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“Bedeutet gar nichts”: FC-Überraschung Pauli bereit für HSV, aber in Gedanken woanders

Julian Pauli bei der Kölner Generalprobe gegen Udinese Calcio. (Foto: Bucco)
Julian Pauli bei der Kölner Generalprobe gegen Udinese Calcio. (Foto: Bucco)

Julian Pauli hat in den vergangenen Wochen für Furore gesorgt und gilt als Startelf-Kandidat für den Zweitliga-Start des 1. FC Köln. Der GEISSBLOG sprach mit dem 19-Jährigen über seine starke Saisonvorbereitung und seinen Weg zu den Profis.

Mit Julian Pauli sprachen Sonja Gauer und Martin Zenge

Die Vorbereitungswochen des 1. FC Köln haben mehr Gewinner als Verlierer hervorgebracht. Der vermutlich größte und ganz gewiss überraschendste Gewinner des Sommers kommt dabei aus dem eigenen Nachwuchs: Julian Pauli zählte in den Trainingseinheiten zu den auffälligsten Akteuren, in den Testspielen zu den Dauerbrennern – und verdiente sich so ein Extralob von Sportchef Christian Keller.

Doch wer ist der Youngster, der für viele Fans und Beobachter aus dem Nichts kam und die FC-Verantwortlichen derzeit so begeistert? Der GEISSBLOG sprach während des Trainingslagers in Bad Waltersdorf mit Pauli und stellt den 19-Jährigen genauer vor.

Aus London über Düsseldorf und Dortmund zum FC

Geboren wurde der Innenverteidiger in London. In der englischen Metropole hatten sich seine Eltern kennengelernt, hier verbrachte Pauli auch die ersten vier Jahre seines Lebens. Zurück in Deutschland, kickte Julian – wohlgemerkt englisch ausgesprochen – in Düsseldorf zunächst für seinen Schulverein und dann für die Fortuna.

2020 folgte das Abwehr-Talent dem Ruf von Borussia Dortmund – spielte allerdings nur eine Saison in Schwarz-Gelb, bevor er sich 2021 der U17 des FC anschloss. „Zu meiner Zeit in Dortmund hatte Corona gerade so richtig angefangen. Wir hatten keinen wirklichen Spielbetrieb”, erinnert sich Pauli an eine komplizierte Zeit und ergänzt: “Zudem war die Entfernung zur Schule ein großes Problem. Da kam vieles zusammen.“ 

Ich habe ich viel an mir gearbeitet, auch im Kraftraum, und versucht, immer besser zu werden

Julian Pauli

Sein sportliches Glück fand der Düsseldorfer in Köln, musste hierfür jedoch ebenfalls Komplikationen überwinden. Denn Pauli war in seinem ersten A-Junioren-Jahr lange Zeit nur Zuschauer. Er habe sich aber “nicht hängen lassen”, denkt der Innenverteidiger zurück: “Stattdessen habe ich viel an mir gearbeitet, auch im Kraftraum, und versucht, immer besser zu werden.”

Das Vorhaben gelang, die Schufterei wurde belohnt. Zum Abschluss der Saison 2022/23 gewann Pauli mit der Kölner U19 den DFB-Pokal, im Endspiel gegen Schalke 04 wurde der damals 17-Jährige beim Stand von 3:3 eingewechselt und ließ an der Seite von Elias Bakatukanda keinen weiteren Treffer mehr zu – die Geißböcke siegten dramatisch mit 4:3.

Was Keller an Pauli schätzt

Der 1,90-Meter-Hüne nahm seine positive Entwicklungskurve mit ins zweite U19-Jahr, nicht umsonst ernannte Trainer Stefan Ruthenbeck ihn gemeinsam mit Neo Telle zum Kapitän. Das habe ihm “Selbstvertrauen gegeben”, er nehme “gerne eine Führungsrolle ein”, sagt Pauli, der sich fortan als Leistungsträger der A-Junioren für einen ersten Profi-Kontrakt empfahl.

Bei der offiziellen Verkündung der Vertragsunterschrift im Juni hob Sportchef Keller “seine Robustheit, sein Tempo, seine Zweikampfstärke und allen voran auch seine Mentalität” hervor – jene Stärken, die Pauli in den vergangenen fünf Wochen auch im Trainingsbetrieb der Profis eindrucksvoll demonstrierte.

Ich freue mich über das Lob. Aber es ist kein Grund, um sich auszuruhen.

Julian Pauli

Und so meldete sich Keller zuletzt erneut mit einem Lob zu Wort. „Es gibt einige Spieler, die bislang einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben”, sagte der FC-Geschäftsführer in Bad Waltersdorf und nannte Pauli als einzigen dieser Akteure namentlich: “Weil Julian gerade erst 19 Jahre alt geworden ist, würde ich ihn ein Stück weit herausheben.”

Paulis bescheidene Reaktion dürfte in Kellers Sinne sein. „Ich freue mich über das Lob”, sagt der Vorbereitungsgewinner: “Aber es ist kein Grund, um sich auszuruhen. Jetzt geht es erst los.“ 

Pauli “hatte gar nicht viele Erwartungen”

Bei der Generalprobe gegen Udinese Calcio erhielt zwar Routinier Dominique Heintz den Vorzug, doch in den vorherigen vier Testspiel hatte Pauli jeweils in der Startelf gestanden und die meiste Einsatzzeit an der Seite des gesetzten Abwehrchefs Timo Hübers bekommen.

Gerechnet hatte er hiermit nicht, Pauli ist von sich selbst überrascht: “Vor der Vorbereitung hatte ich gar nicht viele Erwartungen. Ich habe gehofft, dass ich immer im Training dabei bin und vielleicht ein paar Spielminuten sammeln kann, um Profi-Luft zu schnuppern.” Es wurden mehr als ein paar.

Ich will mich erst mal im Training etablieren, Erfahrung sammeln – und dann möglichst viele Spielminuten in der U21 sammeln.

Julian Pauli

Überbewerten will der Youngster, der seine Dynamik und Zweikampfstärke als seine größten Qualitäten betrachtet, die ausgiebige Einsatzzeit aber nicht. Er lasse alles auf sich zukommen und mache sich keinen Stress, betont stattdessen: “Für mich bedeutet das noch gar nichts. Ich will mich erst mal im Training etablieren, Erfahrung sammeln – und dann möglichst viele Spielminuten in der U21 sammeln, um im Herrenbereich anzukommen. Wenn es noch weiter nach oben geht, wäre das natürlich super.“ 

Die Leistungen in den Testspielen sowie die Worte von Keller und Trainer Gerhard Struber (“Er tritt überzeugend auf”) lassen nur den Schluss zu, dass es “noch weiter nach oben geht” – dass Pauli ein ernsthafter Startelf-Kandidat für den heißen Zweitliga-Auftakt gegen den Hamburger SV ist.

Pauli stapelt tief

Sollte es so kommen, würde er sich bereit fühlen, doch Pauli sagt auch ganz bescheiden: “Meine Gedanken sind eigentlich, dass ich in der U21 gegen Paderborn spiele.“ Kaum vorstellbar, schließlich ist der 19-Jährige zumindest Strubers Innenverteidiger Nummer drei und dürfte gegen den HSV definitiv seine Kader-Premiere bei den Profis feiern.

Eines ist sicher: Unabhängig davon, ob er am Freitagabend auch auf dem Rasen, vor 50.000 Zuschauern in Müngersdorf, debütiert oder nicht, wird der Abwehrspieler wie gewohnt weiter ackern, um seine Chancen auf den dauerhaften Profi-Durchbruch zu erhöhen. Aktuell hat Pauli seinen linken Fuß im Visier, sagt: “Ich arbeite daran, ihn viel öfter einzusetzen.” Womöglich lassen sich die ersten Erfolge in der 2. Bundesliga und nicht in der Regionalliga West bestaunen. Pauli gegen den HSV – das hätte etwas.

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