Der 1. FC Köln stand bereits mit eineinhalb Beinen im Halbfinale des DFB-Pokals und verpasste die große Überraschung bei Bayer Leverkusen doch noch. Nach der 2:3-Niederlage war der Zweitligist niedergeschlagen, aber auch stolz. Die Stimmen zum dramatischen Ausscheiden am Mittwochabend.
Aus Leverkusen berichten Sonja Gauer, Marc L. Merten und Martin Zenge
Linton Maina
„Es ist das schlimmste Szenario passiert: Dass du ein super Spiel machst, führst und dann – keine Ahnung, warum es acht Minuten Nachspielzeit gab – kurz vor Schluss noch das Gegentor kriegst. Mir, und ich glaube der gesamten Mannschaft, fehlen so ein bisschen die Worte. Wir werden wohl erst morgen realisieren, wie stolz wir doch auf uns sein können. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, einen richtig guten Fight abgeliefert. Das, was uns die Fans mit auf den Weg gegeben hatten, haben wir zu 100 Prozent umgesetzt, und hätten mehr verdient gehabt. Trotzdem muss man sagen, dass das auch kein Glück ist von Leverkusen, die zum keine Ahnung wievielten Mal in der letzten Sekunde noch das Tor machen. Da müssen wir bis zum Schluss noch da sein. Wobei ich keinem Spieler einen Vorwurf mache. Wir haben alle gekämpft, bis nichts mehr ging. In der Verlängerung hat man gesehen, wie tot wir alle waren, wie viel wir investiert haben.“
Dominique Heintz
„Alle Kölner können stolz sein. Im Block, zu Hause vor dem Fernseher – alle, die heute dabei waren. Was wir geleistet haben, war der Wahnsinn. Wir waren kurz davor, die Sensation zu schaffen. Klar ist das dann bitter, wenn der Schiri auf einmal acht Minuten Nachspielzeit rausholt. Ich frage mich, warum. Am Schluss hatte Leverkusen es verdient, sie hatten viele Spielanteile. Wir haben mit Leidenschaft gespielt, haben alles reingeschmissen, was wir hatten. Es tut weh, in der letzten Minute so ein Tor zu bekommen, aber wir können stolz sein. Morgen sind wir hoffentlich alle glücklich, dass wir so viel investiert und solch eine Haltung gezeigt haben. Ich glaube, Leverkusen war zwischenzeitlich sehr nervös auf dem Platz. Wir wissen, was in uns steckt.“
Timo Hübers
„Die Gefühle sind ziemlich gemischt. Auf der einen Seite sind wir super enttäuscht, weil wir es heute schon verdient gehabt hätten, jetzt noch in der Kurve zu stehen. Auf der anderen Seite haben wir vor dem Spiel gesagt: Wir wollen wieder völlig platt sein, wenn wir in den Bus steigen, nichts bereuen und alles, was wir uns vorgenommen haben, umsetzen. Da können wir einen großen Haken dran machen. So kurz nach dem Spiel überwiegt aber schon noch die Enttäuschung. Wir waren echt nah dran und hätten die heute packen können. Ich glaube, es hätte keiner gesagt, dass es unverdient ist. Wir wollten alles in die Waagschale werfen, richtig Emotionen ins Spiel bringen, knallharte Zweikämpfe führen, immer wieder Nadelstiche setzen, trotzdem einen kühlen Kopf bewahren und gut die Räume besetzen, laufen, laufen, laufen. Dann wurden wir zweimal durch Konter belohnt. Man hat schon gesehen, dass wir richtig schnelle Jungs vorne haben. Wir können uns gar keinen Vorwurf machen, bis das Spielglück in der 96. Minute dann doch gekippt ist.“
Christian Keller
„Wir hatten uns vorgenommen, dass wir alles, was wir im Tank haben, auf den Platz bringen und das ganze FC-Herz zeigen. Wir wollten, egal wie es ausgeht, mit erhobenem Haupt zurückfahren. Das ist zu 100 Prozent aufgegangen. Trotzdem tut es jetzt weh. Es fehlt zweimal nicht viel. Ich verstehe nicht, warum es acht Minuten Nachspielzeit gegeben hat. Wenn es nur sechs Minuten gegeben hätte, was mehr als ausreichend gewesen wäre, stünden wir jetzt im Halbfinale. Und dann war es auch nur ganz knapp Abseits, ohne das wir es wahrscheinlich ins Elfmeterschießen geschafft hätten. Jetzt sitzt die Mannschaft niedergeschlagen in der Kabine und versteht die Welt nicht mehr, obwohl sie es anders verdient hätten. Wir hätten gerne allen FC-Fans das Spiel geschenkt, weil es etwas ganz Großes gewesen wäre. Ich habe den Spielern gestern gesagt: Das Wunderbarste an Wundern ist, dass sie ab und zu tatsächlich passieren. Wir haben daran geglaubt, dass es möglich ist.“
Gerhard Struber
„Wir haben heute sehr viel versucht und können richtig stolz sein, dass wir so einen großen Gegner fast ins Ausscheiden gebracht hätten. Von der taktischen Herangehensweise haben wir es richtig gut gemacht. Wir haben immer probiert, den Gegner aus der Balance zu bringen und Leverkusen nicht in die gefährlichen Räume kommen zu lassen. Das war keine Magie, sondern ein großer Schulterschluss. Wir haben sehr viel gemeinsam wegverteidigt und sind selbst gefährlich hinter die Linie gekommen. Summa summarum war es ein richtig guter Fight meiner Jungs, wir haben eine ganz große Mannschaft in Europa in Bedrängnis gebracht. Das war mitunter unser Ziel. Unser Ziel war es auch, weiterzukommen – das ist uns nicht gelungen, aber wir können wie gesagt stolz sein. Bei mir überwiegt der Stolz. Gleichzeitig waren wir heute so nah dran. Das ist ein Moment, wo meine Jungs niedergeschlagen in der Kabine sitzen. Da ist es schwer, die richtigen Worte zu finden. Das ist der Sport, der tut manchmal weh. Wir können heute dennoch viele, viele Dinge mitnehmen. Man hat gesehen, dass auch wir kicken können und dass wir uns in der Liga ruhig wieder mehr zutrauen können.“
Xabi Alonso
„Wir sind zufrieden, das Halbfinale erreicht zu haben. Es war ein sehr hartes Spiel gegen einen sehr guten Gegner. Wir haben wieder mal eine sehr gute Reaktion gezeigt. Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir haben mit großem Herz bis zur letzten Minute gekämpft. Wir sind froh.“
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