Der 1. FC Köln setzt teamübergreifend auf eine einheitliche Spielidee – allerdings nur bei den Profis auf ein System mit Dreierkette. Thomas Kessler erklärt, warum sich das nicht ausschließt. Der Lizenzbereich-Leiter will mit einem “Mythos” aufräumen.
Die Dreierkette war in der vergangenen Woche Gerhard Strubers Antwort auf die allgegenwärtigen Forderungen nach mehr Balance. Mit einem 3-4-1-2-System stabilisierte der Österreicher den 1. FC Köln, ließ mit den Zu-Null-Erfolgen gegen Holstein Kiel und Hertha BSC die hitzigen Diskussionen um personelle Konsequenzen verstummen.
Doch wie passt die defensivere Anordnung zur aktiven, offensiven Spielidee, die der FC unter Sportchef Christian Keller einheitlich in sämtlichen Mannschaften – ob im Nachwuchsbereich oder bei den Frauen – spielen lassen will? Alle anderen FC-Teams agieren ausnahmslos mit Viererkette.
Kessler: “Keine einspurige Autobahn”
Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler sieht diesbezüglich kein Problem: “Die Spielkonzeption ist so zu verstehen, dass es gewisse Leitplanken gibt. Aber in diesen Leitplanken kann man sich bewegen. Das ist keine einspurige Autobahn, sondern kann mitunter auch mal eine drei- und vierspurige Autobahn sein.”
Dies gelte insbesondere für das Zweitliga-Team. “Gerade im Profifußball müssen wir so flexibel sein, auf Gegebenheiten reagieren zu können”, ergänzt Kessler und betont: “Wenn der Trainer sich überlegt, dass er mit einer Dreierkette spielen will, ist es sein gutes Recht, das auch zu tun.”
Unter Fans war auf diversen Social-Media-Kanälen zuletzt das Gerücht aufgetaucht, zwischen Geschäftsführer Keller und Trainer Struber habe es rund um die Pleiten gegen Darmstadt (1:5) und Paderborn (1:2) Unstimmigkeiten bezüglich der Taktik gegeben. Der Trainer habe sogar die vertragliche Vorgabe, eine Viererkette aufstellen zu müssen – was nach GEISSBLOG-Informationen nicht der Tatsache entspricht.
“Ich würde gerne mal mit dem Mythos aufräumen, dass wir die Formation nicht verändern dürfen”, sagt Kessler nun klipp und klar, unterstreicht noch mal: “Da hat der Trainer alle Freiheiten. Es gibt Leitplanken, aber die wurden in diesem Fall nicht überschritten.” Vielmehr spricht der Ex-Keeper dem Österreicher ein Lob aus: “Ich finde es bemerkenswert, wie schnell Gerhard und sein Team in der Kürze der Zeit diese Stabilität hinbekommen haben.”
Struber: An Spielidee “überhaupt nichts geändert”
Für Struber selbst steht die Anordnung gar nicht so im Vordergrund. Er spricht lieber über “unsere Prinzipien, wie wir unsere Spielidee umsetzen wollen”. Denn der FC-Trainer sieht die Spielidee “unabhängig vom System”, beschreibt: “Da geht es sehr stark um Intensität, um Leidenschaft, um diese Basics”. Und zwar egal, in welcher Grundordnung. “Wir wollen diesen produktiven Stil leben, den wir von unseren Jungs erwarten. Das sind die Grundpfeiler, die viel, viel wichtiger als jedes System im Hintergrund sind.”
Durch die Umstellung vom meist praktizierten 4-2-2-2 auf das 3-4-1-2 sei die Kölner Herangehensweise nun “ein Stück weit restriktiver und ausbalancierter”, doch an der generellen Spielidee habe sich “überhaupt nichts geändert”. Struber betont: “Von dem her, wie wir auftreten wollen, ist es genau das gleiche – mit einem defensiven Spieler mehr, der die Erfahrung von mehr als 200 Bundesliga-Spielen hat. Das macht mit der ganzen Mannschaft etwas.” Konkret: Innenverteidiger Dominique Heintz.
Es würde verwundern, sollte der FC in naher Zukunft wieder auf die Viererkette setzen. Ausschließen will Struber allerdings nichts: “Die Dreierkette ist nicht in Stein gemeißelt.” Schon am Wochenende gegen Fürth könne es “ganz anders ausschauen”. Der Kölner Coach wünscht sich einen “fluiden Übergang” zwischen Dreier- und Viererkette – vor allem aber Erfolg. Und der hat sich vergangene Woche nach dem Systemwechsel wieder eingestellt.
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