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FC-Trainer Struber: Er blamierte Gladbach und schlug ManUnited aus

Gerhard Struber mit dem jetzigen Bayern-Sportdirektor Christoph Freund, der als Förderer des neuen FC-Trainers gilt. (Foto: IMAGO / Fotostand)
Gerhard Struber mit dem jetzigen Bayern-Sportdirektor Christoph Freund, der als Förderer des neuen FC-Trainers gilt. (Foto: IMAGO / Fotostand)

Der 1. FC Köln ist Gerhard Strubers erste Station in Deutschland. Wer ist der Mann, der die Geißböcke zurück in die Bundesliga führen soll? Der GEISSBLOG stellt den Österreicher vor.

Die immense Vorfreude des neuen Hoffnungsträgers war nicht zu übersehen. Kurz nachdem der 1. FC Köln am Mittwochvormittag Gerhard Struber als künftigen Cheftrainer präsentiert hatte, folgte auf den Social-Media-Kanälen des Clubs eine Videobotschaft des 47-Jährigen. Und dieser strahlte über das ganze Gesicht, als er sich erstmals an die FC-Fans wandte.

https://twitter.com/fckoeln/status/1800850825260237077

Am kommenden Montag, wenn auch das erste Mannschaftstraining der Sommervorbereitung wartet, stellt sich Struber im Rahmen einer Pressekonferenz ausführlicher vor. Bevor er öffentlich über seine neue Aufgabe redet, will er am Wochenende intern zur gesamten Mannschaft sprechen, die ab Freitag die üblichen Leistungstests und Untersuchen durchläuft. Der GEISSBLOG nimmt Struber vorab schon mal unter die Lupe.

Privat

Struber, Sohn eines Landwirts, stammt aus Kuchl, einer 7000-Einwohner-Gemeinde rund 20 Minuten südlich von Salzburg. Dort lebt er noch immer, gemeinsam mit seiner Frau Lisa und den beiden Kindern Simona und Bastian. Strubers 15-jähriger Sohn spielt im Nachwuchs von RB Salzburg.

Spieler-Laufbahn

Nachdem er in seiner Heimat, beim SV Kuchl, das Kicken gelernt hatte, wechselte Struber als 14-Jähriger in den Nachwuchs von Austria Salzburg. Dort schaffte er den Sprung zu den Profis, holte 1995 und 1997 die Meisterschaft. Der Mittelfeld- und U-Nationalspieler verbrachte seine gesamte Karriere in Österreich, absolvierte die meisten Partien in der 2. Liga.

Zu Strubers weiteren Stationen zählten unter anderem Admira Wacker Mödling, der SV Wörgl und der Linzer ASK. Verletzungssorgen – unter anderem zwei Kreuzbandrisse – stoppten seine aktive Laufbahn frühzeitig. 2004, im Alter von nur 27 Jahren, bestritt Struber sein letztes Spiel auf Drittliga-Niveau. Unterklassig spielte er anschließend noch weiter, sein beruflicher Fokus war nun allerdings ein anderer.

Weiterer Werdegang

Als der Körper nicht mehr mitmachen wollte, ging Struber an ein Wirtschaftskolleg und trieb sein Berufsleben abseits des Fußballs voran. „Dort habe ich ein Jobangebot bekommen, um als Referent Leute mit den Schwerpunkten Warenimport und -export sowie Wirtschafts- und Steuerrecht auszubilden”, erzählte er mal in einem RB-Interview.

Was eher trocken klingt, sei “tatsächlich der erste Schritt in Richtung meiner heutigen Trainerkarriere” gewesen, ergänzte Struber: “Damals habe ich nämlich gemerkt, dass ich gerne mit Leuten arbeite und sie coache.“ Zunächst einmal zog es ihn allerdings in die Versicherungsbranche. Mit abgeschlossenem Wirtschaftsstudium arbeitete sich der Ex-Profi bei der Allianz vom Kundenberater zum Vertriebsleiter hoch.

Förderer

Nach ersten Trainer-Erfahrungen im Nachwuchs von RB Salzburg (2007 bis 2010) übernahm Struber im Oktober 2012 nebenberuflich seinen Heimatverein, den damals wie heute viertklassigen SV Kuchl. Er sei bereits “in einer Verabschiedungsphase vom Fußball” gewesen, habe sich aber “überreden lassen”, erinnerte er sich später.

Als Hobby-Coach schaffte es Struber nicht nur, Kuchl zum Klassenerhalt zu führen – er beeindruckte auch Ralf Rangnick. Nach einem Testspiel gegen die damals von Roger Schmidt trainierten Roten Bullen aus Salzburg kam der heutige österreichische Nationaltrainer auf Struber zu und lud ihn zu einem Gespräch ein.

Es war zu diesem Zeitpunkt eine sehr mutige Entscheidung, weil ich einen wirklich guten Job mit tollen Perspektiven hatte.

Gerhard Struber

„Mit all seiner Begeisterungsfähigkeit hat er mich überzeugt, den Weg als Fußballtrainer hauptberuflich einzuschlagen. Es war zu diesem Zeitpunkt eine sehr mutige Entscheidung, weil ich einen wirklich guten Job mit tollen Perspektiven hatte”, so Struber rückblickend: “Du kannst im Leben jedoch nicht immer alles logisch erklären, sondern musst manchmal auch einfach deinem Gespür vertrauen.“

Ohne dieses Gespür und ohne Rangnick wäre Struber nun wohl nicht FC-Trainer, hätte womöglich seine Karriere bei der Allianz weiterverfolgt. Der langjährige RB-Manager Christoph Freund gilt ebenfalls als einer seiner Förderer, Struber und der jetzige Bayern-Sportdirektor machten einst gemeinsam den Trainerschein.

Trainer-Karriere

Von Rangnick überzeugt, tauchte er als hauptberuflicher Trainer in den RB-Kosmos ein, übernahm die U15, die U16, später auch das Farmteam Liefering und war Assistent bei den Profis. 2019 verabschiedete sich Struber dann zunächst von den Roten Bullen, um Cheftrainer beim Wolfsberger AC zu werden.

Mit diesem machte er erstmals in Deutschland auf sich aufmerksam. Genauer gesagt: am Niederrhein. In der Europa-League-Gruppenphase triumphierte Struber mit dem WAC bei Borussia Mönchengladbach. Der 4:0-Erfolg der Kärntner war die höchste Europapokal-Heimniederlage der Fohlen. Zudem kassierte kein deutscher Verein auf internationaler Bühne eine deftigere Klatsche gegen einen österreichischen Club.

Doch nach nur viereinhalb Monaten in Wolfsberg zog es Struber auf die Insel: Der FC Barnsley verpflichtete das “Trainertalent”, wie Geschäftsführer Dane Murphy im November 2019 sagte, für eine Million Euro Ablöse. Struber bewahrte den englischen Zweitligisten in einem Herzschlagfinale vor dem Abstieg aus der Championship.

Von der Insel ging es im Oktober 2020 weiter über den großen Teich zu den New York Red Bulls. Barnsley zeigte sich zwar “tief enttäuscht”, musste Struber aufgrund einer Ausstiegsklausel aber ziehen lassen – zwei Millionen Euro kostete RB die Rückkehr.

2021 schlug der Österreicher dann eine Anfrage seines Förderers aus: Ralf Rangnick wollte ihn als Co-Trainer zu Manchester United holen. Doch Struber sagte United ab, wollte lieber Cheftrainer bleiben. „Die Anfrage aus England ehrt mich sehr“, betonte er damals, allerdings sei es “der falsche Moment, hier Abschied zu nehmen“, gewesen.

Dieser Moment kam im Mai 2023, als sich Struber und die New York Red Bulls nach 87 Spielen (Punkteschnitt 1,4) auf eine einvernehmliche Trennung einigten. “Es war extrem schwierig für mich, ganz ohne meine Familie hier zu leben”, erklärte der Trainer seinen Abschied, wobei ihm auch nur ein Sieg aus den vorherigen elf Spielen gelungen war.

Christian Keller mit Gerhard Struber und dessen Berater Thomas Böhm. (Foto: 1. FC Köln)
Christian Keller mit Gerhard Struber und dessen Berater Thomas Böhm. (Foto: 1. FC Köln)

Es dauerte aber nicht mal drei Monate, bis Struber wieder bei RB an der Seitenlinie stand. Kurz vor Saisonstart der österreichischen Bundesliga übernahm er in Salzburg den Cheftrainer-Posten, da es Matthias Jaissle nach Saudi-Arabien zog. Aufgrund von Strubers ausgiebiger RB-Vergangenheit war dieser Schritt für alle Beteiligten ein völlig logischer, das Happy End jedoch blieb bekanntlich aus. Salzburg wurde nach zehn Titeln in Serie nur Vize-Meister, schied im Pokal-Halbfinale aus und überwinterte nicht europäisch.

Festzuhalten gilt allerdings, dass RB zum Zeitpunkt von Strubers Entlassung – sechs Spieltage vor Saisonende – noch Spitzenreiter war. Und wäre in Salzburg alles nach Plan gelaufen, der 47-Jährige hätte nun gewiss nicht in Köln angeheuert.

Hier mehr zu Strubers Formation und Spielweise.

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