Im Abstiegsfall muss der Großteil der Mannschaft mit dem 1. FC Köln in die 2. Bundesliga gehen. Lähmen auch die persönlichen Zukunftssorgen die Profis? Trainer Timo Schultz will den Druck beiseiteschieben.
Die Niederlage gegen Schlusslicht Darmstadt erklärten die Spieler und Verantwortlichen des 1. FC Köln vor allem mit einem Wort: Angst. “Wir haben Angst, zu verlieren”, schimpfte Sportchef Christian Keller, und auch Vize-Kapitän Mark Uth gab zu: “Man hat gesehen, dass die Angst mitgeschwommen ist.”
Der Druck im Tabellen-Keller ist Jahr für Jahr gewaltig, kein Bundesliga-Profi will einen Abstieg in seiner Vita stehen haben. Das gilt natürlich auch für die Spieler in Darmstadt, Mainz und Bochum. Doch für den Kölner Kader ist die Situation in dieser Saison besonders prekär.
Angst vor Karriere-Knick?
Denn: Die Mannschaft weiß, dass der FC aufgrund seiner Transfersperre nahezu jeden Profi halten muss, der über einen gültigen Vertrag und keine Ausstiegsklausel verfügt. Einen Riesenumbruch, wie bei den vorherigen Abstiegen, würde es nicht geben. Bedeutet für den Großteil des Teams: massiv weniger Gehalt, dazu die Gefahr eines Karriere-Knicks abseits der großen Fußballbühne.
Der FC-Profi, der sich die wenigsten Sorgen um seine Zukunft machen muss, performt seit Monaten am konstantesten. Jeff Chabot könnte aufgrund einer Ausstiegsklausel zum Schnäppchenpreis gehen. Laut der Sport Bild sollen sich Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart bereits in konkreten Gesprächen mit dem Lager des Innenverteidigers befinden, darüber hinaus signalisierte Borussia Dortmund Interesse.
Marvin Schwäbe verfügt zwar ebenfalls über eine Ausstiegsklausel und glänzt immer wieder – doch der 29-Jährige wird auch wissen, dass die Nummer-eins-Jobs in der Bundesliga arg begrenzt sind. Timo Hübers, der dritte Spieler, der eine entsprechende Klausel haben soll, berät sich selbst – müsste seine Zukunft also im Alleingang regeln. Gewiss keine einfache Situation.
Für den Großteil der Mannschaft, der liga-unabhängig gebunden ist, gab es aufgrund der Transfersperre intern bereits eine deutliche Ansage. “Wir haben im Innenverhältnis schon klar gesprochen”, verriet zuletzt Sportchef Keller: „Das ist jetzt eine Sondersituation, die gab es noch nie im deutschen Fußball. Das heißt automatisch, dass es keine großen Kaderbewegungen geben kann auf der Abgangsseite. Eckpfeiler können wir nicht gehen lassen.“
Schultz: “Einfach Fußball spielen”
Aus Sicht der sportlichen Leitung eine alternativlose Herangehensweise – doch für Leichtigkeit im Team dürfte die Aussicht aufs Unterhaus wohl nicht sorgen. Trainer Timo Schultz versuchte es nach der Darmstadt-Pleite mit einem neuen Motto, lobte eine “Scheißegal-Stimmung” aus.
Vor dem nächsten Endspiel, am Sonntagabend in Mainz, ergänzt er: “Damit wollte ich nicht aussagen, dass uns alles scheißegal sein kann, sondern dass die Jungs einfach mal frei aufspielen sollen. Dass sie ein Stück weit eine Leck-mich-am-Arsch-Mentalität auf den Platz bringen, den Ball immer wieder fordern sollen, auch wenn sie einen Fehler machen.”
Schultz meint: “Wir haben keinen Grund mehr, uns zu viele Gedanken zu machen oder in Negativ-Szenarien zu denken. Wir sollten am Wochenende einfach mit voller Überzeugung loslegen.” Der Trainer hofft: “Vielleicht können wir den Druck, den sich die Spieler selber machen und der von außen kommt, nach links schieben und einfach Fußball spielen.” Ansonsten rückt eine Zweitliga-Zukunft noch näher.
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