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Abschied längst klar: Was Lemperles Berater bei seiner Kritik verschweigt

Der aktuell verletzte Tim Lemperle nach dem Heimsieg gegen Nürnberg mit Eric Martel. (Foto: Bucco)
Der aktuell verletzte Tim Lemperle nach dem Heimsieg gegen Nürnberg mit Eric Martel. (Foto: Bucco)

Tim Lemperles Abschied vom 1. FC Köln ist beschlossene Sache – die Kritik seines Beraters an den Verantwortlichen der Geißböcke allerdings längst nicht die ganze Wahrheit. So lief der Zukunftspoker hinter den Kulissen ab.

Spätestens am Dienstagabend, gut eineinhalb Stunden vor Mitternacht, hat sich auch der letzte klitzekleine Funken Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft von Tim Lemperle und dem 1. FC Köln in Luft aufgelöst. Es war der Zeitpunkt, als die Sport Bild die bemerkenswerten Aussagen von Lemperles Berater Dusan Jevtic verbreitete.

Dieser schoss im Poker um die Zukunft des Stürmers öffentlich gegen FC-Sportchef Christian Keller, kritisierte unter anderem: “Wenn derjenige, der am Ende entscheidet, anscheinend keine Lust hat, über Tims Zukunft zu sprechen, kann das Interesse des 1. FC Köln an einer Verlängerung nicht besonders groß sein.” Jevtic bezog sich auf ein Treffen mit dem FC, zu dem Anfang Dezember zwar Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler, aber nicht Sportboss Keller erschienen war.

Keller lässt Vorwürfe umkommentiert

Keller wollte sich am Mittwoch auf GEISSBLOG-Anfrage nicht zu dem “Keine Lust”-Vorwurf äußern. Auch, warum der FC seinem Top-Torjäger bis heute kein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet hat, wollte der Geschäftsführer nicht kommentieren. Dennoch drängt sich der Verdacht auf, dass Berater Jevtic bei seiner Kritik lediglich den ihm zuträglichen Teil der Geschichte erzählt hat.

Nach GEISSBLOG-Informationen hatten Lemperle und seine Agentur Rogon bereits im vergangenen Sommer einen Wechsel in Erwägung gezogen. Als noch nicht klar war, dass Davie Selke den Verein verlassen wird, fürchtete der Leih-Rückkehrer um seine Einsatzchancen. Interesse gab es unter anderem aus Belgien, der FC überzeugte sein Eigengewächs aber vom Verbleib und tat Lemperles Entwicklung damit gewiss keinen Abbruch.

Wie schon ein Jahr zuvor. Vor der Leihe zur SpVgg Greuther Fürth, wo der gebürtige Frankfurter zu einer Zweitliga-Stammkraft reifte, hatte Keller ebenfalls viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Dem Vernehmen nach hätten Lemperle und seine Vertreter damals einen Leih-Transfer zum chaotischen FC Schalke 04 einer Entwicklung im beschaulichen Frankenland vorgezogen.

Sommer-Absprache ignoriert

Nach seiner Rückkehr aus Fürth, und der Absage an einen Wechsel im Sommer 2024, einigten sich der FC und die Spielerseite schließlich auf folgende Vorgehensweise: Erst wenn sich abzeichnet, in welche Richtung sich die Geißböcke sportlich entwickeln, wollte man sich zu Zukunftsgesprächen verabreden.

Im chaotischen Oktober, als Keller und Trainer Gerhard Struber heftig kritisiert wurden, sah der FC dementsprechend von einem Vorstoß ab. Im November, als die noch immer andauernde Ungeschlagen-Serie begann, suchte Kader-Manager Kessler dann allerdings das Gespräch mit Lemperle – der eingangs erwähnte und von Jevtic öffentlich ausgeplauderte Termin wurde vereinbart. Wobei Kellers Teilnahme an diesem Treffen dem Berater nie angekündigt wurde.

Das grundlegende Problem aus FC-Sicht: Entgegen der Absprache aus dem Sommer, zunächst die sportliche Entwicklung abzuwarten, hatte Rogon inzwischen schon die Verhandlungen mit der TSG Hoffenheim forciert. Jevtic dementierte einen fixen Wechsel zuletzt zwar – doch es gilt als gesichert, dass sich Lemperle im kommenden Sommer ablösefrei den Kraichgauern anschließen wird. Im Januar dürfte lediglich noch die Unterschrift erfolgen, die dem U21-Nationalspieler unter anderem ein siebenstelliges Handgeld garantieren soll.

Darum unterbreitete der FC kein Angebot

Dass seitens des FC kein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet wurde, lag nach GEISSBLOG-Informationen insbesondere an der ablehnenden Haltung der Spielerseite. Berater Jevtic berichtete höchstpersönlich, wie er den Termin mit Kessler beendete. Und auch Lemperle selbst vermittelte in einem anschließenden Gespräch mit Keller keine Bereitschaft zu Vertragsverhandlungen.

Vorwerfen lässt sich dem FC gewiss, trotz der Erfahrungen mit Rogon auf die Absprache aus dem Sommer vertraut zu haben. Womöglich hatte man vergeblich auf Lemperles Dankbarkeit für die seiner Karriere zuträglichen Entscheidungen – die Leihe nach Fürth und den Köln-Verbleib in diesem Jahr – gehofft.

Wir werden uns jetzt damit befassen, was das Beste für Tim ist. Die Entscheidung wird rund um Weihnachten herum fallen.

Dusan Jevtic

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass der FC erneut ein hochtalentiertes Eigengewächs ablösefrei verlieren wird. Diese Tatsache unterstrich Jevtic am Mittwoch in einem weiteren Statement, diesmal gegenüber der Kölnischen Rundschau: „Leider kam nie ein Angebot vom 1. FC Köln für Tim Lemperle. Deswegen fällt Köln aus dem Raster bezüglich Tims Zukunft. Diese Entscheidung haben wir vor ein paar Tagen getroffen.”

Man werde sich “jetzt damit befassen, was das Beste für Tim ist”, bleibt der Berater bei seiner Version, dass der Hoffenheim-Wechsel noch keine beschlossene Sache ist. Die Entscheidung werde “rund um Weihnachten herum fallen“. Ein vorzeitiger Abgang – die TSG soll Interesse hegen, Lemperle bereits im Winter zu verpflichten – ist für den FC trotz des Zoffs weiterhin keine Option. Keller sagt diesbezüglich: „Das war bislang kein Thema. Ich schließe das auch aus.“

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