Vor siebeneinhalb Jahren rettete Luca Waldschmidt den Hamburger SV zumindest vorerst vor dem Abstieg. Bei seiner erstmaligen Rückkehr, am Samstagabend mit dem 1. FC Köln, winkt ihm auch die Rückkehr in Gerhard Strubers Startelf.
War dieser Doppelpack der Auftakt in ein erfolgreiches Jahr des Luca Waldschmidt? Mit einem absoluten Traumtor, einem Schuss aus 22 Metern in den Winkel, leitete der Spielmacher des 1. FC Köln die Aufholjagd gegen Viktoria Köln ein. Und mit seinem späteren Elfmeter-Treffer zum 3:2-Endstand rettete er am Dienstagnachmittag im Franz-Kremer-Stadion die Generalprobe des Zweitliga-Herbstmeisters.
„Diese Tore überraschen mich überhaupt nicht“, sagte Trainer Gerhard Struber anschließend und schmunzelte: „Die hat er wirklich im Gelenk, da ist ganz etwas Besonderes eingebaut. Es ist schön, wenn Luca uns das immer wieder zeigt. Man hat einmal mehr gesehen, wie wichtig er für diese Mannschaft ist.“
Waldschmidt: Mit gutem Gefühl in die Rückrunde
Nach seinen schwankenden Hinrunden-Leistungen war Waldschmidt zum Jahresabschluss zweimal nur von der Bank gekommen. Beim Rückrunden-Auftakt in Hamburg winkt ihm dank seiner Bewerbungstreffer im Testspiel sowie der drohenden Ausfälle von Dejan Ljubicic und Tim Lemperle (der GEISSBLOG berichtete) wieder die Startelf. „Die beiden Tore gegen Viktoria freuen mich natürlich, ich habe noch mal ein gutes Gefühl mitgenommen“, versichert der 28-Jährige selbst.
Eine Nominierung für die Anfangsformation würde ihm gerade im Volksparkstadion viel bedeuten. „Das ist auf jeden Fall ein besonderes Spiel, ich bin das erste Mal wieder zurück in Hamburg“, sagt Waldschmidt vor dem Zweitliga-Spitzenspiel. Von 2016 bis 2018 war er für den HSV auf Torejagd gegangen – und anschließend nie mehr als Gegner in der Hansestadt zu Gast gewesen. Am Samstagabend ändert sich dies.
„Ich freue mich darauf, habe noch viele Freunde in Hamburg. Es war eine schöne und emotionale Zeit damals“, erklärt der gebürtige Siegener und ahnt schon: „Es werden automatisch gewisse Erinnerungen hochkommen, wenn wir durch die Stadt fahren.“ Eine dieser Erinnerungen könnte ihn zurück zum 20. Mai 2017 führen. Am Tag, als der 1. FC Köln in die Europa League einzog, rettete der Waldschmidt den HSV mit einem späten Siegtreffer gegen den VfL Wolfsburg zumindest vorerst vor dem Abstieg.
In der nun beginnenden Rückrunde wiederum will er alles für den Aufstieg mit den Geißböcken geben – nach überschaubaren acht Startelf-Einsätzen und drei Treffern in der Zweitliga-Hinrunde am liebsten als Stammkraft. „Es gab Phasen in der Hinrunde, die für mich persönlich sehr gut liefen. Diese Phasen sollen in der Rückrunde deutlich länger sein, ich möchte deutlich öfter auf dem Platz stehen“, so sein Wunsch.
Wobei Waldschmidt betont: „Am Ende steht das Ziel des Vereins über allem. Ich will meinen Beitrag dazu leisten und gebe Tag für Tag alles, um in bester Verfassung da zu sein, wenn ich gebraucht werde.“
Waldschmidt: „Nicht unser bestes Gesicht gezeigt“
Vor dem Auswärtsspiel beim Hamburger SV sprach Waldschmidt außerdem über…
…seine Startelf-Chancen: „Es ist nicht meine Aufgabe, das zu entscheiden. Meine Aufgabe ist es, den Trainer von mir zu überzeugen. Egal, wie die Entscheidung ausfällt, für mich ist es immer wichtig, dass wir als Team erfolgreich sind und aus Hamburg als Sieger nach Hause fahren.“
…die Vorbereitung auf die Rückrunde: „In den Testspielen haben wir nicht unser bestes Gesicht gezeigt. Da war schon definitiv Luft nach oben. Klar sind Testspiele etwas anderes, als vor 50.000 Leuten zu spielen, aber so wie wir da aufgetreten sind, dürfen wir in Hamburg auf jeden Fall nicht auftreten. Da müssen wir deutlich griffiger und aggressiver sein. Wir brauchen mehr Intensität, müssen im Spiel mit dem Ball sauberer sein, bessere Lösungen finden und im letzten Drittel bessere Entscheidungen treffen.“
…den Konkurrenzkampf im FC-Kader: „Egal, wer wann auf dem Platz steht: Es geht immer darum, an sein Maximum zu kommen. Ob das die vermeintlich erste oder zweite Garde ist. Es ist auch wichtig, dass man weiß, dass hintenraus noch mal fünf Jungs kommen, die Spiele entscheiden können. Wir haben eine Breite im Kader und jeder, der da ist, muss an sein Limit kommen – sonst ist ein anderer da, der den Platz haben will.“
…die Entwicklung des FC seit dem 1:2 im Hinspiel gegen Hamburg: „Wir sind deutlich effektiver geworden. Wir haben viele Spiele eklig gewonnen, nicht unbedingt immer deutlich verdient. Wir dürfen uns aber nicht darauf verlassen, dass es so weitergeht. Es muss generell unser Anspruch sein, unsere Leistung noch einen Tick höher zu schrauben. Eklige 1:0-Siege gehören zwar dazu und sind wichtig, aber über eine ganze Saison wäre es schon gut, wenn wir noch eine Schippe drauflegen.“
…die Bedeutung der Partie beim HSV: „Wir dürfen die Schwankungen in die eine oder andere Richtung nicht zu hoch bewerten. In der Hinrunde herrschte hier gefühlt schon wieder riesiges Chaos und drei Spieltage später war alles perfekt. Daher sollten wir nach einem Sieg in Hamburg nicht sagen, dass wir durch sind, und umgekehrt sollte auch nicht die Welt untergehen. Ich erwarte ein sehr, sehr enges Spiel, beide Mannschaften sind heiß. Man freut sich, wenn man sich mit den Besten der Liga in einem schönen Stadion mit schöner Atmosphäre messen kann. Das ist ein geiles Spiel, das wir gewinnen wollen.“
…die Favoritenrolle des FC im Kampf um den Aufstieg: „Wenn man auf Platz eins steht, wird man automatisch als Favorit gesehen. Man sieht aber auch, wie eng die Liga ist. Es gibt viele gute Mannschaften, jedes Spiel muss gespielt werden, so blöd sich das anhört. Wir müssen in jedem Spiel zeigen, dass wir dem, was alle erwarten, gerecht werden. Dafür müssen wir Woche für Woche unsere Leistungen abrufen.“
…die hohen Ansprüche an ihn persönlich: „Ich kann die Ansprüche nachvollziehen, da ich selber hohe Erwartungen an mich habe. Es gilt aber, das Ganze vernünftig einzuordnen. Ich sehe das Spiel ganzheitlicher als ein emotionaler Außenstehender. Es geht für mich nicht darum, wie spektakulär die Aktionen und Tore sind, sondern was das Team und der Trainer von mir verlangen. Ich weiß schon, was ich kann – aber am Ende stehen immer elf Spieler auf dem Platz und auch verschiedene Aspekte drumherum spielen eine Rolle, beeinflussen gewisse Sachen. Ich bin auch Mensch und trage Emotionen in mir, die zu verarbeiten sind.“
…die beiden Neuzugänge Jusuf Gazibegovic und Joël Schmied: „Beide sind sehr gute Jungs. Joël hat es gegen Viktoria sehr ordentlich gemacht, hat sich schnell eingefügt. Gewisse Abläufe und Automatismen, die wir über sechs Monate immer wieder eingeprügelt bekommen haben, sind natürlich noch nicht drin. Aber man sieht im Training, dass wir Qualität dazugewonnen haben. Wir müssen den Jungs nur ein bisschen Zeit geben und die Messlatte nicht direkt ganz oben ansetzen.“
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