Der 1. FC Köln ist das laufstärkste Team der Bundesliga. Gleichzeitig fehlt es dem Team von Steffen Baumgart an Geschwindigkeit. Die Statistiken der Bundesliga beweisen: Nur drei FC-Spieler sind unter den Top 100-Sprintern der Liga. Im Sommer soll sich das ändern.
Erst beim jüngsten 0:3 in Stuttgart offenbarten sich die Tempodefizite der Kölner: Wenige Meter vor dem eigenen Strafraum hatte Benno Schmitz die kürzere Distanz zum Ball, trotzdem kam der Stuttgarter Wataru Endo früher dran – der Kölner Rechtsverteidiger konnte nur noch das Foul ziehen und verursachte so den Freistoß zum vorentscheidenden 0:2 durch Borna Sosa.
Die exemplarische Szene unterstrich, was dem FC generell fehlt: Geschwindigkeit. Die Spielidee von Steffen Baumgart fußt bekanntlich auf einer extrem intensiven Laufarbeit. Mit 2.492,1 Kilometer spulten die Geißböcke bislang in der Liga vor Union Berlin und Eintracht Frankfurt die größte Distanz ab – im Vergleich zum deutschen Rekordmeister Bayern München legte der FC sogar 84 Kilometer mehr zurück.
1. FC Köln | 2.492,1 km |
Union Berlin | 2.481,7 km |
Eintracht Frankfurt | 2.451,6 km |
Mainz 05 | 2.440,2 km |
VfL Wolfsburg | 2.434,3 km |
Martel läuft sogar mehr als Dauerläufer Skhiri
Da passt es ins Bild, dass mit Ellyes Skhiri auch der laufstärkste Spieler der Liga (noch) den Geißbock auf der Brust trägt: 242,7 Kilometer hat der Tunesier in 20 Bundesligaspielen (1.777 Spielminuten) zurückgelegt, 4,6 Kilometer mehr als Frankfurts Mario Götze (1.786 Spielminuten), der Rang zwei belegt. Mit Kapitän Jonas Hector ist der nächste FC-Spieler im Ligaranking fast 47 Kilometer weniger gelaufen als Skhiri. Mit Schmitz, Florian Kainz und Linton Maina sowie Eric Martel finden sich sechs Kölner in den Top 100 der Liga.
Eine Besonderheit ist dabei Martel: Der defensive Mittelfeldspieler legte bislang 159,7 km in 18 Spielen zurück und liegt damit auf Rang 96. Dabei stand er jedoch nur 1.154 Spielminuten in der Bundesliga auf dem Feld. Hätte er genauso viele Minuten gespielt wie Skhiri und sein Laufpensum beibehalten, wäre er sogar auf 245,9 Kilometer gekommen und damit auf Rang 1 – der FC verfügt also über die zwei laufstärksten Spieler der gesamten Liga.
Platz 1 | Ellyes Skhiri | 20 Spiele | 242,7 km |
Platz 40 | Jonas Hector | 19 Spiele | 195,8 km |
Platz 54 | Benno Schmitz | 20 Spiele | 186,1 km |
Platz 69 | Florian Kainz | 20 Spiele | 178,9 km |
Platz 88 | Linton Maina | 20 Spiele | 166,2 km |
Sucht man jedoch nach den schnellsten Spielern der Liga, muss man in den Listen lange nach unten scrollen, um einen FC-Akteur zu finden. Mit 34,81 Kilometern pro Stunde liegt Maina als erster Kölner auf Rang 34. Neben dem Offensivspieler finden sich in den Top 100 der Ligasprinter mit Dejan Ljubicic und Jan Thielmann lediglich zwei weitere Kölner. Zum Vergleich: An der Spritze thront Dortmunds Karim Adeyemi. Der deutsche Nationalspieler hatte erst vor zwei Wochen gegen Freiburg mit 36,65 km/h einen neuen Bundesligarekord aufgestellt.
Platz 1 | Karim Adeyemi (BVB) | 36,65 km/h |
Platz 34 | Linton Maina | 34,81 km/h |
Platz 69 | Dejan Ljubicic | 34,28 km/h |
Platz 85 | Jan Thielmann | 34,07 km/h |
Platz 103 | Sargis Adamyan | 33,83 km/h |
Platz 145 | Kingsley Schindler | 33,60 km/h |
Der Blick auf die Kölner Top fünf zeigt auch: Geschwindigkeit ist nicht alles in Baumgarts Spiel. Schindler konnte als Schmitz-Backup bisher nur schwankende Leistungen zeigen, auch Adamyan war seit seinem 1,5 Millionen Euro teuren Wechsel aus Hoffenheim noch kein Faktor, konnte zuletzt auch gegen Stuttgart nach seiner Einwechslung zur Pause kaum Impulse setzen.
Auch Baumgart weiß: Dem FC mangelt es an Schnelligkeit
In einer 30er-Zone würden die meisten FC-Spieler also nicht in die Radarfalle tappen – es fehlt das Tempo, gerade auf den Außenbahnen. Defensiv sind mit Schmitz und dem seit Mitte Januar verletzten Kristian Pedersen (31,43 km/h, Rang 350) zwei Flügelverteidiger die langsamsten Kölner in dieser Saison. Auch Nikola Soldo, Skhiri und offensiv Tim Lemperle befinden sich im unteren Drittel der 450 Feldspieler umfassenden Statistik.
Platz 350 | Kristian Pedersen | 31,43 km/h |
Platz 337 | Benno Schmitz | 31,65 km/h |
Platz 335 | Nikola Soldo | 31,66 km/h |
Platz 317 | Ellyes Skhiri | 31,84 km/h |
Platz 313 | Tim Lemperle | 31,88 km/h |
Aber: Das FC-Spiel soll zukünftig mehr Tempo bekommen, das haben die Verantwortlichen als eines der Transferziele für den Sommer ausgerufen. Sportchef Christian Keller erklärte, in der Innenverteidigung nach einem schnellen Linksfuß Ausschau zu halten. Zudem könnte ein schnellerer Rechtsverteidiger Schindler beerben, dessen Vertrag ausläuft und wohl nicht verlängert wird. Mit Leart Paqarada kommt ein Spieler, der sich ebenfalls nicht gerade durch sein Tempo auszeichnet (31,86 km/h).
So muss vor allem auch im Mittelfeld nachgebessert werden. Mit Skhiri wird der beste Läufer der Liga den FC wohl ablösefrei verlassen, mit Martel steht zumindest in dieser Hinsicht der Nachfolger schon bereit. Doch zusätzliches Tempo würde auch dem Mittelfeldzentrum des FC gut tun, ebenso dem Sturmzentrum, wobei Steffen Tigges (32,65) und Davie Selke (32,18) ihre Plätze für die nächste Saison allerdings wohl sicher haben.
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