Mit Florian Kainz lässt ein weiterer Profi des 1. FC Köln seine Aussiegtsklausel ungenutzt. Was kostet den FC die Treue seiner Leistungsträger? Christian Keller spricht von “überschaubaren Bonbons” und offenbart: “Es ging nicht primär um Geld.”
Da waren es also nur noch zwei. Per Vertragsverlängerung hat Florian Kainz als vierter Profi des 1. FC Köln darauf verzichtet, seine Ausstiegsklausel zu aktivieren. Zuvor hatten bereits Jan Thielmann, Eric Martel und Timo Hübers trotz einer solchen Option ihr Bleiben versichert, einzig Jeff Chabot (zum VfB Stuttgart) hat bislang von seinem Wechselrecht Gebrauch gemacht.
Ursprünglich, nach dem Abstieg, hatten bekanntlich sieben FC-Profis über eine Ausstiegsklausel verfügt. Während beim erwähnten Quintett nun Klarheit herrscht, stehen hinter Linton Maina und Marvin Schwäbe weiterhin Fragezeichen. Ein Verbleib Mainas gilt als wahrscheinlich – Schwäbes Abgang ebenso, obwohl dessen Klausel schon verfallen ist (der GEISSBLOG berichtete).
Keller: “Wir arbeiten so nicht”
Der Verzicht von Thielmann, Martel, Hübers und Kainz wiederum dürfte den FC eine niedrige siebenstellige Summe gekostet haben. Sportchef Christian Keller will keine Details nennen, sagte beim Mitgliederstammtisch jedoch: “Wir sind nicht im Bereich Fußballromantik, so funktioniert Bundesliga nicht – aber es ist bei Weitem nicht so, dass es bei diesen verfallenen Ausstiegsklauseln primär um Geld ging.”
Einer entsprechenden Fan-Frage entgegnete der FC-Geschäftsführer am Mittwochabend: “Geht mal davon aus, dass es ein sehr, sehr überschaubares Bonbon war, das wir kumuliert über alle Spieler gegeben haben. Weil: Wir arbeiten so nicht.” Mit “so” meinte Keller wohl die Variante, wechselwillige Profis mithilfe von Geld zum Bleiben zu bewegen. Bei den Gesprächen hätten andere Dinge im Mittelpunkt gestanden, so der 45-Jährige.
“Allen Spielern liegt sehr, sehr viel am FC. Die wissen es extrem zu schätzen, wie die Unterstützung gerade auch in der vergangenen Spielzeit war, als dieses Stadion bei jedem Heimspiel wie eine Wand hinter der Mannschaft stand und die Leistungen oft nicht so waren, dass wir diese massive Unterstützung rechtfertigen konnten”, führte Keller aus.
Die Wucht des Clubs half den FC-Verantwortlichen offensichtlich in der Kaderplanung. “Das sind Menschen, das macht was mit denen”, ergänzte der Sportchef und gab Einblicke in die Gespräche mit den Profis: “Da ging es darum, wie die Zukunftsprognose in diesem Club für die einzelnen Spieler ist, welche Entwicklung sie hier nehmen können, welchen Weg wir sportlich gemeinsam gehen wollen – um das wiedergutzumachen, was wir jetzt scheiße gemacht haben.”
Sauren: “Das ist aller Ehren wert”
Dies – und kein finanzieller Ausgleich – sei für die Spieler mit Klausel “der zentrale Antrieb” gewesen, zu sagen: “Ich will hier bleiben, ich spüre eine Verantwortung für den 1. FC Köln; die Menschen, die Stadt und der Club haben mir viel gegeben – jetzt ist Zeit, dass ich etwas zurückgeben muss, weil ich schon auch mitverantwortlich bin”, wie Keller es mit seinen Worten ausdrückte.
Den Gesprächen mit den Spielern war eine Sitzung von Vorstand, Geschäftsführung und Kompetenzteam Sport vorausgegangen. Dort sei man “den gesamten Kader und das Thema Ausstiegsklauseln durchgegangen”, berichtete Vize-Präsident Eckhard Sauren am Mittwoch. Man habe die Profis “einzeln betrachtet und analysiert, was man tun muss, um den Spieler weiter beim 1. FC Köln zu halten”.
Die Folge: “Wir haben Christian Keller bewusst die Möglichkeit gegeben, pragmatisch zu handeln und Ausstiegsklauseln abzukaufen”, offenbarte Sauren und lobte zugleich: “Wir haben in vielen Fällen sehr positive Ergebnisse erzielt. Das sind wirklich Zahlen, die in dem Verhältnis moderat sind, die man als erfolgreiche Verhandlung betrachten kann. Die Spieler, die sich bekannt haben, haben auch ein Statement abgegeben – das ist aller Ehren wert.”
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