Die Krise des 1. FC Köln ist auch eine Krise des Kapitäns: Timo Hübers befindet sich im Formtief. Ist der Innenverteidiger wie sein Vorgänger mit der Binde überfordert? Das Führungsproblem der Geißböcke scheint gravierender denn je zu sein.
Nach der Analyse der vergangenen Saison stand eine Baustelle weit oben auf der To-do-Liste der Verantwortlichen: Wenig überraschend wurde die mangelnde Führungsstärke der Mannschaft als einer der Hauptgründe für den Abstieg des 1. FC Köln ausgemacht.
Für den neuen Trainer Gerhard Struber galt es folglich, eine frische Hierarchie zu schaffen, bestehende Strukturen aufzubrechen. In der ersten schweren Krise der Saison muss allerdings direkt festgehalten werden: Es fehlt dem Team weiterhin an Führung.
Wieder ein Kapitän auf Formsuche
Timo Hübers, von Struber als Nachfolger für Florian Kainz auserkoren, ist derzeit nicht der Ankerpunkt, den die Mannschaft so dringend benötigt. Mit Ausnahme des 2:0-Erfolgs gegen den dezimierten Aufsteiger Ulm hinkt der 28-Jährige seinen eigenen Ansprüchen sowie jenen eines Aufstiegskandidaten seit Wochen hinterher.
Bereits das 4:4 gegen den Karlsruher SC war alles andere als eine Glanzleistung, das 1:5 in Darmstadt sowie das 1:2 in Paderborn dürften nun sogar zu den Tiefpunkten seiner knapp dreieinhalb Jahre beim FC gezählt haben. Seit der Länderspielpause gab es kaum ein Gegentor, an dem Hübers nicht seine Aktien hatte.
Die eigene Unsicherheit trägt gewiss nicht zur Beruhigung einer generell verunsicherten Hintermannschaft bei, deren Chef der Ex-Hannoveraner gemäß seines Kapitänsamts ist. Bemerkungen wie nach der Paderborn-Pleite – “Für den Moment bin ich ratlos“ – führen zwangsläufig zur Frage: Ist Hübers mit der Rolle überfordert?
Struber mangelte es an Alternativen
Bereits sein Vorgänger Florian Kainz war mit der Binde am Arm als Leistungsträger ins Leistungsloch abgerutscht. Hübers wiederum hatte in der vergangenen Saison zwar keinesfalls überragt, aber über weite Strecken gegen stärkere Teams stabiler gewirkt als aktuell – beispielsweise eine bessere Zweikampfquote aufgewiesen (62,55 zu 58,60 Prozent).
Strubers Entscheidung pro Hübers hatte sich den ganzen Sommer über abgezeichnet, allerdings aus zweierlei Gründen auch überrascht: Zum einen hatte der Innenverteidiger mit seinem Bekenntnis zum FC länger gezögert als andere Profis mit Ausstiegsklausel, was nicht vollends zum immer wieder von Struber betonten Faktor Commitment passte. Zum anderen hatte es am Abwehrchef intern nach den vergangenen beiden Saison jeweils schon deutliche Kritik gegeben.
Doch unter Struber ist Hübers als Kapitän gesetzt. Und natürlich fehlten dem Österreicher nach Amtsantritt auch schlicht und ergreifend die Alternativen. Bei Mark Uth, der von seinen Führungsqualitäten und seiner Identifikation mit dem Club her die natürliche Wahl gewesen wäre, reichte es aufgrund seiner Verletzungsakte nur für den Vize-Posten. Darüber hinaus enthält der Kader einfach niemanden, der sich aufdrängen würde.
Führungsproblem noch gravierender
Folglich hat Struber ebenso wie seine Vorgänger ein erhebliches Führungsproblem – und hatte womöglich gar keine wirkliche Chance, dieses zu beheben. Schließlich hat der FC mit Jeff Chabot und Davie Selke noch zwei seiner wenigen Leader verloren. So haben sich die Chef-Sorgen trotz neuer Hierarchie (mit den U21-Nationalspielern Jan Thielmann und Eric Martel im Mannschaftsrat) eher noch verstärkt.
Öffentlich aussprechen würde dies am Geißbockheim niemand. Struber nimmt stattdessen seine gesamte Mannschaft in die Pflicht: “Wir erwarten von jedem einzelnen, dass er an seine Leistungsgrenze kommt. Egal, ob erfahren oder nicht, jeder muss Verlässlichkeit ausstrahlen.” Natürlich sei man kritisch. “Egal, ob jung oder weniger jung. Am Ende des Tages sind wir eine Mannschaft, wo jeder seine Aufgabe erledigen soll.” Der Anführer-Aufgabe kommt fraglos eine besondere Bedeutung zu.
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