Der 1. FC Köln hat das zurückliegende Geschäftsjahr erneut mit einem zweistelligen Millionengewinn abgeschlossen. Auf dem Transfermarkt bieten sich neue Handlungsspielräume. Angesichts des Abstiegs bleibt ein fader Beigeschmack.
Der 1. FC Köln ist kein Sanierungsfall mehr. Das war die klare Botschaft, die Philipp Türoff aussendete, als er im Rahmen der Mitgliederversammlung die Geschäftszahlen der Spielzeit 2023/24 präsentierte. Mit 11,8 Millionen Euro nach Steuern haben die Geißböcke im Abstiegsjahr einen ähnlich hohen Gewinn wie während der vorherigen Conference-League-Saison erwirtschaftet.
Mit Stolz verkündete Türoff: “Wir sind heute wirtschaftlich wesentlich gesünder als vor zwei Jahren. Die Schulden wurden reduziert, das Eigenkapital gestärkt.” Während die Verbindlichkeiten von zuvor 50,5 auf 37,8 Millionen Euro fielen, stieg das Eigenkapital von 15,7 auf 26 Millionen Euro an. Mit einer Eigenkapitalquote von 28 Prozent gehöre der FC wieder zum Mittelfeld der Clubs in der Bundesliga und 2. Liga, so Türoffs Einordnung.
Die Zahlen in der Übersicht
Saison | 2021/22 | 2022/23 | 2023/24 |
Jahresumsatz | 148,4 Mio. | 172,2 Mio. | 159,0 Mio. |
Ergebnis nach Steuern | -15,7 Mio. | 12,4 Mio. | 11,8 Mio. |
Verbindlichkeiten | 66,0 Mio. | 50,5 Mio. | 37,8 Mio. |
Eigenkapital | 3,2 Mio. | 15,7 Mio. | 26,0 Mio. |
Bei ihrem knapp stärkeren Gewinn der Vorsaison hatten die Geißböcke insbesondere von den Europapokal-Einnahmen sowie den Verkäufen von Anthony Modeste und Salih Özcan (jeweils für fünf Millionen Euro zu Borussia Dortmund) profitiert. Nun gelang das Ergebnis jenseits der zehn Millionen Euro ohne derartige Sondereffekte.
Jedoch war das Zustandekommen dieser positiven Zahlen mit einem mehr als faden Beigeschmack versehen. Denn Türoff verhehlte keineswegs die Rolle des sportlichen Absturzes, der sich kurzfristig betrachtet sogar positiv auf das Ergebnis ausgewirkt haben dürfte.
Die Schattenseite des Gewinns
Ein zentraler Baustein des Gewinns waren die gesunkenen Kaderkosten, die bekanntlich zulasten der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit gingen. Zudem hatte der FC die Saison 2023/24 mit höheren Punkt- und Erfolgsprämien geplant. Da die Geißböcke die drittschwächste Spielzeit ihrer Bundesliga-Historie erlebten, lagen die tatsächlich gezahlten Leistungen deutlich unter der Annahme.
Hinzu kommt: Der FC wollte im vergangenen Winter auf dem Transfermarkt tätig werden, durfte dies aufgrund des vom CAS bestätigten Registrierungsverbotes aber nicht tun. Zwei oder drei Zugänge hätten kommen sollen – und natürlich Geld gekostet.
Bilanziell wird sich der Abstieg erst bemerkbar machen, wenn Türoff in einem Jahr die Zahlen der nun laufenden Saison präsentiert. Rund 40 Millionen Euro an Einnahmen kostet die Zweitklassigkeit, vor allem durch gesunkene TV- und Sponsorengelder. Wobei die parallel gefallenen Ausgaben für Stadionpacht und Spielerverträge sowie Verbandsabgaben ausgleichend wirken und den FC für die Spielzeit 2024/25 zumindest auf einen Gewinn im einstelligen Millionenbereich hoffen lassen.
Ausblick: FC kann wieder “sportlichen Erfolg organisieren”
So sehr der Blick in die Vergangenheit weiterhin schmerzt, so optimistisch stimmt auch jener in die Zukunft. Denn wenn der so gut wie sanierte FC im kommenden Winter wieder registrieren darf, hat Sportchef Christian Keller auf dem Transfermarkt größere Handlungsspielräume als bisher. Ebenso im kommenden Sommer, ob im Aufstiegs- und Zweitliga-Fall.
“In der abgelaufenen Saison waren letztmals Sponsorenerlöse vom vorzeitigen Forderungsverkauf betroffen. In der aktuellen Saison stehen somit erstmals die vermarkteten Sponsoringerlöse wieder in voller Höhe zu Verfügung”, nannte Türoff einen hierfür entscheidenden Grund.
Dass der FC den Status eines Sanierungsfalls hinter sich gelassen hat, lässt die Verantwortlichen einen Hebel umlegen – den Fokus verstärkt auf das für einen Fußballverein Entscheidende wandern: den sportlichen Erfolg. Die zurückgewonnene finanzielle Stabilität soll Transfers von gestandenen Profis ermöglichen, wobei der FC dennoch operativ positiv bleibt. Sprich: nicht auf gleichzeitige Verkäufe angewiesen ist.
Türoff, im Januar 2022 angetreten, hätte sich eine solch zügige Wende nicht erträumt, dankte am Dienstag den Fans, Sponsoren und Finanzierungspartnern. “Wir alle dienen dem FC mit dem Ziel, sportlichen Erfolg zu organisieren, das ist die oberste Priorität. Wirtschaftliche Stabilität ist dafür eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung.” Und diese ist nun wieder gegeben.
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