Der 1. FC Köln hat mit seiner vierten Zweitliga-Herbstmeisterschaft einen Rekord aufgestellt. Die Kampfansagen von Trainer Gerhard Struber und seinen Spielern lassen keine Zweifel: Der FC will die Aufstiegsränge bis zum 18. Mai 2025 nicht mehr verlassen.
Es gab Momente in dieser Hinrunde, da stand der 1. FC Köln so schlecht da wie nur einmal zuvor in seiner Vereinsgeschichte – nach dem Premieren-Abstieg im Jahr 1998, als die Geißböcke unter Bernd Schuster erstmals einen Neustart in der 2. Bundesliga unternahmen und scheiterten. Es gab Momente, da musste Gerhard Struber – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – fürchten, als arbeitsloser Trainer unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen. Und nicht, wie nun eingetreten, als Winterkönig.
In seinen ersten sechs Monaten in Köln hat der Österreicher die Wucht des Clubs bereits eindrucksvoll erleben können – oder auch müssen. Denn diese Wucht strahlte im Laufe der Hinserie fraglos in beide Richtungen aus.
Struber übersteht “mittleres Erdbeben”
“Der FC ist ein sehr emotionaler Verein”, hielt Struber fest, als er nach dem 1:0-Sieg in Kaiserslautern sein Zwischenfazit zog. „Die letzten Wochen und Monate waren hin und wieder emotionale Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten. Aber das gibt uns auch einen richtigen Anschub, weil so viele hinter dem FC stehen.”
Nach einem punktetechnisch mäßigen Start habe der Trainer aufgrund des Absturzes gegen Darmstadt und Paderborn, verbunden mit Forderungen nach seinem Rauswurf, ein “mittleres Erdbeben” erlebt. Und überstanden: Mit dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale und 19 von 21 möglichen Zweitliga-Punkten folgte eine Wahnsinnswende.
“Es ist alles so knapp beieinander, man muss jedes Spiel auf ein hohes Podest bekommen. Man muss jedes Spiel mit Substanz füllen und bereit sein, viel zu investieren. Es ist ein Marathon, man hat in Spielen immer wieder Hürden, die man überwinden muss. Da braucht es Widerstandsfähigkeit”, ließ Struber den Weg zurück zum Erfolg am Sonntag noch einmal Revue passieren.
Der Abstieg scheint endgültig verdaut, und auch die erste eigene Krise ist abgeschüttelt. So konnte der 47-Jährige vor der Weihnachtspause zufrieden bilanzieren: “Die Mannschaft hat diesen Rucksack mehr und mehr abgelegt. Jetzt heißt es volle Fahrt voraus.” Strubers Hinrunden-Fazit enthielt also gleich auch eine Kampfansage für die Rückrunde.
Schwäbe: “Jetzt sieht man, wo wir hinkönnen”
Mit dieser traf der Trainer den Nerv seiner Spieler, die mit einstimmten. Kapitän Timo Hübers forderte: “Es gilt, dranzubleiben und genau da weiterzumachen, wo wir jetzt vor der Winterpause aufgehört haben.” Der FC hat pünktlich zu Weihnachten erstmals in dieser Saison die Tabellenspitze erobert – und will sie nicht mehr hergeben. “Wir stehen jetzt dort, wo wir auch den Anspruch haben, zu stehen”, unterstrich Hübers das Aufstiegsziel.
“Wenn wir sehen, wo wir vor zehn Wochen standen”, warf Marvin Schwäbe einen Blick zurück auf Rang zwölf, wo der FC seine Ungeschlagen-Serie im Oktober begonnen hatte. “Jetzt sieht man, wo wir hinkönnen. Jetzt haben wir alles in der eigenen Hand, das ist klar. Wir haben uns selbst bewiesen, was in uns steckt”, würdigte der Torhüter den Sprung auf Platz eins, der einen Rekord bedeutete.
Der FC sicherte sich die Herbstmeisterschaft bereits zum vierten Mal. Das ist die Bestmarke in der eingleisigen 2. Liga und zugleich ein gutes Omen. 1999/00, 2002/03 und 2013/14 – nach den drei bisherigen Herbstmeisterschaften – gelang den Geißböcken jeweils die Bundesliga-Rückkehr.
Kainz: “Hätte gerne weitergehen können”
Sportchef Christian Keller wollte auf dem Betzenberg natürlich noch nichts von einer Aufstiegsversicherung wissen, sprach aber zumindest von einer “schönen Botschaft für Weihnachten” und einem “guten Gefühl für das neue Jahr, wenn es am 3. Januar wieder losgeht”.
So sehr es sich der FC verdient hat, über die Feiertage mal durchzuschnaufen: Angesichts der aktuellen Serie, die mit neun Pflichtspielen ohne Niederlage die längste seit acht Jahren ist, kommt Weihnachten eigentlich zur Unzeit. “Natürlich freue ich mich jetzt auf die freien Tage, aber so, wie es gerade gelaufen ist, hätte es gerne auch weitergehen können“, brachte Florian Kainz am Sonntag zum Ausdruck, dass er es ebenfalls nicht erwarten kann, im neuen Jahr weitere Siege zu feiern – die dann spätestens am 18. Mai, beim Rückspiel gegen Kaiserslautern, für die ganz große Party im RheinEnergieStadion sorgen sollen.
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