Mangelende Erfahrung soll die zwischenzeitlichen Einbrüche des 1. FC Köln erklären. Doch womöglich ist genau die Erfahrung der Abstiegssaison das größte Hindernis. Trainer Gerhard Struber braucht den richtigen Mix.
Grundsätzlich wird der 3:2-Sieg in Sandhausen wohl keinen prominenten Platz in der DFB-Pokal-Historie des 1. FC Köln einnehmen. In eine vereinsinterne Top Ten hat es der Erfolg beim Drittligisten aber geschafft: In der 211. Pokal-Partie der Geißböcke bot Gerhard Struber die siebtjüngste Startelf auf, bei gerade mal 23,9 Jahren lag der Altersschnitt.
Lediglich Peter Stöger (Saison 17/18), Holger Stanislawski (12/13), Gyula Lóránt (71/72) und Willi Multhaup (dreimal 66/67) hatten in der Vergangenheit in diesem Wettbewerb auf noch jüngere Anfangsformationen als Struber am Sonntag gesetzt.
Struber: “Jungs haben noch nicht so viel getankt”
Eine im Anschluss heiß diskutierte Frage lautete: Ist der Sieg beim Drittligisten aufgrund der zahlreichen Youngsters noch einmal in Gefahr geraten? Nachdem der FC zunächst eine souveräne 2:0-Führung verspielt hatte, um in der Verlängerung doch noch mit 3:2 zu gewinnen, vertraten die Kölner Verantwortlichen diese Meinung.
“Viele Jungs haben vor kurzem noch im Nachwuchs oder im U21-Bereich gespielt, jetzt sind sie bei uns Stammspieler”, erklärte Trainer Struber und meinte: “In gewissen Phasen gibt es Momente, wo man mit Erfahrung das Spiel ein Stück weit ruhiger macht und klarer wird. Diese Erfahrungswerte können wir noch nicht haben, weil manche Jungs noch nicht so viel getankt haben die letzten Jahre.”
Sport-Geschäftsführer Christian Keller merkte ebenfalls an: “Es waren sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz, sieben jünger als 23. Wir hatten nicht die große Erfahrung.”
Erfahrung durchaus vorhanden
Wobei die junge Kölner Elf zumindest die Erfahrung aus zusammengerechnet mehr als 1000 Partien in der Bundesliga und der 2. Liga vereinte. Von Damion Downs sowie den Torschützen Julian Pauli und Mathias Olesen mal abgesehen, haben alle FC-Profis, die in Sandhausen in der Startformation standen, schon mindestens eine komplette Saison als Stammkraft im deutschen Ober- oder Unterhaus erlebt.
Dass der junge FC “in einem Entwicklungsprozess” steckt und nach dem Abstieg “eine gewisse Geduld braucht”, wie Struber in dem Wissen, “dass uns sowas in der Meisterschaft punktemäßig zum Verhängnis werden kann”, erklärte, dürfte außer Frage stehen. Als Erklärung für den unnötig unkomplizierten Zweitrunden-Einzug in Sandhausen taugte die vermeintlich mangelnde Erfahrung aber kaum.
Diese Erfahrung hemmt
Zumal insbesondere Kapitän Timo Hübers bei den beiden Gegentore in der Verlosung war, in der Offensive der als Führungsspieler eingeplante Luca Waldschmidt dieser Rolle erneut nicht gerecht wurde und die Qualität des Kölner Spiels generell mit der Einwechslung erfahrenerer Akteure eher abnahm.
Es drängt sich die Frage auf, ob nicht sogar eine spezielle Erfahrung das größte Hindernis ist: Die vergangene Abstiegssaison, die offenbar so manchem FC-Profi noch in den Knochen und im Kopf steckt. Allerdings nicht unbekümmerten Youngsters wie Pauli.
Gerade zu Saisonbeginn, wo der FC dringend Erfolgserlebnisse braucht, um in Schwung zu kommen, ist Strubers Suche nach dem richtigen Mix ganz entscheidend. Denis Huseinbasic und Linton Maina beispielsweise zeigen, dass sie den Abstieg besser als einige Teamkollegen verkraftet haben. Obwohl auch die beiden Offensivakteure nicht zu den erfahrensten Kölnern zählen.
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