Auch in der 2. Bundesliga gibt der 1. FC Köln seine Führungen aus der Hand. Trainer Gerhard Struber sieht die fehlende Erfahrung als Grund, laut Kapitän Timo Hübers ist der Plan der Geißböcke “noch nicht ausgebufft”.
Der Trainer ist ein anderer. Der Fußball ebenfalls, wohl so attraktiv wie seit dem Conference-League-Einzug unter Steffen Baumgart nicht mehr. Doch ein entscheidendes Detail erinnert stark an die vergangene Abstiegssaison: Der 1. FC Köln verspielt eine Führung nach der anderen.
In der 2. Liga hat keine Mannschaft häufiger das 1:0 erzielt als der FC. Vom 1:2-Auftakt gegen den Hamburger SV mal abgesehen, lagen die Geißböcke in jedem Spiel vorne – und finden sich nach sieben Spieltagen trotzdem nur auf Platz acht wieder. Vier (!) seiner sechs Führungen hat das Struber-Team aus der Hand gegeben.
1. FC Köln verspielt die meisten Führungen
Mit diesem Wert kann aktuell kein Bundesligist mithalten und in der 2. Liga nur Mit-Absteiger Darmstadt (Platz 16). “Wenn es zu häufig passiert, ist es irgendwann kein Zufall mehr. Da sind wir uns einig”, merkt Luca Waldschmidt an. Auch Timo Hübers weiß: “Wir sprechen jede Woche darüber.” Der FC-Kapitän fordert: “Wir müssen irgendwie ein Mittel finden, Führungen auch über die Zeit zu bringen.”
Neu ist das Problem, wie erwähnt, nicht: In der vergangenen Saison hatte der FC von seinen ohnehin nur 13 Führungen acht verspielt (sechs Unentschieden, zwei Niederlagen). Lediglich drei Clubs hatten noch mehr Vorsprünge vergeigt, wobei diese Teams auch deutlich häufiger als die Kölner geführt hatten.
Das 4:4 gegen den KSC war, angesichts zwischenzeitlicher Spielstände von 3:0 und 4:2, nun die Krönung des Ganzen. “Wenn du zweimal so in Führung gehst und das nicht rüberbringst, gibt uns das einmal mehr einen bitteren Beigeschmack, es nicht gut gelöst zu haben“, drückt Gerhard Struber seine Unzufriedenheit aus.
Als Erklärung zieht der FC-Trainer die fehlende Erfahrung seiner jungen Mannschaft heran: “Wir sehen in der gelebten Realität, dass viele Talente Phasen im Spiel haben, wo sie es richtig gut machen und ihr Talent unter Beweis stellen.” Doch es gebe eben auch “Lernmomente”. Es gelte, “die Lernkurve zu pushen, hoffentlich mit einem Turbo”, sagt Struber. “Damit wir uns in der Liga auch von der Spielentscheidung her entwickeln, um Führungen länger auszuhalten oder auszubauen.”
Waldschmidt: “Sonst gewinnen wir nicht”
Seine Mannschaft stecke in dieser Entwicklungsphase. Auch Waldschmidt spricht von einem “Prozess, den wir gehen müssen”. Was der FC aus seiner Sicht merken müsse: “Gut spielen reicht nicht, Chancen erspielen reicht auch nicht – sondern wir müssen das Spiel über 90 Minuten, so blöd sich das anhört, immer wieder durchspielen und immer bei 100 Prozent sein. Sonst gewinnen wir die Spiele nicht.” Das nehme er aus dem 4:4 gegen Karlsruhe mit. “Wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, werden wir bestraft.”
Gegen Magdeburg (1:2) hatte eine absurd schwache Chancenverwertung einen Kölner Erfolg verhindert, in Düsseldorf (2:2) ein unfassbarer Gegentreffer in letzter Sekunde. Dass nun aber weder eine frühe 3:0-Führung noch ein 4:2 zur Halbzeit ausreichten, um den Sieg über die Zeit zu bringen, ließ – bei aller Attraktivität – Zweifel an der Spielidee unter Struber aufkommen.
Hübers wischt diese weg, kündigt Detailarbeit an: “Wir haben seit drei Monaten einen Plan, den wir verfolgen. Der sieht über weite Strecken gut aus, ist aber noch nicht ausgebufft. Bevor man einen kompletten Plan über den Haufen wirft, sollte man erst mal sehen, ob man ihn noch ausfeilen kann.” Aus Sicht des Kapitäns wäre es “zu einfach gedacht”, nach drei sieglosen Spielen “das große Ganze infrage zu stellen”.
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