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Wie 60-Mio.-Mann: Pacarada schreibt Geschichte und offenbart ungutes Gefühl

Leart Pacarada ist nun der Top-Vorlagengeber der 2. Bundesliga. (Foto: IMAGO / DeFodi)
Leart Pacarada ist nun der Top-Vorlagengeber der 2. Bundesliga. (Foto: IMAGO / DeFodi)

Leart Pacarada hat Geschichte geschrieben. Beim 4:4 gegen den Karlsruher SC bereitete der Linksverteidiger alle vier Tore des 1. FC Köln vor – in einer Halbzeit. Dieses Kunststück war seit Erfassung der Daten noch keinem Zweitliga-Profi gelungen.

Den Anschein, gerade Historisches geschafft zu haben, erweckte Leart Pacarada am Sonntagnachmittag in den Katakomben des RheinEnergieStadions nicht. Dass er gerade als erster Zweitliga-Spieler seit Beginn der Datenerfassung vier Treffer in einer Halbzeit aufgelegt hatte, war dem Linksverteidiger des 1. FC Köln keineswegs anzusehen.

“Ich sehe aus wie jemand, der eine 3:0-Führung zu einem 4:4 hat kommen lassen”, offenbarte Pacarada stattdessen, dass der verpasste Heimsieg gegen Karlsruhe die Freude über seinen Eintrag in die Geschichtsbücher der 2. Bundesliga gewaltig trübte. “Ich hätte ehrlicherweise gedacht, es würde sich ein bisschen besser anfühlen, ein bisschen cooler – tut es momentan gar nicht”, brachte er seine trotz des Vorlagen-Viererpacks allgegenwärtige Ernüchterung zum Ausdruck.

Pacarada auf Nkunkus Spuren

3. Minute: Pacarada gewinnt nach einem Karlsruher Einwurf den Ball und leitet ihn zu Luca Waldschmidt weiter, dessen Hammer aus spitzem Winkel die frühe 1:0-Führung bedeutet.
7. Minute: Pacarada spielt aus der eigenen Hälfte heraus einen hohen Traumpass auf Damion Downs, der KSC-Keeper Max Weiß zum 2:0 tunnelt.
15. Minute: Pacarada legt von der linken Seite zurück ins Zentrum auf Downs, der per Schlenzer von der Strafraumgrenze seinen Doppelpack zum 3:0 schnürt.
45+2. Minute: Pacarada flankt von links flach in den Fünfer, wo Tim Lemperle nur den Fuß zum 4:2 hinhalten muss.

Leart Pacarada legte Damion Downs beide Treffer auf. (Foto: Bucco)
Leart Pacarada legte Damion Downs beide Treffer auf. (Foto: Bucco)

So weit, so historisch. Auch in der Bundesliga gelang es erst einem Profi, mit vier Assists in einer Halbzeit zu glänzen: Am 22. Februar 2020 hatte Christopher Nkunku bei RB Leipzigs 5:0-Erfolg auf Schalke nach dem Seitenwechsel vier Tore aufgelegt. Inzwischen spielt der Franzose für den FC Chelsea, der sich Nkunkus Dienste 60 Millionen Euro kosten ließ.

Vier Vorlagen in einem kompletten Zweitliga-Spiel, nicht auf eine Halbzeit begrenzt, sind seit Erfassung der Daten noch zwei weiteren Akteuren geglückt: Bradley Carnell (2006 für den KSC gegen Aue) sowie Kevin Schindler (2008 für Hansa Rostock gegen Koblenz).

Pacarada ärgert sich über “verlorene Punkte”

Pacarada reihte sich am Sonntag in diesen kleinen Kreis ein, hatte nach verspielten 3:0- und 4:2-Führungen gegen den KSC allerdings nicht im Sinn, seinen Viererpack zu genießen. Er schimpfte stattdessen: “Das waren verschenkte Punkte – verlorene Punkte, die so nicht hätten sein müssen. Jetzt gilt es, einiges aufzuarbeiten.”

Sogar mit einer 3:0-Führung auf der Anzeigetafel habe er nicht das Gefühl gehabt, “dass wir defensiv stabil stehen und das Spiel extrem unter Kontrolle haben”. Der FC sei “immer wieder einen Schritt zu spät” gewesen, habe “die Zweikämpfe nicht gewonnen” und “dem Gegner viele Möglichkeiten geboten”.

Ich persönlich verspüre großes Vertrauen des Trainerteams. Wir haben sehr gute und offene Gespräche.

Leart Pacarada

Er selbst hatte daran gewiss seinen Anteil. Während Pacarada offensiv glänzte, ließ er den KSC auf der anderen Seite des Spielfelds immer wieder gefährliche Flanken schlagen. Sowohl das 3:1 als auch das 3:2 wurden über seine linke Außenbahn eingeleitet. “Wir haben defensiv einiges falsch gemacht”, gab der 29-Jährige im Anschluss zu.

In den vergangenen Wochen hätten die FC-Gegner stets aus wenig viel herausgeholt, den Auftritt gegen Karlsruhe empfand Pacarada nun aber ganz anders: “Heute war es tatsächlich so, dass wir das Gefühl hatten, nicht so richtig in die Duelle zu kommen – warum auch immer. Heute hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass wir nicht stabil stehen, das Spiel nicht unter Kontrolle haben.” Eine Gefühlspremiere, auf die er hätte verzichten können.

“Paca hat es einmal mehr richtig gut gemacht”

Für Trainer Gerhard Struber überwog bei seinem Linksverteidiger dennoch eindeutig das Positive. “Paca hat es einmal mehr richtig gut gemacht, hat einmal mehr unter Beweis gestellt, wie wichtig er für dieses Team ist”, lobte der Österreicher nach Abpfiff.

Das Verhältnis des Ex-St.-Paulianers zu den Kölner Coaches scheint, anders als in seinem schwierigen ersten FC-Jahr, ein besonderes zu sein. “Ich persönlich verspüre großes Vertrauen des Trainerteams. Wir haben sehr gute und offene Gespräche, arbeiten an vielen Sachen”, berichtete Pacarada am Sonntag und schob hinterher: “Es ist mir extrem wichtig, dieses Vertrauen mit Leistung zurückzuzahlen.”

Obendrein fühle er sich derzeit “mental und körperlich sehr gut”, erklärte der kosovarische Nationalspieler, der mit sechs Assists nun Zweitliga-Spitzenreiter ist. “Dementsprechend gehe ich momentan selbstbewusst in die Spiele. Es freut mich, dass dabei vier Vorlagen rauskommen.” Doch noch wesentlich mehr hätte sich Pacarada gefreut, wenn dieser Viererpack auch zu drei Punkten geführt hätte.

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