Noch nie ist es in der 2. Bundesliga so eng zugegangen wie aktuell. Der 1. FC Köln kann mit einem Heimsieg gegen Hannover 96 ein weiteres Ausrufezeichen im Aufstiegskampf setzen – und auf Rekordjagd bleiben.
Jahr für Jahr ist die Rede von der “besten 2. Liga aller Zeiten” – was sich natürlich nur schwerlich überprüfen lässt. Auch wenn das deutsche Unterhaus in dieser Saison fraglos außergewöhnlich namhaft besetzt ist. Definitiv kann aber festgehalten werden: Stand jetzt handelt es sich um die engste 2. Liga aller Zeiten. Mit dem 1. FC Köln mittendrin.
Spitzenreiter Paderborn (24 Punkte) und den Tabellenzwölften Hertha BSC (18) trennten vor dem Wochenende gerade mal sechs Zähler. So gering war der Abstand nach 13 Spieltagen – seit Einführung der Drei-Punkte-Reglung – nie zuvor. Zwei Drittel der 18 Mannschaften dürfen sich Hoffnung auf den Aufstieg machen, ob sie wollen oder nicht.
Struber: “Alles schon wieder Vergangenheit”
Die Geißböcke sind das beste Beispiel für die Unberechenbarkeit der Liga. Nach zehn Spieltagen hatte der FC sieben Punkte (!) Rückstand auf Rang zwei, befand sich nur vier Zähler vor dem Relegationsplatz zur 3. Liga. Drei 1:0-Erfolge später winkt den Kölnern mit einem weiteren Heimsieg gegen Hannover 96 nun der Sprung in die Aufstiegszone.
“Wir sind happy, dass die letzten Spiele so gelaufen sind”, sagt Trainer Gerhard Struber, um dann zu warnen: “Gleichzeitig ist das alles schon wieder Vergangenheit. Es ist wichtig, dass wir uns nicht auf irgendwas ausruhen oder glauben, dass etwas von selber geht. Es fällt nichts vom Himmel, in dieser Liga muss man sich alles eisern erarbeiten, darf sich nicht zurücklehnen, weil vor Kurzem etwas nett war”. Aus eigener Erfahrung weiß der Österreicher, “wie schnell hier etwas in eine Richtung gehen kann”.
Dank der Siege gegen Hertha, Fürth und Ulm ist der FC gemeinsam mit Darmstadt die formstärkste Mannschaft in der einer Wundertüte gleichenden 2. Liga. Der Schlüssel ist ganz offensichtlich die seit Anfang November nicht zu überwindende Defensive. Auf 18 Gegentreffer in sechs Partien folgten nun vier Pflichtspiele zu null.
“Unheimlich finde ich das nicht”, kommentiert Struber diese Wandlung: “Es ist eine gewisse Normalität in dem Prozess, in dem wir stecken. Ein Zu-null-Spiel musst du dir erarbeiten, da brauchst du eine dementsprechende Einstellung.” Diese hat der FC mehrfach unter Beweis gestellt.
Kesslers “elementar wichtige” Beobachtung
Ex-Keeper Kessler ergänzt: “Wenn ich die Jungs nach dem Spiel in der Kabine beobachte, ist die Freude riesig und die Haltung da, zu null spielen zu wollen – den Laden dichthalten zu wollen. Ich glaube, die Mannschaft hat verstanden, wie elementar wichtig das in dieser Liga ist. Wir sind nicht in der Lage, in jedem Spiel fünf, sechs, sieben Tore zu schießen.”
Mit seiner neuen Stabilität befindet sich der FC auf Rekordjagd. In der Double-Saison 1977/78 war Torhüter-Legende Toni Schumacher wettbewerbsübergreifend historisch gute 572 Minuten ohne Gegentreffer geblieben. Marvin Schwäbe steht aktuell bei 360 Minuten, könnte mit Zu-null-Spielen gegen Hannover und im Pokal gegen Hertha BSC (Mittwoch, 18.30 Uhr) aufschließen.
Hoffen wird der FC, dass am Samstagmittag nicht nur die eigene Serie hält, sondern auch die von 96: Hannover ist die drittschwächste Auswärtsmannschaft der 2. Liga, hat von sechs Partien in der Fremde nur eine einzige gewonnen.
Struber sieht den Tabellennachbarn dennoch “auf einem richtig hohen Niveau” und fordert von seinen Spielern: “Da musst du zulegen. Da wird sich zeigen, inwieweit es uns gelingt, die Konstanz beizubehalten und einmal mehr unter Beweis zu stellen, was in uns steckt. Wir können uns nicht ausruhen, weil es gerade mal gut war – es muss gut bleiben.” Damit der FC die engste 2. Liga aller Zeiten womöglich erfolgreich verlässt.
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