Der 1. FC Köln hat mit Union Berlin einen emotionalen Keller-Krimi vor der Brust. Auch mit dem neuen Trainer Nenad Bjelica erwartet Steffen Baumgart einen Gegner, der ähnlich unversichert ist wie seine eigene Mannschaft: “Beiden geht der Arsch auf Grundeis.”
Die Spielplan-Architekten der DFL meinten es in dieser Saison nicht gut mit dem 1. FC Köln, das ist hinlänglich bekannt. Solch ein dramatisches Finale des Jahres 2023 war allerdings längst nicht abzusehen.
Steffen Baumgart tritt in der prekärsten Situation seiner Trainer-Karriere in seiner Wahlheimat Köpenick an. Bei seinem alten Herzensclub Union Berlin – der nach einem kometenhaften Aufstieg in die Champions League punkt- und torgleich mit dem FC unmittelbar vor den Geißböcken auf Platz 16 steht. Es geht darum, wer Weihnachten über dem rettenden Strich verbringt und nicht mit noch mehr Sorgen als ohnehin schon ins neue Jahr startet.
Baumgart: “Dort wird es brennen”
Oder wie Baumgart es in seiner unverblümten Art ausdrückt: „Beiden geht der Arsch auf Grundeis, um das mal deutlich zu sagen.“ Ob tatsächlich auch sein Job auf dem Spiel steht, bleibt abzuwarten, wobei er selbst eine Trainerdiskussion in der aktuellen Krise für logisch erachtet.
Union Berlin hatte Mitte November auf eine unfassbare Serie mit neun Bundesliga-Niederlagen am Stück reagiert und sich von Urs Fischer, der die Eisernen zuvor von der 2. Bundesliga in die Königsklasse geführt hatte, getrennt. Der berüchtigte Trainerwechsel-Effekt hält sich bislang allerdings in Grenzen.
Nenad Bjelica übernahm, gewann sein Liga-Debüt gegen Borussia Mönchengladbach – wie der FC sein Derby mit 3:1 – und sah eine überzeugende Champions-League-Leistung gegen das bereits fürs Achtelfinale qualifizierte Real Madrid (2:3). Die 0:3-Klatsche beim VfL Bochum am vergangenen Samstag war jedoch eine Bruchlandung.
Neuer Trainer – alte Sorgen? „Er kämpft mit den gleichen Situationen wie Urs auch“, sagt Baumgart, den eine Freundschaft mit Fischer verbindet, über dessen Nachfolger Bjelica und ergänzt: „Ich glaube, nach fünf Jahren Urs Fischer ist es nicht ganz so einfach, in kurzer Zeit alles zu verändern.“
FC vor Duell mit Fast-Transfer Hollerbach
Verändert hat Bjelica zumindest die Grundordnung. „Sie spielen mit einer Viererkette, Urs hat mit einer Dreierkette gespielt“, erinnert Baumgart und könnte auf einen Akteur treffen, der im Sommer eigentlich schon dem FC zugesagt hatte: „Benedict Hollerbach kommt mehr rein, es gibt Personalwechsel in der einen oder anderen Situation. Aber ich glaube nicht, dass du jetzt sofort einen Stilwechsel erkennst, nur weil ein Trainer neu ist.“
Ganz sicher keine Unbekannte ist das Stadion, unweit von Baumgarts Zuhause in Köpenick. „Wer die Alte Försterei kennt, der weiß, dass es dort brennen wird. Wir müssen dagegenhalten. Das ist das Einzige, was zählt“, fordert der 51-Jährige vor diesem bedeutenden Jahresabschluss. Ein Sieg würde die erste Saisonhälfte nicht retten, wäre für die Ausgangslage im neuen Jahr sowie die Gemütslage über die Feiertage allerdings ganz entscheidend.
„Wenn du mit einem Sieg aufhörst, hast du ein besseres Gefühl als jetzt, das kann sich jeder vorstellen“, sagt Baumgart und wünscht sich Mut: „Wir wollen so auftreten, dass wir um den Sieg spielen – gegen eine Mannschaft, der es ähnlich bescheiden geht wie uns.“ Durch den Mainzer Punkt bei Borussia Dortmund (1:1) wird der Verlierer des Duells Weihnachten auf Platz 17 verbringen, der Sieger auf Rang 15. Einer Mannschaft könnte in der Winterpause noch mehr der Arsch auf Grundeis gehen.
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