Christian Keller wählte seine Worte mit Bedacht, als er am Sonntagnachmittag auf Luca Waldschmidt angesprochen wurde. Nach dem mühsamen Pokal-Erfolg in Sandhausen stand der Offensivspieler des 1. FC Köln nicht zum ersten Mal im Zentrum der Kritik.
“Ich glaube, dass Luca sehr engagiert war”, probierte Keller, dem strauchelnden Ex-Nationalspieler den Rücken zu stärken. “Sicherlich ist ihm nicht alles geglückt”, gab der FC-Geschäftsführer zwar zu: “Aber in Summe hat er probiert, das auf den Platz zu bringen, was ihm heute möglich war. Insofern war das in Ordnung.”
Struber-Forderung nicht erfüllt
Wirkliche Torgefahr zu entwickeln, das war Waldschmidt allerdings nicht möglich gewesen. Nicht umsonst wurde der 28-Jährige wie schon beim Zweitliga-Auftakt gegen den Hamburger SV als erster Kölner ausgewechselt. Gerhard Strubers im Vorfeld der Pokal-Partie geäußerte Forderung (“Es gilt für Luca, seine Spielzeit zu nutzen, der Mannschaft zu helfen”) blieb unbeantwortet.
Wobei sich auch der für Waldschmidt eingewechselte Sargis Adamyan nicht als Alternative zeigte, in Sandhausen keinerlei Eigenwerbung betrieb. So stößt der neue FC-Trainer zu Beginn seiner Amtszeit auf ein im wahrsten Sinne des Wortes zentrales Problem, das bereits seine Vorgänger hatten: Obwohl die Geißböcke auf der Zehn rein nominell gut aufgestellt sind, klafft hier – im Grunde seit der Verletzung von Mark Uth vor zwei Jahren – ein Leistungsloch.
Rückblick: Während der Saison 2022/23 konnten die von den Außenbahnen ins Zentrum gezogenen Dejan Ljubicic und Florian Kainz auf dieser Position zumindest noch phasenweise überzeugen – anschließend allerdings nicht mehr. Ondrej Duda wurde im Winter 2023 trotz der Vakanz an Hellas Verona abgegeben, zuvor war ihm in der Bundesliga-Hinrunde keine einzige Torbeteiligung gelungen. “Ich suche einen Zehner, ich habe keinen Zehner!“ So machte Ex-Trainer Steffen Baumgart seinem Ärger zwischenzeitlich Luft.
Im Sommer 2023 sollten Uths Comeback und Waldschmidts Verpflichtung aus Wolfsburg das Problem beheben, doch dieser Plan ging bekanntlich nicht auf. Während Uth die nächsten Zwangspausen ereilten, kämpfte Waldschmidt (drei Tore, eine Vorlage) erst mit erheblichen Leistungsschwankungen und dann schließlich auch mit Verletzungssorgen.
Huseinbasic eine Option auf der Zehn?
Eine Liga tiefer deuten sich ganz ähnliche Probleme an: Uths nächster Comeback-Anlauf endete in Elversberg nach nur fünf Minuten mit einer Adduktoren-Zerrrung – und Waldschmidt sucht weiterhin seine Form. Nach seinem schwachen Auftakt gegen den HSV fand er sich prompt auf der Bank wieder.
Bezeichnend: In Elversberg begann Flügelflitzer Linton Maina auf der Zehn, in Sandhausen setzte Struber auf ein 4-2-2-2-System ohne wirklichen Spielmacher. Das zentrale Problem in der Kölner Offensive bleibt vorerst ungelöst und wird durch den Umstand, dass die Sturm-Youngsters Tim Lemperle und Damion Downs einen erfahrenen Anführer an ihrer Seite gut gebrauchen könnten, verstärkt.
Womöglich heißt die Lösung Denis Huseinbasic. Der erst 23-jährige bosnische Nationalspieler präsentiert sich derzeit in überzeugender Verfassung, zieht im Mittelfeld die Fäden und lieferte als linker Part der Raute jene Steckpässe, für die eigentlich ein Spielmacher sorgen soll. Lieber wäre den FC-Verantwortlichen aber gewiss, wenn Huseinbasic und Waldschmidt Seite an Seite funktionieren würden.
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