„Wie ein Buttermesser“ statt „messerscharf“ und „alles ein bisschen halbschwanger“: Gerhard Struber war mit der Leistung des 1. FC Köln beim 0:3 in Magdeburg überhaupt nicht einverstanden und hat deutlich gemacht, dass er keine Ausreden gelten lässt.
Der 1. FC Köln hatte sich das ganz anders vorgestellt. Der Spitzenreiter wollte mit dem vierten Sieg in Serie in ein freies Wochenende gehen, wollte nicht nur Magdeburg distanzieren, sondern auch Druck auf die weitere Konkurrenz ausüben. Stattdessen kassierten die Geißböcke beim bisherigen Tabellenvierten, der zuvor fast ein Jahr lang kein Heimspiel gewonnen hatte, eine 0:3-Klatsche. Angesichts des drohenden Sturzes auf Rang drei dürfte das freie Wochenende eines mit schlechter Laune zu werden.
Gerhard Struber gab sich nach dem Dämpfer keinerlei Mühe, seine Enttäuschung zu verstecken. „Mir hat heute unser messerscharfer Stil gefehlt, das war wie ein Buttermesser“, verglich der FC-Trainer am Sky-Mikrofon. Struber übte für die eigenen Verhältnisse deutliche Kritik an seinen Spielern. Alles sei „ganz nett und schön“ gewesen, aber: „Mir haben einfach dieser letzte Wille, der Hunger und die Gier gefehlt, hier das Spiel in unsere Richtung zu bewegen. Das frustriert uns.“
Struber: „Die Frage ist einfach das Wie“
Nach der vorherigen Erfolgsserie mit nur einer Niederlage in elf Zweitliga-Spielen (28 von 33 möglichen Punkten) sei man natürlich nicht naiv gewesen. Es sei klar gewesen, dass früher oder später auch weitere Pleiten folgen würden. „Die Frage ist einfach das Wie“, erklärte Struber: „Wie verlieren wir Spiele? Ich finde, speziell in der zweiten Halbzeit sind wir unserem Anspruch nicht gerecht geworden.“
Alles sei „ein bisschen halbschwanger“ gewesen, monierte der Österreicher in der Avnet Arena. Sein FC habe „relativ billig“ drei Gegentore kassiert, sei nicht gewohnt „sauber und souverän“ aufgetreten. Nach dem Magdeburger Doppelschlag zum 0:2 (73./79) habe seine Mannschaft „den Glauben“ sowie eine entsprechende Körpersprache verloren. „Und am Ende gehst du hier dann so unter. Das Ergebnis ist schon ein sehr bitterer Moment.“
Das Argument der Müdigkeit können und wollen wir auf gar keinen Fall zulassen.
Gerhard Struber
Dass der FC mit dem 120-Minuten-Drama in Leverkusen und dem Kampfspiel gegen Schalke kräftezehrende Partien hinter sich hatte sowie angesichts des Freitagabend-Spiels in Magdeburg nur eine kurze Trainingswoche bestreiten konnte, wollte der Chefcoach dabei „nicht als Ausrede gelten lassen“, wie er mehrfach betonte.
„Es war ein höherer Load als gewohnt in den letzten Tagen und Wochen. Gleichzeitig weiß ich, dass wir mental auf einer guten Flughöhe sind – auch, was die Fitness angeht“, so Struber, der daher unterstrich: „Das Argument der Müdigkeit können und wollen wir auf gar keinen Fall zulassen.“ Vielmehr habe „ein Stück weit die letzte Schärfe gefehlt, in der zweiten Halbzeit dranzubleiben“.
„Das hat nichts mit Eric Martel zu tun“
Auch der Ausfall von Stabilisator Eric Martel (Muskelfaserriss) diene nicht als Ausrede. „Wir haben gesehen, dass wir in den ersten 20 Minuten ordentlich reingekommen sind. Da waren wir gut im Schwung und hatten richtig Zugriff auf das Spiel. Dann haben wir nachgelassen. Das darf uns nicht passieren und das hat nichts mit Eric Martel zu tun“, meinte der 47-Jährige.
Struber vermisste die Basics, deren Bedeutung er seit seinem Amtsantritt immer wieder hervorhebt. Und ein Teil seiner Enttäuschung dürfte auch daher rühren, dass ihm seine Mannschaft vor eineinhalb Wochen in Leverkusen offenbart hatte, was wirklich in ihr steckt. „Ich erwarte mir einfach, dass wir unsere Flughöhe, die wir unter Beweis gestellt haben, immer wieder erreichen.“
Wir werden das gut einordnen, alle gemeinsam kritisch sein und dann schnell wieder den Haken setzen.
Gerhard Struber
In der Liga lassen fußballerische Fortschritte allerdings seit geraumer Zeit auf sich warten. In Magdeburg verpuffte die gute Anfangsphase schnell, der FC ging stattdessen zu der Ideenlosigkeit der vorherigen Partien über. Anders als gegen Elversberg, Braunschweig und Schalke rächte sich das, da diesmal auch die Defensive nicht funktionierte und der Gegner dies konsequent ausnutzte.
Bis zum Derby gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Sonntag will Struber aufarbeiten und nach vorne blicken: „Wir werden das gut einordnen, alle gemeinsam kritisch sein und dann schnell wieder den Haken setzen.“ Anders als zuletzt wartet ab Montagnachmittag eine lange Trainingswoche auf die Geißböcke. Nach einem freien Wochenende, an dem der bisherige Spitzenreiter womöglich zähneknirschend den Hamburger SV und den 1. FC Kaiserslautern gewähren lassen muss.
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